Freitag, 19. Juli 2019

Trotzdem glauben oder gerade deswegen? hl

LosungMein Leben ist immer in Gefahr; trotzdem vergesse ich dein Gesetz nicht. Psalm 119,109 

Lehrtext: Paulus schreibt: Ihr seid unserem Beispiel gefolgt und dem des Herrn, da ihr in großer Bedrängnis das Wort angenommen habt mit einer Freude, die aus dem heiligen Geist kommt. 1.Thessalonicher 1,6 

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich kenne eine Hand voll schwerkranker Leute, die das, was in der heutigen Losung steht, so sagen können. Auch ihr Leben hängt an einem seidenen Faden. Doch trotz ihrer Schmerzen und Ängste geben sie ihren Glauben nicht auf. Ich weiß nicht, wie ich mich in ihrer Situation verhalten würde. Aber ich erfahre immer wieder, dass Menschen gerade in existenziellen Extremsituationen an Gott festhalten. Das betrifft vor allem Juden, die seit Jahrtausenden immer wieder grausam verfolgt wurden und trotzdem ihren Glauben gelebt haben. Sie selbst verstehen sich ja als das „auserwählte Volk“. Wenn man sich ihre Geschichte vor Augen hält, könnte man meinen, dass sie vor allem zum Leiden auserwählt worden sind.
     Letzten Sonntag war ich Lauffen am Neckar, in der Geburtsstadt von Friedrich Hölderlin, dem nahezu unbekannten, großen deutschen Dichter. Dabei habe ich mich auch für die Geschichte dieser Stadt interessiert. Es wird wohl nur wenige Städte in Deutschland geben, die in den letzten 500 Jahren so viel leiden mussten wie sie. Das war vor allem ihrer Lage geschuldet, weil in Lauffen eine Brücke über den Neckar führt, die von den verschiedensten militärischen Horden als kriegswichtiges Ziel in den Blick genommen wurde. Mehrmals wurde die Einwohnerzahl nahezu ausgelöscht. Und trotzdem stehen in Lauffen noch immer Kirchen. Oder vielleicht gerade deswegen?
     Zu den großen Merkwürdigkeiten der Geschichte gehört auch, dass die Zahl der frühen Christen gerade in Zeiten der Verfolgung besonders stark gewachsen ist (vergleiche Lehrtext). Das Leiden hatte die Menschen nicht abgeschreckt, Jesus Christus als ihren Herrn anzunehmen. Vielleicht hatte das auch damit zu tun, weil Jesus selbst menschliches Leid auf sich genommen und unter den Grausamkeiten von Menschen gelitten hat und gestorben ist.
     Nein, Leiden ist kein Argument gegen den Glauben. Schließlich hat Gott uns ja auch kein leidfreies Leben versprochen. Aber wer glaubt, geht die Verpflichtung ein, anderen Leiden zu ersparen und es ihnen zu erleichtern. Darum gibt es auch keine Alternative dazu, Menschen, die in Seenot sind und zu ertrinken drohen, zu retten, auch wenn man damit gegen staatliche Gesetze und Bestimmungen verstößt.

Gebet: Herr, ich bitte dich, dass du mir und meinen Angehörigen schweres Leid ersparst. Wenn es aber nicht anders möglich ist, so bitte ich dich, dass du uns den Glauben erhältst und wir durch dich auch im Leiden Kraft und Hoffnung schöpfen können. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach

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