Dienstag, 20. September 2016

gesalbt hl

Losung: Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Psalm 23,5

Lehrtext: Als Jesus in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Glas mit unverfälschtem und kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Glas und goss es auf sein Haupt. Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls? Jesus aber sprach: Lasst sie in Frieden! Was betrübt ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Markus 14,3.4.6

Liebe Leserin, lieber Leser,

Richtig – falsch. Dieses Schwarzweiß-Denken gab es schon in biblischer Zeit. So beschimpften die Gäste im Hause Simons eine Frau, dass sie teures Salböl vergeuden würde (Lehrtext). Das ist gaaanz falsch! Statt dieses Öl für Jesus zu kaufen, hätte sie das Geld besser den Armen geben sollen. Und das ist rrrichtig. Nicht wahr?
     Jaja, wenn man nur immer weiß, was richtig und falsch ist. Wenn man nur immer weiß, was andere falsch machen. Selber ist man natürlich korrekt und macht alles richtig. Selber weiß man’s immer besser. Natürlich waren die Gäste Simons im Recht. Den Armen hätte das Geld gut getan. Aber wer immer Recht haben will, dem kann leicht die Liebe abhanden kommen. Und um Liebe geht es im heutigen Lehrtext.
     Die unbekannte Frau hat Jesus geliebt. Was für eine Art Liebe das war? Man weiß es nicht. Die Bibel schweigt dazu. Offenbar ist es auch egal. Sie zeigt ihre Liebe, indem sie eine hohe Schwelle überwindet. Selbst in unserer Zeit und Gesellschaft wäre es höchst ungewöhnlich, wenn du ein Essen für Gäste gibst und es kommt plötzlich eine Frau, die niemand kennt, und massiert deinem Ehrengast teures Salböl ins Haar. Da denkt man doch gleich: ‚Na, die hat sie nicht alle.‘ Doch daran haben sich die Gäste des Simon gar nicht gestört. Sondern daran, dass das Salböl so ungewöhnlich kostbar und teuer gewesen ist.
     Und Jesus? Wäre er Franke, hätte er vermutlich gesagt: ‚Des hätt’s fei net braucht.‘ Aber er lässt sich diese Geste der Liebe gefallen. Er duldet nicht, dass man diese Frau zurechtweist und beschämt. Er sieht tiefer als die anderen, ja selbst als die Frau. Er sieht und spürt, dass das der letzte Liebesdienst ist, den man damals einem Menschen erweisen konnte: die Salbung zum Begräbnis. Er allein weiß um die wirkliche Bedeutung dieser Geste.
...
Was ist dein Salböl? Womit willst du Jesus salben, falls du das überhaupt willst? Es sollte schon etwas ganz besonders Kostbares sein.
     Mit das Kostbarste, das du hast, ist Zeit. Sie wird immer weniger und darum immer kostbarer. Gib ihm von deiner Zeit. ‚Salbe‘ ihn mit der Zeit, die du dir für Gott nimmst: Mit deiner Gebetszeit. Mit der Zeit, in der du Lobpreislieder singst oder hörst. Mit der Zeit, in der du Gottesdienste besuchst. Mit der Zeit, in der du anderen Menschen etwas Gutes tust. Wenn du Jesus damit salbst, dann ist er auch dein Christus, auf Deutsch: Dein Gesalbter. Aber denke auch daran, dass du sein Gesalbter bist. Nicht nur du erweist ihm einen Liebesdienst. Bevor du nur daran denken konntest, hat er dich bereits geliebt oder, wie es in der Losung aus dem Psalm 23 heißt: ‚gesalbt‘. Das ist die Geste, dass er eine ganz besonders enge Beziehung zu dir hat und du zu ihm gehörst.
     Na klar kannst du mit deiner Zeit auch etwas anderes anfangen. Doch womit kann man Zeit sinnvoller und schöner verbringen als damit, dass einer den andern liebt?!

Gebet: Herr, du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

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