Losung: HERR, ich warte auf dein Heil. Psalm 119,166
Lehrtext: Simeon war
vom Heiligen Geist geweissagt worden, er solle den Tod nicht sehen, er habe
denn zuvor den Christus des Herrn gesehen. Und er kam vom Geist geführt in den
Tempel. Da nahm er das Kind Jesus auf seine Arme und lobte Gott. Lukas
2,26-27.28
Liebe Leserin, lieber Leser,
seit mehreren Jahren kaufen wir auf dem Rothenburger Weihnachtsmarkt ein Lichthaus aus glasierter Keramik. Im Lauf der Zeit ist eine kleine Stadt zusammengekommen mit Nachbildungen historischer Fachwerkhäuser aus Franken. Wir bauen sie in der Adventszeit in unserem Esszimmer auf und abends stellen wir Teelichter in die Häuser, um ihre Fenster zu erleuchten. Dann freuen wir uns an dem Anblick.
Warum tun wir das? Ich hatte mir bisher diese Frage nicht gestellt. Mir haben die Häuschen einfach gefallen und meiner Frau auch. Aber vielleicht sind sie ein Hinweis auf eine tiefer sitzende Sehnsucht, die Sehnsucht nach einer heilen Welt, in der alles so friedlich und harmonisch ist, wie wir uns das wünschen. Diese Sehnsucht ist umso stärker, je weniger die wirkliche Welt so ist. Denn die Welt, wie sie von den Medien in unser Wohnzimmer gebracht wird, ist alles andere als heil, nicht nur die weite, sondern auch die nahe, nicht nur die große, sondern auch die kleine Welt.
Wir können uns bemühen und müssen daran arbeiten, wenigstens unsere kleine Welt zu Hause so heil wie möglich zu gestalten. Doch das gelingt nicht immer. Auch in unserer Familie gibt es Enttäuschungen, Ärger und Streit. Und wenn es uns schon nicht gelingt, in den eigenen vier Wänden eine heile Welt zu bauen, die bleibt, wie dann erst draußen? Nein, eine heile Welt hat es nie gegeben und wird es nie geben solange wir auf dieser vergänglichen Erde sind. Doch diese Einsicht soll mich nicht daran hindern, dem Unheil zu widerstehen und wenigstens an meinem Platz dafür zu sorgen, dass die Welt ein kleines bisschen heiler und heller wird.
Die Welt, in der der alte Simeon (Lehrtext) lebte, war genauso wenig heil wie unsere. Vermutlich hatte auch er, wie alle frommen Juden zu seiner und zu unserer Zeit, das Heil vom Messias, dem großen König der Endzeit, erwartet. Doch es kam in Gestalt eines kleinen Kindes zu ihm. Der Heilige Geist, so sagt es die Bibel, öffnete ihm dafür die Augen als er das Kind in seinen Armen hielt.
Ja, wenn Gott etwas Großes tut, fängt er zumeist ganz klein an. Damals war es ein steinalter Mann, der erkannt hatte, dass mit dem Kind etwas Großes beginnen würde. Heute feiert man überall auf der Welt Jesu Geburt. Ich denke, wir alle haben es nicht weniger nötig als Simeon, dass uns der Heilige Geist die Augen öffnet und wir die tiefere Bedeutung von Weihnachten erkennen. Nein, die heile Welt ist noch nicht da. Aber sie scheint jetzt schon auf, wo Menschen sich im Namen Jesu für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen, wo sie das Trennende zurückstellen und das Gemeinsame suchen.
Gebet: Herr, ich sehne mich nach deinem Heil. Nach einem Leben in Frieden und Sicherheit, ohne Angst vor Katastrophen, Krankheit und Tod, ohne Angst um Angehörige und Freunde. Ich sehne mich nach einem Leben ohne Schmerzen und seelische Verletzungen, nach einem erfüllten Leben voll Segen und Sinn. Ich weiß, dass diese Sehnsucht in diesem Leben nicht gestillt wird. Ich weiß aber auch, dass ich an meinem Platz und mit deiner Hilfe etwas dazu tun kann, damit es da, wo ich bin, ein kleines bisschen heiler und heller wird. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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