Losung: Das Land wird
voll Erkenntnis des HERRN sein, wie Wasser das Meer bedeckt. Jesaja 11,9
Lehrtext: Es hat Gott gefallen, alle Fülle in Christus wohnen zu lassen und durch ihn alles zu versöhnen zu ihm hin, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz. Kolosser 1,19-20
Lehrtext: Es hat Gott gefallen, alle Fülle in Christus wohnen zu lassen und durch ihn alles zu versöhnen zu ihm hin, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz. Kolosser 1,19-20
Liebe Leserin, lieber Leser,
ja, das wäre schön, wenn dieser biblische
Wunsch in der heutigen Losung in Erfüllung ginge und wirklich das ganze
Land, die ganze Erde voll Gotteserkentnis wäre. Aber das ist Gottes Sache. Er
allein weiß, warum es so viele unterschiedliche Gottesvorstellungen gibt. Nicht
nur bei Muslimen, Hindus und Juden. Auch Christen stellen sich Gott höchst
unterschiedlich vor. Ich versuche mich dabei an der Bibel, am Neuen Testament
zu orientieren. Da erkenne ich Gott in Jesus Christus, in dem Kind in der
Krippe und im Mann am Kreuz. Trotzdem kann und will ich meine
Gotteserkenntnis nicht absolut setzen und dem Wahn verfallen, als hätte ich die
Wahrheit gepachtet.
Meine Erkenntnis von
Gott, die ich im Laufe der Jahrzehnte gewonnen habe und die mir nicht eines
schönen Tages einfach so in den Schoß gefallen ist, – sie deckt sich zum Teil
mit dem, was im Lehrtext steht. Ja, das glaube auch ich, dass ER mit
seiner ganzen Fülle in Christus wohnt und alles, wirklich alles, es sei im
Himmel oder auf Erden, durch ihn erlöst. Was ich nicht mehr
glaube, ist die aus den altorientalischen Religionen und aus dem Alten
Testament stammende Lehre der Blutversöhnung. Damit hat sich der Opfergedanke
der Judenchristen (Paulus und seine Schüler) in der frühen Christenheit
durchgesetzt und lebt im Neuen Testament und in der christlichen Theologie
fort.
Ich jedenfalls glaube
einfach nicht mehr, dass Blut fließen muss, zumal das Blut seines Sohnes Jesus
Christus, damit Gott versöhnt werden kann. Das erinnert mich zu sehr an die
Menschenopfer der Inka oder in anderen heidnischen Religionen. Und auch
die Ketzer- und Hexenverbrennungen der Kirchen sind von diesem grausamen
Opferwahn beeinflusst.
Mir ist auch ein
Rätsel, warum die katholische Kirche an der Vorstellung des
Opferpriesters festhält, der bei jeder Messe Jesus aufs Neue opfert und auf magische Weise den Wein in
das Blut Christi verwandelt. So heißt es im Katechismus der Katholischen
Kirche, Abschnitt 1366, „Die Eucharistie (Abendmahl) ist also ein Opfer, denn
sie stellt das Opfer des Kreuzes dar und macht es dadurch gegenwärtig." Im
Abschnitt 1367 heißt es weiter: „Das Opfer Christi und das Opfer der
Eucharistie sind ein einziges Opfer: 'Denn die Opfergabe ist ein und dieselbe;
derselbe, der sich selbst damals am Kreuze opferte, opfert jetzt durch
den Dienst der Priester; allein die Weise des Opferns ist verschieden'. „In diesem göttlichen Opfer, das in der Messe vollzogen wird,
[ist] jener selbe Christus enthalten und [wird] unblutig geopfert ...
der auf dem Altar des Kreuzes ein für allemal sich selbst blutig opferte".
Bei so viel
Opfergerede wird mir ganz schlecht. Vielmehr glaube ich nach meinem
Bibelverständnis, Jesus wurde weder von Gott geopfert noch hat er sich selbst
ihm geopfert, um ihn mit seinem Blut (Tod) gnädig zu stimmen und mit uns zu
versöhnen. Hinter dieser Vorstellung steckt das fatale Menschenbild, als seien
wir Menschen alle so abgrundtief böse, sündig und schlecht, dass nur das Blut eines Unschuldigen, des gefolterten und gemordeten
Jesus uns vor Gott reinwaschen kann.
