Mittwoch, 27. Juli 2016

Von der inneren Freiheit hl

Losung: HERR, steh auf, dass nicht Menschen die Oberhand gewinnen. Psalm 9,20

Lehrtext: Sollte Gott nicht Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen? Lukas 18,7

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie kann ich verhindern, dass Menschen triumphieren, gerade solche, die viel mächtiger sind als ich? Eigentlich habe ich keine Chance. Und doch, ob Menschen triumphieren, Diktatoren, Terroristen, Kriminelle oder auch nur die, die sich in meinem Umfeld wie ein kleiner Gott aufspielen, das hängt auch von meiner inneren Einstellung ab. 
     Die Frage ist, ob ich sie triumphieren lasse und mich ihnen beuge und ergebe oder ob ich ihnen gerade keine Macht über mich einräume. Sie mögen äußerlich Macht über mich haben, sie mögen mich ausgrenzen oder einsperren, sie mögen mich verfolgen oder „nur“ mobben. Aber ich darf nicht zulassen, dass sie auch Macht über meine Seele gewinnen. Über sie hat nur einer Macht, der Allmächtige. Ihm gehöre ich und nicht irgendwelchen vergänglichen Machthabern. Sie können mir an die Existenz, sie können mir im Extremfall ans Leben. Aber sie dürfen mir nicht an die Seele.
     Natürlich ist das leichter gesagt als getan. Und Gott sei Dank war ich noch nie in einer solchen Extremsituation, dass ich der Willkür und dem Mutwillen von Menschen ausgeliefert gewesen wäre. Aber ich weiß von anderen, die auch im Gefängnis frei waren; die auch in ihrer äußeren Ohnmacht stärker waren als die, die scheinbar Macht über sie hatten. Nicht nur Jesus, auch Dietrich Bonhoeffer oder Mahatma Gandhi und viele andere sind dafür leuchtende Beispiele.
     Meine innere Unabhängigkeit muss ich jeden Tag neu gewinnen, auch gegenüber allen scheinbar harmlosen und subtilen Versuchen, mir zu schmeicheln oder auf mich Druck auszuüben. Auch gegenüber mir selbst, meinen Launen, meiner Trägheit, meinen negativen Gefühlen muss ich mich um meine innere Freiheit bemühen. Dazu hilft mir der Glaube, dass Gott bei mir ist, gerade auch dann, wenn es schwierig wird. Und mit diesem Glauben kann ich ganz anders vor Menschen treten als wenn ich auf mich allein gestellt wäre. Dieser Glaube stärkt mein Selbstwertgefühl, meine innere Freiheit, meine Menschenwürde. Und das spüren auch die, die meinen, etwas Besseres zu sein und mehr Macht zu haben.
      Und darum beantworte ich die Frage aus dem heutigen Lehrtext mit einem klaren Ja. Ja, Gott wird das tun. Er wird mir und allen, die zu ihm rufen zum Recht verhelfen. Davon gehe ich einfach aus und lass mich nicht von irgendwelchen Zweifeln beirren.
     Vielleicht meinst du jetzt: Na, der Hans Löhr nimmt seinen Mund ganz schön voll. Ob der wirklich so einen starken Glauben hat? Also aus mir selbst heraus nicht. Was meine Fähigkeiten betrifft, bin ich kein Glaubensheld. Darum habe ich mein bisschen Glauben bei Gott deponiert, damit er was daraus macht und mir immer wieder so viel gibt, wie ich gerade brauche.

Gebet: Herr, ich weiß, ich habe nur eine kleine Kraft. Aber du bist allmächtig. Und darum verlass ich mich nicht auf mich selbst, sondern auf dich. Du wirst mir helfen, wenn ich Hilfe brauche. Du wirst mich stärken, wenn ich Kraft brauche. Du wirst mir zu meinem Recht verhelfen, wenn andere es mir verweigern wollen. Du verteidigst meine Freiheit, wenn andere sie mir nehmen wollen. Denn nicht Menschen dürfen triumphieren über mich und deine Welt. Sondern du bist der König über alle Könige, der Herr über alle Herren, der Vater der Menschen und der Hirte meine Seele. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

3. Nachtrag:
Gestern haben islamistische Terroristen einem 84-jährigen Priester in Frankreich während einer Messe die Kehle durchgeschnitten. In diesen Tagen jagt eine erschütternde Meldung die andere. Wir leben in einer Zeit der Anfechtungen, in der unser Glaube auf die Probe gestellt wird. Und dennoch dürfen wir die vielen guten Dinge, die gleichzeitig geschehen, nicht übersehen.
Das Böse ist wie eine Schlange, die uns fixiert, damit wir davor erstarren und sie uns umso leichter packen kann. Darum will ich immer wieder auf das Gute in meinem Leben schauen, das bei weitem überwiegt, und mich davon leiten lassen.
Der Bibel zufolge hat Gott in Jesus das Böse bereits entscheidend geschlagen. Noch aber wehrt es sich mit allen Mitteln und versucht so viel Unheil anzurichten wie es kann. Doch es befindet sich auf dem Rückzug und hat keine Chance mehr zu siegen. 

2 Kommentare:

  1. Hallo, an dieser Stelle mal herzlichen Dank für ihre Impulse. Sie sind immer wieder inspirierend. Kurz und knapp und doch in die Tiefe gehend. Ich schreibe selbst einen täglichen Impuls, den ich per WhatsApp oder Email verschicke. Da bekommme ich auch immer wieder Anregungen von Ihnen. Bin jeden Tag gespannt, wie sie die Losungstexte auslegen. DANKE. Schöne Grüße Joachim Brenner

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  2. Freut mich, lieber Herr Brenner, dass Sie mit meinen Losungsauslegungen etwas anfangen können.
    Viele Grüße, Hans Löhr

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