Sonntag, 18. Februar 2024

Nur ein Sünder ist gerecht hl

Losung: Wie Rauch verweht, so verwehen Gottes Feinde; wie Wachs zerschmilzt vor dem Feuer, so kommen die Frevler um vor ihm. Die Gerechten aber freuen sich und sind fröhlich vor Gott und freuen sich von Herzen. Psalm 68,2-4 

Lehrtext: Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! Matthäus 25,21 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

weißt du, wer die Frevler und wer die Gerechten sind (Losung)? Wenn es nur immer so einfach wäre! Wenn man nur immer so genau wüsste, wer zu den Guten und wer zu den Bösen und wozu man selbst gehört! Leider freveln auch die Gerechten, wenn sie selbstgerecht werden und wähnen, sie wüssten genau, wer gut und wer böse ist.

Was das Evangelium dazu sagt

Stattdessen sagt das Evangelium, dass gerade die (Selbst-)Gerechten sich demütig als Sünder erkennen sollen, die sich nicht selbst reinwaschen können durch noch so viel Frömmigkeit, Moral und Opfer. Gerecht ist nur, wer von Gott durch Jesus Christus gerecht gemacht (gerechtfertigt) wird. Und das ist immer ein Sünder. Gerechte und Ungerechte, Gute und Böse – wer wozu gehört, weiß letztlich nur Gott. Schwarz-weiß-denken aber ist die Autobahn ins Unglück. Nicht umsonst sagt Jesus: »Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet! ...« (Matthäus 7,1-5)

Hm, wenn es so ist, dann müsste ich ja bei allem, was ich über andere sage, extrem vorsichtig und zurückhaltend sein. Dann dürfte ich ja in letzter Konsequenz gar nicht mehr von Guten und Bösen reden, sondern nur noch von Menschen, die aus welchem Grund auch immer, scheitern, besonders dann, wenn sie über Gescheiterte herziehen. Dann müssten wir sämtliche Medien aus dem Verkehr ziehen: Zeitungen und Zeitschriften, Funk und Fernsehen und vor allem das Internet mit seinen Lügen und Hassbotschaften. Doch das geht nicht. Sonst würden wir ja uns selbst wieder als die aufspielen, die genau wissen, was gut und böse ist, gerecht und ungerecht.

So tun als ob

Uns bleibt nichts anderes übrig, als nach menschlichem Rechtsempfinden Gesetze zu machen und Urteile zu sprechen, wohlwissend, dass wir damit den Bestraften oft genug Unrecht tun. Wir können ihnen beim besten Willen nicht gerecht werden. Wer, außer Gott, könnte schon sagen, warum ein Mensch so ist wie er ist? Das wissen wir doch nichteinmal von uns selbst. Wir sind eben in unseren Entscheidungen und im Verhalten nicht so frei, wie wir glauben zu sein. Der freie Wille ist eine Fiktion, ein künstliches Gebilde, das es in Wirklichkeit, also außerhalb unserer Vorstellung, gar nicht gibt. Auf das wir aber auch nicht verzichten können, wenn das Zusammenleben im Kleinen wie im Großen einigermaßen funktionieren soll. Wir müssen, wie auch in vielen anderen Lebensbereichen, so tun, als sei das, was uns wichtig ist, wirklich so. Diese Einsicht sollte uns gegenüber anderen und uns selbst verständnisvoller und toleranter machen.

Und noch ein Gedanke zum Lehrtext: Der Glaube gehört nicht aufs Sparbuch

Damit mein Glaube wachsen kann, muss ich ihn im Alltag einsetzen, ihn investieren wie die ersten beiden Angestellten in Jesu Gleichnis das Geld ihres Chefs (Matthäus 25,14-30). Wenn ich meinen Glauben aber vor der „Welt“ verberge, ist er wie totes Kapital, das keine Zinsen abwirft. Der Glaube gehört nicht aufs Sparbuch. Er ist mein Vermögen, mit dem ich wirtschaften soll zu meinen Gunsten und zu Gunsten anderer. Er vermehrt sich in Freude und Leid. Das ist die Auffassung von Jesus, die er damals seinen Hörern nahebringen wollte – und die er dir und mir heute wieder nahebringen will. Und da auch der Glaube Gottes Gabe ist, freut sich der Geber, wenn er von dir und von mir mehr zurückbekommt, als er in uns investiert hat. 

Gebet: Ja, Herr, ich weiß, dass auch ich, wie jeder Mensch, meine blinden Flecken habe. Dass ich manches an mir nicht wahrnehme, was alle anderen sehen. Dass mir manches an mir nicht bewusst ist, was anderen längst bekannt ist. Das macht es mir schwer, meine eigenen Unzulänglichkeiten und Fehler zu erkennen. Ziehe du mir den „Balken“ aus meinem Auge (Matthäus 7,3-5), dass ich sehend werde. Öffne mir die Augen, dass ich mein Versagen im Licht deiner Barmherzigkeit erkenne. Und vergib mir meine selbstgerechte Kritik. Amen 

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.« J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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2 Kommentare:

  1. Danke Herr Löhr,Ihre Auslegung und Ihr Gebet habe ich heute wieder gebraucht.Ja Herr ziehe mir den Balken aus den Augen.Amen

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  2. Gute Auslegung.
    🙏

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