Liebe Leserin, lieber Leser,
du weißt wie es ist, wenn es dir gut geht und
deine Seele stark und hoffnungsfroh ist. Du weißt wie es ist, wenn dir das Leben
leicht fällt und du dir keine Sorgen machen musst. Wenn du glücklich bist und
lebensfroh. Du weißt wie es ist, wenn du keine gesundheitlichen Probleme hast und
du dich ohne Schmerzen und Einschränkungen bewegen kannst. Wenn das jetzt so
ist, dann kannst du dich glücklich schätzen, Gott loben und heute dankbar sein.
Dann gratuliere ich dir zu seinem Segen, den du spürst.
Aber vielleicht ist es heute anders. Vielleicht
sind da Dinge, die dich schon eine ganze Zeit belasten und du fischst schon
länger im Trüben und dein Netz ist schon lange leer.
Wo sind sie hin, die Fische deiner Lebensfreude
und des inneren Friedens, die Fische der Zuversicht und der Seelenkraft? Vielleicht
fischst du an der falschen Stelle? Vielleicht nimmst du das falsche Netz. Wenn
es dir so geht, dann ist hoffentlich im heutigen Bibelwort und in der Predigt
etwas für dich dabei, das dir hilft, mit deiner Situation besser fertig zu
werden und wieder bessere Tage zu sehen.
Test für die Jünger
In der Bibel wird erzählt, dass sich Jesus nach
und nach Jünger ausgesucht hat, die ihn begleiten, die hören sollten, was er von
Gott zu sagen hatte. Die erleben sollten, wie er mit Kindern und Erwachsenen umgeht, mit Kranken und Gesunden, mit Gescheiterten
und mit den Mächtigen. Ich habe mir überlegt, warum Jesus damals gerade Simon
Petrus dazu ausgesucht hat, sein Jünger und Freund zu sein. War er besonders gebildet
und angesehen? Wohl nicht. Er war ein einfacher Fischer. Er war auch nicht
reich und mächtig. Und ob er besonders fromm war, davon ist im Evangelium
nichts zu lesen. Was dann hat Jesus bewogen, ihn als seinen Jünger und Schüler anzunehmen?
Ich denke, er hat ihn getestet, ohne dass Simon
Petrus das merkte. Und von dieser Prüfung erzählt das heutige Predigtwort aus
dem Lukasevangelium. Da heißt es: Jesus sah am Ufer vom
See Genezareth zwei leere Boote liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und
wuschen gerade ihre Netze. Er stieg in das Boot, das Simon gehörte, und bat
ihn, ein Stück vom Ufer abzustoßen. Dann setzte er sich und verkündete den
Menschen vom Boot aus das Evangelium, die gute Nachricht von Gott.
Anschließend sagte er zu Simon: »Fahrt
jetzt weiter hinaus auf den See und werft eure Netze aus!« »Herr«, erwiderte
Simon, »wir haben die ganze Nacht hart gearbeitet und nichts gefangen. Aber weil du es sagst, will ich es tun.« Sie
warfen ihre Netze aus und fingen so viele Fische, dass die Netze zu reißen
begannen.
Simon Petrus hat den Test bestanden. Solche Menschen wie ihn,
die sich nicht gleich entmutigen lassen, braucht Jesus. Denn damals wie heute sollen die Leute hören, was
er von Gott zu sagen hat. Damals wie heute soll Jesus Christus verkündigt
werden und nicht ein unpersönliches, göttliches Wesen.
Test für Elitesoldaten
Ich will das verdeutlichen mit dem Bericht
eines englischen Soldaten, der am Auswahlverfahren für den SAR, eine
Eliteeinheit der Armee, teilgenommen hat. Nach drei Wochen hartem Auswahltraining
bildete den Abschluss ein Marsch über eine Distanz von
65 Kilometern mit über 7000 Höhenmeter bei 20 Kilogramm Rucksackgewicht und
Gewehr. Der Soldat erzählt, wie er mit anderen Kameraden diesen Marsch gerade
noch geschafft hat. Noch hundert Meter, dann
hatten sie die Transporter der Armee
erreicht, die sie wieder in die Kaserne zurückbringen würden. Doch kaum waren sie bis auf wenige Meter an die Lkw herangekommen, da
fuhren diese plötzlich davon, und die Soldaten bekamen den Befehl, den gleichen Weg zurück zu
marschieren. Das war für die meisten von ihnen zu viel. Sie warfen ihr
Marschgepäck ab und fielen erschöpft auf den Boden. Nur drei
blieben stehen und traten den Rückmarsch an. In diesem
Augenblick ertönte ein Pfiff. Der Offizier rief alle zusammen und sagte: „Diejenigen, die den Rückmarsch begonnen haben, haben bestanden. Alle anderen sind durchgefallen.“
So hart war das Auswahlverfahren nicht, mit
dem Jesus die Fischer getestet hatte. Doch immerhin war es hart genug. Simon
Petrus und die anderen mussten sich entscheiden, ob sie nach der langen kalten
Nacht auf dem See noch einmal zum Fischen hinaus sollten. Sie wussten doch, dass
sie wohl wieder nichts fangen würden. Sie haben sich dafür entschieden, es noch
einmal zu tun. Vielleicht war der Grund, dass sie Jesu Predigt, die er gerade
gehalten hatte, angesprochen und im Innersten berührt hatte. Sie waren von ihm
tief beeindruckt und spürten, dass er es ernst meinte. Für ihn wollten sie noch
einmal ihre letzten Kräfte einsetzen. In diesem Augenblick hatten sie die
Prüfung bestanden. Als Lohn war ihr Netz voll von Fischen und ihr Herz voll von
Vertrauen. Fortan blieben sie an seiner Seite.