Ja, wir sind Sünder.
Das ist wahr. Aber Gottes geliebte Sünder, die er durch die Liebe seines Sohnes
erlöst und nicht durch sein Blut. Sein Tod am Kreuz zeugt davon, dass Jesus
sogar die Liebe zu seinen Feinden nicht verrät, sondern bis zum bitteren Ende
daran festhält. So hat die göttliche (Feindes-) Liebe über alle menschliche
Bosheit gesiegt. Das sollte in der Eucharistie und im Abendmahl gefeiert
werden und nicht so ein grausamer, archaisch-heidnischer Blutopferwahn.
Gott selbst hat durch
den Mund seines Propheten Jeremia gesagt: »Die Israeliten verbrannten ihre
Kinder als Opfer für den Gott Moloch. Niemals habe ich ihnen so etwas
Abscheuliches befohlen, mit keinem Gedanken je daran gedacht, dass sie sich in
so große Schuld verstricken sollten!« (Jeremia 32,35) Den eigenen Sohn dem Gott
Moloch opfern, das findet Gott abscheulich. Wie konnte
man dann nur der wahnwitzigen Idee verfallen, dass er
selbst seinen Sohn Jesus opfern würde und dass der
Priester in jeder Messfeier Jesus immerzu wieder opfern und den Wein in Blut
wandeln müsse?
Mir ist schon klar,
dass ich mit diesem Bibelverständnis wieder eine Reihe meiner
evangelikal-bibeltreuen und katholischen Leser vor den Kopf stoße und
vermutlich auch verliere. Das tut mir leid. Trotzdem will und kann ich nicht
etwas heucheln, was ich nicht glauben kann und was meinem Verständnis der
frohen Botschaft (Evangelium) und meiner Gotteserkenntnis zuwiderläuft.
"Gott ist Liebe",
heißt es im ersten Brief des Johannes im Kapitel 4 Vers 16. Das ist er
ausschließlich. Er ist keineswegs Zorn, Strafe, Gericht. Und wenn jemand sagt,
dass er doch auch gerecht sei, dann nur so, wie ein Liebender einem anderen
gerecht wird.
Gebet: Herr, seit Kain und Abel verabscheust du, dass Blut vergossen wird, denn
du hast uns geschaffen, damit wir uns gemeinsam des Lebens freuen und es uns
nicht zur Hölle machen. Du selbst bist in Jesus den Weg der Nächsten- und
Feindesliebe zuende gegangen. Nicht, damit Blut fließe, sondern um deine
Menschenliebe selbst im Leiden und Sterben nicht zu verraten. So und nur so
hast du alles zu dir hin versöhnt. So weckst du auch in mir die Liebe zu dir.
Wecke sie auch zu meinen Mitmenschen und zu denen, die ich ablehne. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
p.s. Losung und Lehrtext von morgen (Sonntag) bringen mit wenigen Worten auf den Punkt, wozu ich viele Sätze schreiben musste:
Losung: So spricht der HERR: Ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer, an der Erkenntnis Gottes und nicht am Brandopfer. Hosea 6,6
Lehrtext: Nun bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen. 1.Korinther 13,13
Mit Spracherkennung diktiert.
Erkennungsfehler bitte melden, sie werden im Internet-Blog korrigiert.
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Alle bisherigen
Losungsauslegungen im Internet-Blog: <http://glaubenswachstum.blogspot.com/
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Hans Löhr /
Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach
Danke für die offene, persönliche Einschätzung. Der Glaube an Jesus lebt gerade von der Vielfalt der Ausrichtungen/ Interpretationen. Christus - das Zentrum - eint uns alle dabei. Und welche genauen dataillierten Ansichten "richtig" sind, werden wir eh frühestens in Ewigkeit erfahren.
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