Losung: Ach HERR, strafe mich nicht in
deinem Zorn und züchtige mich nicht in deinem Grimm! Psalm 6,2
Lehrtext: Wer will verdammen? Christus Jesus
ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zur
Rechten Gottes ist und uns vertritt. Römer 8,34
Liebe Leserin, lieber Leser,
ich konnte lange Zeit mit solchen Bibelworten wie der
heutigen Tageslosung nichts anfangen. Mit einem zornigen und strafenden Gott
wollte ich nichts zu tun haben. Das ist noch immer so. Denn ich bringe einen
solchen Gott nicht mit dem himmlischen Vater zusammen, der sich seinen Menschen
in Jesus Christus gezeigt hat. Und trotzdem macht mich das Losungswort
nachdenklich. Ich frage nach dem Menschen, der so redet wie im Psalm 6 und
warum er das tut. Sein Gewissen sagt ihm, dass er mit seinem Leben vor Gott
nicht bestehen kann. Schonungslos prüft er sich selbst und stellt fest:
Eigentlich hätte ich Gottes Strafe und Zorn verdient. Aber ich will ihn bitten,
dass dies nicht geschieht.
Was dieser Mensch wohl getan hat, dass er so denkt? Ich
glaube nicht, dass er eine besondere Untat begangen hat. Er kennt sich nur
selbst ziemlich genau und weiß, was wirklich hinter seiner Stirn vorgeht und im
tiefsten Grunde seines Herzens. Er weiß um das Negative, das in ihm steckt,
auch um die Versuchung zum Bösen. Letzten Endes ist er nur ehrlich zu sich selbst.
Gibt es eigentlich solche Menschen noch? Leute, die Skrupel
haben? Die wissen, was ein schlechtes Gewissen ist? Die ihre Schuld drückt und
ihre Sünden belasten? Denen durchaus bewusst ist, dass sie sich nicht am
eigenen Schopf aus ihrem Sumpf ziehen können? Und die darum in sich das
Verlangen haben, von all dem Negativen befreit zu werden, nicht zuletzt von
ihrer Selbstgerechtigkeit und Rechthaberei? Kennst du solche Menschen?
Jaja, ich weiß schon, dass jetzt wieder einige sagen oder
denken: ‚Sei doch froh, dass das nicht mehr so ist, dass Menschen vor Gott kein
schlechtes Gewissen mehr haben müssen, dass man nicht mehr von Sünde reden und
sich mit Skrupeln herumplagen muss.‘
Nein, darüber bin ich ganz und gar nicht froh. Ich meine,
nicht derjenige, der ein schlechtes Gewissen, der Skrupel und ein
Sündenbewusstsein hat, ist krank, sondern die Gesellschaft, der das alles
abgeht. Denn eine solche Gesellschaft hat den Respekt vor einer höheren Macht
über sich verloren. Ich möchte nicht, dass Menschen in unserem Land Einfluss
haben, die gewissenlos, skrupellos, respektlos, selbstgerecht und
rechthaberisch sind. Denen nichts mehr heilig ist. Solchen Menschen möchte ich
unser Land und die Zukunft unserer Kinder nicht anvertrauen.
Ich weiß, ich muss in dem überschaubaren Bereich, in dem ich
Einfluss habe, mit gutem Beispiel vorangehen. Und das heißt, dass ich mich vor
Gott ehrlich und selbstkritisch so sehe, wie ich wirklich bin. Dass ich ganz
und gar auf seine Gnade angewiesen bin, weil ich ihm nichts, aber auch gar
nichts geben könnte, was auf ihn Eindruck machen würde.
Dass ich bei Gott gerechtfertigt bin, dass ich ihm recht
bin, hat nichts damit zu tun, was ich vorweisen könnte, sondern alles damit,
was Jesus vorweisen kann. Er ist für mich gestorben. Er ist für mich
auferstanden. Er vertritt mich vor Gott (Lehrtext).
Darum, und nur darum bin ich Gott recht. Ich lebe ganz und gar aus
seiner Gnade, ganz und gar von seiner Vergebung. Sonst gäbe es mich nicht mehr.
Und darum soll ich und will ich ganz und gar dankbar sein und in gutem Sinn demütig
vor meinem Gott. Ob mir das gelingt, steht noch einmal auf einem anderen Blatt.
Aber so viel ist mir schon klar: An Gott glauben, auf ihn vertrauen, auf ihn
hören und mit ihm leben kann ich nur als einer, der alles von ihm erwartet,
alles von ihm bekommt und deshalb dankbar ist.
Gebet: Herr, du
weißt, ich bin nicht besser als andere. Gibt es überhaupt Menschen, die besser
als andere sind? Stehen wir als Sünder nicht alle auf derselben Stufe? Und
darum will ich nicht auf andere herabschauen, sondern zu dir aufschauen und dir
danken, dass ich ohne mein geringstes Verdienst allein aus deiner Gnade und von
deiner Vergebung leben kann. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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