Losung: Fragt nach den Wegen der Vorzeit, welches der gute Weg sei, und wandelt darin, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele! Jeremia 6,16
Lehrtext: Werdet Nachfolger derer, die durch Glauben und Geduld die Verheißungen ererben. Hebräer 6,12
Liebe Leserin, lieber Leser,
gestern haben wir uns wieder getroffen, sieben Klassenkameraden, die gemeinsam das Abitur gemacht haben und seit ein paar Jahren alle sechs Wochen einen Abend miteinander verbringen. Wir nennen das „Bubentreffen“. Wir reden dann über Gott und die Welt. Meist mehr über die Welt als über Gott. Aber da nun mal ein Pfarrer dabei ist, fällt auch Gott nicht ganz untern Tisch. Wir können uns mächtig über die politische Lage in der Welt und in unserem Land aufregen, über die Berichterstattung in den Medien, über Umweltzerstörung und Klimawandel, über den Bankrott des Krankenhauses in Ansbach oder über die Stationierung der US Armee mit ihren tödlichen Kampfhubschraubern in Katterbach.
Und dann? Dann stellen wir fest, dass wir weitgehend ratlos und hilflos sind, dagegen etwas zu tun. Dann stellen wir fest, dass die Themen und Probleme so komplex sind, dass wir keine einfachen Lösungsmöglichkeiten finden. Dann stellen wir aber auch fest, dass es allen anderen genauso geht – von den üblichen Vereinfachern mal abgesehen. Auch die Politiker, die uns regieren, scheitern an der Komplexität der Probleme, haben oft keine befriedigenden Antworten und fahren, was die Zukunft betrifft, genauso auf Sicht wie wir. Diese Erkenntnis ist ziemlich beunruhigend. Aber was soll man machen? Immerhin engagiert sich einer von uns in der Kommunalpolitik. Ich rechne es ihm hoch an, dass er seine Zeit und seine Nerven dafür aufwendet. Aber sonst?
Auch die „Wege der Vorzeit“ (Losung) helfen uns nicht weiter. Was früher gegolten hat, gilt heute nicht mehr. Die Welt hat sich nicht zuletzt durch die technologische Revolution so radikal geändert, dass niemand weiß, welcher Weg heute der richtige ist.
Aber haben es die Christen zur Zeit des neuen Testaments gewusst? Wussten sie, welche Pläne der heidnische Kaiser im fernen Rom schmiedete? Hatten sie überhaupt Kenntnis von der Politik, auf die sie sowieso keinen Einfluss nehmen konnten? Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als den Lauf der Zeit so zu nehmen, wie er war. Doch in all dieser Ungewissheit hat ihnen der Glaube zum Seelenfrieden (Losung) geholfen. Sie vertrauten sich, ihre Angehörigen und alles Gott an. Sie vertrauten darauf, dass er letzten Endes regiert und weiß, was er will und was werden wird. Und so folgten sie denen nach, die mit Glauben und Geduld (Lehrtext) daran festhielten, dass Gott seine Verheißungen erfüllen werde.
Ich weiß, dass das viele nicht befriedigt. Aber weiß jemand etwas Besseres?
Gebet: Herr, uns sind die Gewissheiten ausgegangen wie das Kleingeld. Erschrocken müssen wir feststellen, dass niemand mehr weiß, wie es weitergehen wird. Nun erkennen wir unsere Grenzen. Aber ich will nicht resignieren oder gar zynisch werden. Ich vertraue weiter auf dich. Du gibst mir Halt in haltslosen Zeiten. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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