Und du?
Was das Ganze mit dir zu tun hat? Das musst du
selbst herausfinden. Ich sage dir, was ich denke. Du und ich, jeder von uns
kommt immer wieder mal an die Grenzen seiner Kraft, wo man einfach keine Lust
mehr hat, aufzustehen und weiterzumachen und sich den Problemen zu stellen, die
einem zu schaffen machen.
Ich denke da beispielsweise an Menschen aus
unserer Gemeinde, die zwei- oder sogar dreimal in der Woche zur Dialyse müssen,
weil ihre Nieren nicht mehr funktionieren. Immer wieder dieselbe Prozedur,
wochenlang, monatelang, jahrelang, ohne Aussicht, jemals wieder gesund zu
werden. Irgendwann sind sie am Ende mit ihrer inneren Kraft. Warum sollen sie
dann weitermachen? Was soll das schon bringen? Und trotzdem gehen die meisten zur nächsten Dialyse. Der Wunsch, zu leben, ist einfach stärker.
Oder ich denke an die vielen, die in einer schwierigen Ehe leben und die ständigen Vorwürfe, die Kritik, die schlechte Laune des Partners oder der Partnerin satt haben. Sollen sie trotzdem aushalten? Welche Aussichten gibt es denn noch für sie? Aber sie halten um der Kinder willen durch. Und sie halten auch deshalb durch, weil sie sich immer wieder an anderen Dingen freuen können, an ihren Angehörigen, an ihrem Garten, am guten Verhältnis zu ihren Freunden und Nachbarn. Und weil ihnen aus dem Glauben immer wieder neue Kraft und Lebensfreude zuwächst.
Aber manchmal wird die Situation unerträglich und deine Partnerschaft scheitert. Und dann? Auch dann gibt dir Gott eine neue Chance. Denn bei ihm kann man nicht durch die Prüfung fallen.
Der falsche Ort, das falsche Netz
Enttäuscht, am Ende mit der Kraft, hoffnungslos - wer
kennt das nicht? Doch wer kann dann so beten?: „Herr, auf dein Wort hin will ich es noch einmal versuchen, will ich
weitermachen, will ich weiterleben, will ich mich wieder aufraffen, will noch nicht aufgeben. Denn
ich vertraue dir. Aber du musst mir auch die Kraft dazu geben. Aus mir kann ich
sie nicht schöpfen.“
Am Anfang dieser Predigt habe ich gesagt: „Vielleicht sind da Dinge, die dich schon eine ganze Zeit lang belasten und du fischst schon länger im Trüben und dein Netz ist schon lange leer. Wo sind sie hin, die Fische deiner Lebensfreude und des inneren Friedens, die Fische der Zuversicht und der Seelenkraft? Vielleicht fischst du an der falschen Stelle? Vielleicht nimmst du das falsche Netz.« Ist es so, dann musst du etwas ändern. Denn Jammern und Klagen helfen nicht.
Der richtige Ort, das richtige Netzt
Ich kenne nur eine ergiebige Stelle, wo es jene Fische gibt. Sie ist das
Gottvertrauen in deiner Seele. Und ich kenne nur ein Netz, mit dem du all das fangen kannst, was du brauchst: das
Gebet. Beides, Gottvertrauen und Gebet geben dir den Mut, wieder aufzustehen,
wenn du am Boden zerstört bist; es noch einmal zu versuchen, wenn du
gescheitert bist; dich wieder und wieder aufzuraffen, auch wenn du dich
kraftlos fühlst. Und dann, so glaube ich, hast auch du die Chance, zu erleben,
dass sich plötzlich etwas ändert in deinem Leben. Es hätte sich nicht geändert,
wenn du zu früh aufgegeben hättest. Aber du hast nicht nachgelassen. Und mit
einem Mal hat sich deine Situation gebessert. Vielleicht haben sich nicht alle
Probleme in Luft aufgelöst. Aber nun kannst du besser damit umgehen. Nun machen
sie dir nicht mehr so zu schaffen. Nun weißt du, du bist nicht allein. Da geht
einer mit dir auch durch die schweren Zeiten, der dir beim Tragen hilft und der
weiß, wohin dein Weg führt.
Nein, es löst sich nicht immer alles in Wohlgefallen auf. Es wird nicht immer alles gut so wie man sich das wünscht. Aber im Leben eines jeden von uns gibt es viele Dinge, die uns freuen können. Manchmal muss man eben genauer hinschauen. Und dann sieht man, dass Gott einem gerade mit den kleinen, unscheinbaren Dingen neue Lebensfreude schenkt. Also, fahre wieder hinaus auf den See deines Lebens, nimm Jesus mit ins Boot und wirf das Netz aus. Du tust es nicht vergebens. Amen
Gebet: Weil du es sagst, Herr, will ich glauben, lieben, hoffen – nicht, weil mir das in den Sinn kommt. Weil du es sagst, will ich mein Leben leben so gut ich kann. Weil du es sagst, will ich ehrlich und versöhnlich sein. Weil du es sagst, will ich hilfsbereit und freundlich sein. Weil du es sagst, will ich auf Gott vertrauen und mein Leben in seine Hand legen. Amen
Herzliche Grüße und einen gesegneten Sonntag!
Ihr / dein Hans
Löhr
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1728
erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten
Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext,
ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen
erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das
Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
Guten Morgen,
AntwortenLöschengenau so geht es mir im Moment.
Danke für diese Predigt.
Sie macht mir Mut ,wieder auf den See des Lebens hinaus zu fahren weil Jesus mit mir fährt.
Ute
Guten Morgen, eine wunderbare Bekräftigung, eine wunderbare Zuversicht, danke!!!!!
AntwortenLöschenDanke.So Berührend .
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