Samstag, 23. Juli 2016

WWJD hl

Losung: Fürchtet euch nicht, wenn euch die Leute schmähen, und entsetzt euch nicht, wenn sie euch verhöhnen! Jesaja 51,7

Lehrtext: Weh euch, wenn euch jedermann wohlredet! Lukas 6,26

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Allmächt!“ – sagt man bei uns in Franken, wenn man zum Beispiel etwas Unangenehmes erfährt. „Allmächt!“ kannst du sagen, wenn du den heutigen Lehrtext liest. „Was soll denn das?“
In einer neueren Übersetzung heißt er: »Wehe euch, die ihr jetzt von allen umschmeichelt werdet, denn die falschen Propheten waren schon immer beliebt." Auf uns heute übertragen könnte das bedeuten: „Seht euch vor, wenn ihr anderen nach dem Mund redet, um ihnen zu gefallen und dabei die Wahrheit verdreht.“
Jesus, von dem das Wort aus dem Lehrtext stammt, hat es zu seinen Jüngern gesagt. Er hat damit deutlich gemacht, wie provozierend seine Lehre war. Er hat damit die Auseinandersetzung geradezu gesucht. Die Folgen waren entsprechend bis hin zum Kreuz. Nein, das was er sagte, wollten sich die Mächtigen seinerzeit nicht gefallen lassen und auch nicht viele Mächtige späterer Zeiten. Doch seine Jünger sollten es ihm gleich tun, sollten in seinem Sinn reden und handeln zu seiner Zeit und auch zu unserer Zeit.
Jetzt, nach der Messerattacke eines jungen, vermutlich afghanischen Flüchtlings auf Bahnreisende findest du viel Zustimmung, wenn du dich kritisch zu den Flüchtlingen insgesamt äußerst. Das ist ja auch verständlich, da Unsicherheit und Angst zunehmen und man die vermeintliche Gefahr, die von ihnen ausgehen könnte, gerne los wäre. Darum ist es keine Kunst, viel Zustimmung zu ernten, wenn man sich jetzt ablehnend über sie äußert. Und in der Tat, wer sucht, findet auch genügend Anhaltspunkte. Es gibt schon auch solche, die unangenehm auffallen, auch wenn sie nicht gleich gewalttätig werden. Die können dann die Geduld der ehrenamtlichen Helfer ganz schön strapazieren.
Doch da kommen jetzt die vier Buchstaben ins Spiel: WWJD – What would Jesus do? Was würde Jesus (jetzt an meiner Stelle) tun? Wer es ernst mit dem Glauben meint, muss sich diese Frage immer wieder einmal stellen und sie für sich beantworten. Und das kann dann durchaus dazu führen, was in der heutigen Losung steht, dass dich »die Leute verhöhnen und schmähen«.
Gestern Abend hat das Schultheater des Gymnasiums, das meine Kinder besuchen, ein aktuelles Stück über Flüchtlinge aufgeführt. Darin wurde die Situation einfach umgedreht. Da waren plötzlich die deutschen Jugendlichen Flüchtlinge und haben darüber gesprochen, wie es ihnen jetzt in einem arabischen Land geht, in das sie vor Terror und Krieg fliehen mussten. Das war für sie selbst und für die Zuhörer ausgesprochen lehrreich, sich selbst mal in die Situation dieser Menschen zu versetzen. Und das war meiner Meinung nach viel eher im Sinn von Jesus als wenn man mit abfälligen Reden über Flüchtlinge Öl ins Feuer gießt und so den Konflikt nur noch mehr anheizt.

Gebet: Herr, kann es sein, dass du in einem Flüchtlingsboot übers Meer zu uns kommst? Finden wir dich vielleicht eher in einem Flüchtlingsheim als in einer Kirche? Hast du vielleicht eine dunkle Hautfarbe und schwarze Haare und sprichst eine fremde Sprache? Kann das wirklich sein? …

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

p.s.: Nachdem diese Losungsauslegung geschrieben war, kam die Meldung von einem möglichen Terroranschlag in München. Noch sind die Hintergründe der Schießerei unklar. Ich meine, der Glaube hilft uns, nicht in Panik zu geraten. 
Dass es auch in Deutschland zu Anschlägen kommen würde, wurde schon seit Jahren erwartet. Wir sind bisher verschont geblieben. Nun trifft es auch unser Land. Das macht deutlich, dass wir in einer noch nicht erlösten Welt leben, in der wir zu Recht beten: „Vater unser im Himmel, erlöse uns von dem Bösen.“ Bei dieser Bitte wollen wir bleiben und darauf vertrauen, dass unser Gott mächtiger ist als alle Mächte der Finsternis.

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