Samstag, 10. September 2016

Fehlerzähler am Motorrad hl

Losung: Zu schwer lasten unsere Vergehen auf uns, du allein kannst sie vergeben. Psalm 65,4

Lehrtext: Der Zöllner stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Lukas 18,13

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Also ich doch nicht! Bei mir ist alles in Ordnung. Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Ich lass mir auch von niemanden etwas nachsagen. Ich bin ein ehrbarer Bürger. Sollen erst mal andere vor ihrer Tür kehren…“ – Vermutlich ist das ein Hauptgrund, warum viele von Gott nichts wissen wollen, weil sie ahnen, dass er sie durchschaut. Darum reden sie sich gern ein, dass es Gott gar nicht gebe. Sie möchten sein können, wie sie wollen, ohne jemanden dafür Rechenschaft zu geben.
Für mich ist das so, wie wenn ein kleines Kind die Augen schließt und behauptet, dass es die Welt gar nicht gebe. Es sieht sie ja nicht, also kann sie auch nicht sein. Naja, wer meint, auf diese Weise Gott zu entkommen, soll's halt versuchen. Aber vor ihm kann man sich nicht verstecken. Niemand kann ihn mit einer Maske täuschen. Aber niemand kann ihn auch für sich gewinnen, indem er feine Manieren an den Tag legt, ein freundliches und nettes Gesicht aufsetzt, einen vorbildlichen Lebenswandel pflegt und sich so verhält, wie es sich für gläubige Menschen gehört.
Das ist nun einmal so. Leider. Weil auf diese Weise niemand bei ihm eine Chance hat. Auch du nicht und ich erst recht nicht.
Und gilt das auch für die Frommen, für diejenigen, die an ihn glauben? Ja. Deren größte Sünde ist die Selbstgerechtigkeit. Aber wer selbstgerecht ist, wer glaubt, dass er es richtig mache und darum Recht haben will, der ist Gott noch lange nicht recht. Das hat Jesus mit der Geschichte vom Pharisäer und vom Zöllner, aus der der heutige Lehrtext stammt, ein für alle Mal klargestellt.
Ist das wirklich so? Ist wirklich jeder ein Sünder und zwar nicht nur hie und da, sondern ständig?
Einer der bekanntesten Experten für die Physik des Motorradfahrens, der selbst schon über 50 Jahre im Sattel sitzt, hat an seinem Lenker einen Fehlerzähler. Das ist so ein kleiner Zähler, mit dem man zum Beispiel Menschen zählen kann, die eine Veranstaltung besuchen. Für jeden drückt man einmal auf den Zähler und am Ende hat man dann die entsprechende Gesamtzahl. Dieser Experte und passionierte Motorradfahrer dürfte doch eigentlich auf seiner Maschine keine Fehler mehr machen, könnte man meinen. Aber so ist es nicht. Er schreibt, dass auch er sich immer wieder dabei ertappt, dass er eine Kurve falsch anfährt, nicht optimal im Sattel sitzt, auch mal vergisst, den Blinker wieder abzustellen oder im falschen Gang anhält. Das alles zählt er. Und wenn er dann von seiner Maschine wieder abgestiegen ist, weiß er, wie viel er falsch gemacht hat und kann sich besser daran erinnern, um für die Zukunft daraus zu lernen.
Sonntag für Sonntag sprechen die Besucher eines Kirchengottesdienstes die Vergebungsbitte: »Der allmächtige Gott erbarme sich unser. Er vergebe uns unsere Sünde und führe uns zum ewigen Leben.« Haben die das denn nötig? Kommt bei denen in der Woche so viel zusammen, dass sie immer wieder so bitten müssen? Nun, ich weiß nicht, wie viele wirklich mit dem Herzen bei der Sache sind, wenn sie um Vergebung bitten. Für viele wird das wohl Gottesdienstroutine sein, etwas, worüber man gar nicht mehr groß nachdenkt. Aber wenn jeder von uns, die wir so bitten, mal eine ganze Woche lang einen Fehler- oder genauer, einen Sündenzähler dabei hätte und bei jedem bösen Gedanken, Gefühle oder Wort, bei bösen Taten oder beim Unterlassen von guten auf den Zähler drücken würde – da käme schon einiges zusammen. Davon bin ich überzeugt.
Doch, doch, ich habe allen Grund, Gott immer wieder um Vergebung zu bitten und keinen, gar keinen, selbstgerecht auf andere herabzuschauen. Ich habe aber auch allen Grund, mich darauf zu verlassen, dass er mir meine Sünden vergibt und den Zähler wieder auf Null stellt.

Gebet:  Gott sei mir Sünder gnädig. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

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