Mittwoch, 28. September 2016

Der Maßstab ist das große Ganze hl

Losung: Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende. Daniel 7,14

Lehrtext: Es hat Gott wohlgefallen, dass in Christus alle Fülle wohnen sollte und er durch ihn alles mit sich versöhnte, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz. Kolosser 1,19-20

Liebe Leserin, lieber Leser,

hat das, was und wie du glaubst, Einfluss auf dein Lebensgefühl?
     Bei mir ist das so. Vor Gott, wie er mir in Jesus begegnet, fühle ich keine Furcht. Ich ehre ihn, ja. Ich beuge mich vor ihm. Aber ich habe vor ihm keine Angst. Und trotz allem, was mir misslingt, was ich falsch mache, woran ich schuldig werde, und trotz meiner Sünden – habe ich vor ihm kein schlechtes Gewissen, sondern bin sicher und ruhig. Ich schäme mich manchmal vor ihm wegen meines Versagens. Aber ich vertraue darauf, dass all das mich von seiner Liebe nicht trennen kann. Denn ich gehöre ihm in Zeit und Ewigkeit. Ich habe auch keine Angst vor seinem Gericht. Nein, kein bisschen. Denn wenn Gott mich richtet, stellt sich Jesus vor mich und sagt: ‚Vater, ich hab mein Leben für seines gegeben. Wenn du also diesen Menschen richtest, dann richte mich.‘ Die Bibel nennt diese Art des Gerichts ‚Rechtfertigung‘. 500 Jahre sind es jetzt, seitdem Martin Luther das in der Bibel wiederentdeckt hat.
     Zu den für mich wichtigsten Erkenntnissen des Apostels Paulus gehört der heutige Lehrtext hier in einer neueren Übersetzung: »Denn Gott hat beschlossen, mit seiner ganzen Fülle in ihm zu wohnen. Alles im Himmel und auf der Erde sollte durch Christus mit Gott wieder versöhnt werden, alles hat Frieden gefunden, als er am Kreuz starb.« Das ist es, worum es Gott gegangen ist und geht, damals als er in Bethlehem bei den Ärmsten der Armen in Jesus zur Welt gekommen ist, damals als er inmitten von Verbrechern auf Golgatha gestorben ist, damals als er bei den Toten war und in Jerusalem auferstanden ist. Es sollte keinen Menschen an keinem Ort geben, der nicht »durch Christus mit Gott wieder versöhnt« würde, weder im Himmel noch auf der Erde, weder unter den Lebenden noch unter den Toten. »Alles«, wirklich alles, »hat Frieden gefunden, als er am Kreuz starb.«
     Hat es jemals für uns Menschen eine bessere Botschaft gegeben? Gibt es jetzt eine bessere Nachricht für dich und für mich als die, dass wir versöhnt und im Frieden mit Gott leben können ohne ständig Angst haben zu müssen, dass uns schon noch mal die Quittung für unser Versagen präsentiert wird? Ich wüsste von alledem nichts, ich hätte mein gutes Lebensgefühl nicht, wäre er in Jesus nicht auf die Erde und somit auch zu mir gekommen. Darum ist Jesus so überaus wichtig für meinen Glauben.
     Neulich habe ich mit Mitarbeitern unserer Gemeinde über solche Glaubensthemen diskutiert. Sie haben mir keineswegs vorbehaltlos zugestimmt. Der eine und der andere hat Bibelworte zitiert, in denen vom Gericht die Rede ist und dass man sich erst für Jesus entschieden haben müsse, bevor seine frohe Botschaft auch für einen selbst gilt. Von Buße, von Umkehr wurde gesprochen, ohne die es keine Vergebung geben könne und so weiter.
     Ja, solche Bibelworte gibt es. Aber wie wichtig sind sie? Sind denn alle Bibelworte gleich wichtig? Nein. Ich brauche einen Maßstab, um erkennen zu können, worauf es in der Bibel in erster Linie ankommt und worauf es weniger oder auch nicht ankommt. Und dieser Maßstab ist das große Ganze, um das es geht und wovon im heutigen Lehrtext die Rede ist. Der Maßstab ist das große Versöhnungswerk Gottes mit seiner Schöpfung und insbesondere mit seiner Menschheit. Das überstrahlt alle Einzelheiten. Daran halte ich mich und nicht an einzelne, aus dem Zusammenhang gerissene Bibelworte, die man sich gegenseitig um die Ohren schlagen kann.
     So lasse ich am Schluss noch einmal den Apostel Paulus zu Wort kommen, der an andere Stelle im 2. Brief an die Christen in Korinth schreibt: »Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu. Er hat uns dazu bestimmt, diese Botschaft der Versöhnung in der ganzen Welt zu verbreiten. Als Botschafter Jesu Christi bitten wir nun in seinem Namen: Lasst euch mit Gott versöhnen! Denn Gott hat Christus, der ohne jede Sünde war, mit all unserer Schuld beladen und verurteilt, damit wir freigesprochen sind und Menschen werden, die Gott gefallen.«
     ‚Nachdenken über die Bibel‘, so heißen diese Losungsauslegungen. Und darum bitte ich, dass das, was ich schreibe, für dich ein Anlass sein soll, selbst über die Bibel nachzudenken und was das für einen Einfluss auf dein Lebensgefühl hat.

