Lehrtext: Das Reich
Gottes kommt nicht so, dass man's beobachten kann; man wird auch nicht sagen:
Siehe, hier!, oder: Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter
euch. Lukas 17,20-21
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie weit reicht eigentlich deine Macht? Hm, das Wort Macht ist vielleicht etwas hoch gegriffen. Darum frage ich noch einmal: Wie weit reicht dein Einfluss? Ich denke, jeder hat auf andere Einfluss, auch wenn einem selbst das nicht bewusst ist. Aber je näher und länger ich mit jemanden zusammen bin, desto größer ist mein Einfluss. Das gilt vor allem für das Familienleben, aber auch am Arbeitsplatz, im Verein oder in einer Gemeinde.
Ich kann mich natürlich dem Einfluss eines anderen entziehen, indem ich den Kontakt mit ihm meide. Aber so ganz klappt das nicht. Irgendwie denke ich dann doch an ihn erst recht, wenn ich das nicht will. Und das hat Folgen für mein Befinden.
Wie weit reicht eigentlich Gottes Macht? Wie weit reicht sein Einfluss? Die Macht des Allmächtigen ist grenzenlos bis auf eine Ausnahme, das menschliche Herz. Jeder kann sich Gottes Einfluss auch wieder entziehen und ein Leben ohne ihn führen. Aber so ganz wird niemand Gott los. Einmal, weil das Thema ‚Gott‘ immer wieder mal eine Rolle spielt. Hauptsächlich aber, weil Gott auch die Gottlosen nicht loslässt. Sie mögen zwar glauben, ihn los zu sein, sind es aber nicht.
Jesus sagt im Lehrtext, dass Gottes Einflussbereich, dass seine Macht mitten unter uns ist. Um dieses Geheimnis zu verstehen (Losung), nehme ich ein anderes Wort von ihm hinzu, wenn er sagt: »Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. (Matthäus 18,20)« Ich verstehe das so, dass Gott zwar immer und überall wirkt, ich mir aber sein Wirken (seine Herrschaft bzw. sein Reich) bewusst machen muss, damit ich es auch erkenne. Und er wirkt nicht irgendwie, sondern in und durch Jesus. In ihm kommt Gottes Reich zu uns. An ihm erkenne ich, wie Gott wirkt und herrscht. Kurz gesagt: Er tut das nicht wie ein Diktator, sondern wie ein guter Hirte, der sich um seine Schafe kümmert, vor allem um die, die verloren gegangen sind.
Aber warum heißt der Lehrtext nicht: Gottes Reich kommt zu mir und ist mitten in mir? Warum ist Jesus nicht in mir ohne die zwei oder drei? Meine Erfahrung ist, für sich allein kann man auf die Dauer nicht glauben. Entweder nimmt dann der Glaube seltsame Formen an, weil ich kein Gegenüber mehr habe, kein Korrektiv, das mich in meinen Glaubensansichten korrigieren könnte. Oder mein Glaube vertrocknet, weil ich ihn nicht mit anderen teilen und mich seiner nicht mit ihnen gemeinsam vergewissern kann. Von Anfang an gehört zum Christsein die Gemeinde dazu, die Gemeinschaft der Glaubenden. In ihr erhält mein Glaube immer wieder neue Impulse und bleibt lebendig. In ihr ist Christus gegenwärtig und kann Gott seinen heilsamen Einfluss ausüben auf alle, die sich ihm öffnen.
Gebet: Herr, damit du in mir wirken kannst, muss ich aus mir hinausgehen, mit anderen meinen Glauben feiern, von ihnen von dir hören oder lesen. So bitte ich dich: Ermutige mich dazu. Stärke meinen Glauben, wenn ich dir mit ihnen gemeinsam Lieder singe, zu dir bete und dein Wort höre. Und gib mir die Kraft zu tun, was du sagst. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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