Losung: Mose sprach: Alles, was ich euch gebiete, das sollt ihr halten und danach tun. Du sollst nichts dazutun und nichts davontun. 5.Mose 13,1
Lehrtext: Jesus spricht: Willst du zum Leben eingehen, so halte die Gebote. Matthäus 19,17
Liebe Leserin, lieber Leser,
ich bin zur Zeit nur wenige Kilometer Luftlinie von dem Berg im Sinaigebirge entfernt, auf dem Mose die 10 Gebote empfangen haben soll. Vielleicht war es auch auf einem anderen Berg im Sinai. Vor etlichen Jahren war ich bei Sonnenaufgang dort oben und hatte einen atemberaubenden Blick über die rot leuchtenden Gipfel ringsum. Überall nur Fels und Stein. Eine karge, lebensfeindliche, "harte" Gegend bis heute.
Wer da überleben will, dem nötigt die Natur feste Regeln auf, der muss sich ständig auf die Suche nach Wasser und Nahrung machen und Schutz vor der Sonnenhitze des Tages und vor dem Frost in der Nacht suchen.
Die Beduinen schaffen das seit Jahrtausenden.Doch sie überleben nur deshalb, weil sie feste Regeln für das Zusammenleben haben: religiöse und soziale Gebote wie die 10 Gebote des Mose.
Im Grunde kann jede Gemeinschaft und Gesellschaft nur dann bestehen, wenn die Menschen solche Gebote beachten. Meines Erachtens sind gerade die religiösen Gebote lebensnotwendig, weil eine Gesellschaft von solchen Voraussetzungen lebt, die sie selbst nicht schaffen kann.
Doch ein Missbrauch dieser Gebote führt dazu, dass damit das Zusammenleben zu stark eingeengt wird, die Menschen ihre Freiheit verlieren und ihre Fähigkeiten und Gaben nur unzureichend entfalten können. Einzelgebote aus vergangenen Jahrhunderten dürfen nicht starr auf die Gegenwart angewandt werden.
Die islamischen Gesellschaften sind für mich dafür ein trauriges Beispiel. Die Unterdrückung der Frauen, mangelnde Bildung sowie die fehlende Religionsfreiheit hindern sie daran, das vorhandene geistige Potential zu nutzen. Das hemmt Forschung und Wissenschaft und ebenso die wirtschaftliche und technologische Entwicklung.
Das Wort des Mose in der Losung birgt ebenfalls eine solche Gefahr. Demgegenüber sagt Jesus, dass man sich nicht mit zahllosen Geboten und Verboten verzetteln soll, sondern sich auf das wesentlich Gebot konzentrieren, das die Erfüllung aller anderen Gebote enthält: "Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst." (Matthäus 22,37-40) Denn Liebe lässt Raum zum Leben und Atmen. Sie ist ein Kind der Freiheit und nicht des Zwangs. Sie dient freiwillig, doch sie herrscht nicht. Sie ist das Band, das uns untereinander und mit Gott verbindet. Doch sie ist keine Fessel. Sie ist das Größte, noch größer als Glaube und Hoffnung. (1. Korinther 13,13)
Gebet: Herr, du hast uns mit deiner Liebe" die herrliche Freiheit der Kinder Gottes" (Römer 8,21b) geschenkt. Dir zuliebe will ich diese Freiheit nicht missbrauchen, sondern in ihr dich allein ehren und meinen Mitmenschen dienen. Amen
Herzliche Grüße aus dem Sinai,
Hans Löhr
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