Gebet: Herr, wie gut, dass ich frei und unbeschwert leben kann, weil ich dir und anderen Menschen und auch mir nichts beweisen muss. Ich muss nicht erst etwas aus mir machen. In deinen Augen bin ich längst, der ich sein soll. Und nur dein Urteil zählt. Was kümmert mich das Geschwätz anderer? Danke, dass ich versöhnt und in Frieden mit dir leben kann ohne Angst, ohne schlechtes Gewissen trotz allem, wo ich versagt habe. Jetzt brauche ich nur noch eins, dass ich das auch glauben und fest darauf vertrauen kann. Darum bitte ich dich. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

2 Kommentare:

  1. Herzlichen Dank für dieses befreiende Evangelium! Jahrelang habe ich in Angst vor der Strafe Gottes gelebt,habe bis zur Erschöpfung und dem totalen Zusammenbruch mein Bestes gegeben, bis ich diese Wahrheit und Freiheit in der Erlösung durch Jesus erkannt habe!

    Die nachfolgenden Gedanken von J. Meyer ergänzen m.E. sehr gut die heutige Losungsauslegung:


    Gottes Gerechtigkeit anziehen

    Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.
    2. Korinther 5,21 (ELB)
    Die folgenden beiden wichtigen Fragen sollten Sie sich einmal stellen: „Weiß ich, wer ich in Christus bin?” - „Lebe ich in Gottes Gerechtigkeit?” Viel zu viele Menschen können diese beiden Fragen nicht wirklich beantworten und das hindert sie daran, in der Freiheit und dem Frieden zu leben, den Gott für sie bereithält.

    Die Bibel sagt, dass Gott in dem Moment, in dem wir Jesus Christus als unseren Retter annehmen, unsere Sünden wegnimmt und uns seine Gerechtigkeit gibt. Das ist ein Geschenk, das wir uns nicht verdienen müssen. Aber wir müssen sie anziehen und jedes Mal, wenn wir das tun, empfangen wir seinen Frieden.

    Wenn Sie wissen, wer Sie in Christus sind, dann werden Sie die Hindernisse dieser Welt nicht mehr stören. Wenn Sie wissen, dass er Sie liebt und für Sie gestorben ist, dann werden Sie jeden Morgen aufstehen und versuchen, Gott nach besten Kräften zu lieben. Und dann können Sie in der Gerechtigkeit leben, die er für Sie erkauft hat. Sobald Sie seine Liebe spüren, wird Ihre natürliche Reaktion sein, dass Sie mit allem, was Sie haben, für ihn leben wollen.

    Gebet: Herr, ich will mir immer bewusst sein, wer ich in dir bin. Hilf mir, mir vor Augen zu halten, was du alles für mich getan hast, damit ich jeden Tag deine Gerechtigkeit anziehen kann.

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  2. Auch Ihnen einen herzlichen Dank, liebe Frau Bretschneider, für den Kommentar. Ich würde, was J. Meyer schreibt, nur an einer Stelle ein bisschen anders formulieren. Ich meine, dass ich Gottes Gerechtigkeit nicht anziehen muss, sondern darauf vertrauen kann, dass ER sie mir längst angezogen hat.

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