Losung: Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der HERR von dir fordert,
nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. Micha 6,8
Lehrtext: Jesus spricht: Ein Beispiel habe
ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe. Johannes
13,15
Liebe
Leserin, lieber Leser,
nicht
alles, was im Johannesevangelium steht, gefällt mir gleich gut. Aber da sind
ein paar Worte und Geschichten, die überragen als Leuchttürme des Glaubens die
abwechslungsreiche Landschaft der Bibel. Insbesondere ist das die Geschichte,
in der Jesus am Abend vor seinem Tod den Jüngern die Füße wäscht. Aus ihr
stammt auch der der heutige Lehrtext. Sie hat mein Bild von Jesus und damit
auch mein Bild von Gott geprägt.
Da sitzen sie also, die siebengescheiten
Jünger, die meinen, schon recht viel vom Glauben zu wissen, da sie doch nun
schon längere Zeit mit Jesus unterwegs sind. Sie sehen mit offenem Mund wie er
sich eine Schürze umbindet, eine Waschschüssel nimmt, sich vor jeden einzelnen
hinkniet und ihm die staubigen Füße wäscht. Er tut genau das, was damals auch
die Haussklaven für ihre Herren getan haben. Doch der neunmalkluge Petrus wehrt
ab: „Nein, nein, Herr, tu das nicht. Vielmehr will ich dir die Füße waschen.“
Da sagt Jesus zu ihm: „Wenn ich dir nicht die Füße wasche, bist du nicht auf
meiner Seite.“ Daraufhin will Petrus gleich auch noch Hände und Gesicht von
Jesus gewaschen bekommen, um nur ja zu ihm zu gehören, zu ihm, den er ein paar
Stunden später verleugnen wird. Er versteht einfach nicht, was Jesus mit dieser
Geste sagen will. Und so fragt Jesus auch die anderen Jünger: „Versteht ihr, was ich eben getan
habe? Ihr nennt mich Meister und Herr. Das ist auch richtig so, denn ich
bin es. Wie ich, euer Meister und Herr, euch jetzt die Füße gewaschen
habe, so sollt auch ihr euch gegenseitig die Füße waschen. Ich habe euch
damit ein Beispiel gegeben, dem ihr folgen sollt. Handelt ebenso! Ich sage
euch die Wahrheit: Ein Diener steht niemals höher als sein Herr, und ein
Apostel (=Botschafter) untersteht
dem, der ihn gesandt hat. Wenn ihr das begreift und danach handelt, seid
ihr gut dran.“
Ob seine Jünger damals und alle späteren
Priester und Pfarrer, Bischöfe und Päpste diese Geste der Demut und des Dienens
verstanden haben und verstehen? Ob sie durch diese Geste ihn selbst
und Gott besser verstanden haben und verstehen?
Es will vielen nicht in den Kopf, dass der
König des Universums sich freiwillig zum Knecht der Menschen macht. Will es in
deinen Kopf, in dein Herz, dass Gott dich nicht kommandiert, sondern dir dient
mit seinem Wort, mit seinem Sohn, mit seiner Liebe? Und will es in meinen Kopf
und Herz, was der Lehrtext sagt, dass Jesus mir als Pfarrer ein Beispiel
gegeben hat, dass auch ich den Menschen diene, vor allem und in erster Linie
den Geringsten, den Schwächsten, denen, die besonders bedürftig sind?
Ich
kenne einen, in dessen Kopf und Herz das eingedrungen ist: Papst Franziskus.
Seine Vorgänger haben am Gründonnerstag ausgewählten Kirchenleuten die Füße
gewaschen. So wurde diese Demutsgeste zum bloßen Ritual. Doch Franziskus hat
sie im Sinne Jesu neu belebt, da er an diesem Tag seit seinem Amtsantritt Drogensüchtigen,
Kriminellen, Flüchtlingen, Prostituierten und anderen, die am äußeren Rand der
Gesellschaft stehen, die Füße wäscht. So gibt er ihnen ihre Menschenwürde
zurück. So dient er ihnen in der Liebe Christi.
Wenn
das in der katholischen und in meiner evangelischen Kirche Schule machen würde,
stünde einer Wiedervereinigung nichts mehr im Wege. Dann würden wir gemeinsam
ein ganz starkes Zeichen in diese unter Gier und Größenwahn, Arroganz und
Gewalt leidende Welt senden. Und die Leute würden daran erkennen, dass wir
nicht nur Taufschein-Christen sind, sondern zu Jesus gehören.
Doch
darauf sollten wir nicht warten, sondern jetzt schon mit kleinen Gesten des
Dienens und der Demut beginnen, indem einer für den anderen da ist, weil
er weiß, was gut ist (Losung).
Gebet: Herr, du beschämst mich nicht, indem du
mich kleinmachst. Du beschämst mich, indem du mir dienst, um mich groß zu
machen. Du erachtest mich für würdig ein Königskind Gottes zu sein. Ja, ich
habe verstanden, nur wer groß genug ist, kann den Kleinen dienen. Nur wer stark
genug ist, kann für die Schwachen da sein. Gib mir ein großes Herz und einen
starken Charakter, damit ich würdig bin, zu dir zu gehören und deinem Beispiel
zu folgen. Amen
Herzliche
Grüße
Ihr
/ dein Hans Löhr
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