Sonntag, 7. April 2019

Lebensfroher Glaube hl

LosungMein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott. Psalm 84,3 

Lehrtext: Jesus spricht: Bleibt in meiner Liebe! Das habe ich euch gesagt, auf dass meine Freude in euch sei und eure Freude vollkommen werde. Johannes 15,9.11 

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn du etwas mit Leib und Seele tust, dann tust du das ganz und gar. Der Mensch aus der Losung freut sich ganz und gar in Gott. Anders gesagt und genau übersetzt: Er jubelt Gott zu so wie ein Fußballfan seiner Mannschaft zujubelt, wenn sie ein schweres Spiel doch noch gewonnen hat. Dann ist ein solcher Fan ganz aus dem Häuschen.
     Kannst du dir vorstellen, dass Besucher unserer Kirchengottesdienste ganz aus dem Häuschen sind? Nicht mal in unserem zeitgemäßen Lichtblickgottesdienst freuen sich die Leute so über Gott und jubeln ihm zu. Doch es gibt charismatische Gemeinden und Pfingstgemeinden und es gibt vor allem die Gospelgemeinden der Afroamerikaner, in denen dies geschieht. In den Filmen „Blues Brothers“ und „Sister Act“ wird so eine Begeisterung im Gottesdienst wunderbar inszeniert.
     In Deutschland war die Kirche jahrhundertelang besonders schwerblütig und lustfeindlich. Heinrich Heine meint, dass das mit den germanischen Göttern zu tun habe, die nach der Missionierung in die Hölle verbannt worden sind. Als Repräsentanten des Bösen hätten sie dann sozusagen aus der Unterwelt heraus Angst und Schrecken verbreitet. Jedenfalls war die katholische Kirche in den romanischen Ländern, besonders in Italien und Frankreich, freundlicher und lebensbejahender.
     Offenbar klebt uns die religiöse Schwerblütigkeit noch immer an der Seele, auch in der evangelischen Kirche. Der Pfarrersohn und Philosoph Friedrich Nietzsche sagte dazu: »Ich würde nur an einen Gott glauben, der zu tanzen verstünde. Und als ich meinen Teufel sah, da fand ich ihn ernst, gründlich, tief, feierlich. Er war der Geist der Schwere. Durch ihn fallen alle Dinge.« (Zarathustra Buch I)
     Ernst, gründlich, tief, feierlich – so habe ich meine evangelische Kirche erlebt und so tritt sie noch heute an vielen Orten in Erscheinung. Wo bleibt da die Lebensfreude? Wo die Lust? Wo die Begeisterung? Wo sind da Gottes Fans, die ihm mit Leib und Seele zu jubeln? Kein Wunder, dass die jungen Leute mit den Kirchen in Deutschland kaum noch etwas anzufangen wissen. Der Protestantismus war einst unter Martin Luther eine Befreiung in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen. Da blühte nicht nur der Glaube auf, sondern auch die Musik, die Dichtkunst und die Kultur im Ganzen. Doch dann ist dieser lebendige Glaube unter den schwarzen Talaren der Geistlichkeit allmählich erstickt. Dann wurde er zum immerwährenden Karfreitag: „ernst, gründlich, tief, feierlich“ …
     Dem halte ich das Wort Jesu aus dem heutigen Lehrtext entgegen: „Bleibt in meiner Liebe, auf dass meine Freude in euch sei und eure Freude vollkommen werde.“ Wenn uns das gelingt, wenn wir seine Liebe leben und seine Freude ausstrahlen, dann werden auch unsere Gemeinden wieder attraktiv. Doch dazu wird wohl jeder von uns bei sich selbst anfangen müssen.

Gebet: Herr, du bist ja nicht nur in unseren schweren Zeiten da. Du schenkst uns auch die guten Zeiten, dass wir uns unbeschwert unseres Lebens freuen können. Du selbst strahlst uns an mit einem liebevollen Blick, warm und hell, und schenkst uns immer wieder schöne Tage und frohe Stunden. So werde auch ich froh, wenn ich an dich denke und zuversichtlich, wenn ich mit ihr lebe. Fülle mich mit deiner Freude, dass ich sie weitergebe an die, mit denen ich zusammen bin. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach

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