Losung: Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue? Psalm 42,3
Lehrtext: Auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes. Denn wir sind gerettet auf Hoffnung hin. Römer 8,23-24
Liebe Leserin, lieber Leser,
immer dieselben Gesichter auf den Titelseiten der Zeitungen. Immer dieselben Gesichter in den Talkshows. Immer dieselben Gesichter in den Unterhaltungssendungen. Immer dasselbe Gesicht, wenn ich früh in den Spiegel schaue. Nein, mir geht es nicht um Schönheit. Mir geht es darum, was ich von den Personen, die diese Gesichter vorstellen, erwarten kann. Ehrlich gesagt, nicht viel. Und das ist noch nicht einmal ihre Schuld. Eines der größten Probleme ist, dass Menschen von Menschen zu viel erwarten: Die Lösung aller Probleme, eine glänzende Zukunft, ständig wachsender Wohlstand, Sicherheit und Frieden. Ja manchmal sogar das Heil. Aber auch die Mächtigen, auch die Prominenz, auch die Reichen und Schönen, ja selbst die Genies sind und bleiben nur Menschen: Anfällig und hinfällig, labil, schuldig, begrenzt und sterblich. Jeder Kaiser ist unter seinem neuen Kleid nackt. Jeder Hauptmann macht unter seiner Uniform nicht mehr her als ein Schuster.
Nein, von einem Menschen erwarte ich mir keine umfassende Problem-Lösung mehr und erst recht keine Er-Lösung. Ich verabscheue jede Art von Personenkult. Ich mag es nicht, wenn ein Mensch einen anderen anhimmelt oder gar vergöttert. Zumindest was die menschlichen Regierungskünste betrifft, bin ich bis auf die Knochen ernüchtert. Das ist keine allgemeine Politikerschelte. Denn natürlich bin ich froh, wenn Menschen bereit sind, für das Gemeinwesen Verantwortung zu übernehmen. Gerade deswegen will ich mich hüten, sie in Bausch und Bogen zu verurteilen oder in den Himmel zu heben, was nur die beiden Seiten ein und derselben Medaille sind.
Ich möchte aber auch nicht zynisch sein, nicht pessimistisch, erst recht nicht verbittert oder verzweifelt. Ich wäre es vielleicht, wenn ich alles nur auf den Menschen setzen würde, so wie ein Roulettespieler alles auf eine Zahl setzt und alles verliert. Ich möchte allen schlechten Nachrichten zum Trotz ein fröhlicher und zuversichtlicher Mensch bleiben. Und das kann ich nur, wenn ich alles auf Gott setze und, wie ich glaube und hoffe, damit alles gewinne. Denn nach ihm dürste ich wie ein Wüstenwanderer (Losung). Nach ihm sehne ich mich wie ein Kind nach seiner Mutter (Lehrtext). In mir trage ich eine widerspenstige, aufsässige, unbelehrbare Hoffnung, dass das gute Ende von allem (!) längst feststeht (Lehrtext), nicht weil ich es mir wünsche, sondern weil Gott es so will.
Gebet: Herr, ich sehne mich danach, dass ich nach all den immer selben Gesichtern einmal nicht mehr nur glaube, sondern dein warmes und helles Angesicht schaue (Losung) und alle Fesseln fallen, die jetzt noch binden. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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