Wochenspruch: Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Römer 5,8
Liebe Leserin, lieber Leser,
nach traditioneller,
christlicher Zählung ist der Sonntag der erste Tag der Woche. Und deshalb
lege ich heute mal das Bibelwort für die neue Woche (Wochenspruch) aus, anstelle von Losung und Lehrtext.
Was Jesus das Leben gekostet hat
Schon der erste Teil dieses
Wortes sagt mir, wie Gott zu mir steht. Er »erweist mir seine Liebe«. Paulus,
aus dessen Römerbrief der Wochenspruch kommt, glaubt, dass Jesus für uns
gestorben sei. Das ist Urgestein christlicher Theologie bis heute. Ich denke,
dass Jesus gegen seinen Willen von den Römern auf Betreiben der Jerusalemer
Oberpriester und Schriftgelehrten umgebracht worden ist, weil er eine Bedrohung
für ihre Machtinteressen darstellte. Offenbar hatte er mehr Menschen angezogen
und für seine gute Nachricht von Gott gewonnen als ihnen lieb war. Hätte er
sich rechtzeitig von seiner Botschaft losgesagt, wäre ihm die Kreuzigung
vermutlich erspart geblieben. Aber er ist seiner revolutionären Botschaft vom
liebenden und barmherzigen Gott treu geblieben bis zuletzt. Das hat ihn das
Leben gekostet.
Der Unangepasste
Er wollte nicht lieb Kind
der High Society in Tempelkirche und Staat sein, sondern ging bewusst zu
denen, die von ihr verachtet waren:
Er hatte Umgang mit den verhassten Römern (Hauptmann von Kapernaum),
mit nicht weniger verhassten Steuereintreibern (Zachäus) und
mit einfachen Leuten, die sich mit Fischerei mühsam am Leben erhalten haben
(Petrus, Andreas).
Er nahm sich Zeit für Kinder.
Er hatte keine Berührungsangst gegenüber Geisteskranken (Besessenen) und
begegnete Frauen auf Augenhöhe (die Samaritanerin).
Er ging zu den wegen ihrer
ansteckenden Krankheit Ausgestoßenen („die Aussätzigen“) und
zu den Huren, die in allen Gesellschaften zu allen Zeiten verachtet werden. Er hatte keine Vorurteile gegenüber Ausländern und solchen, die nicht den
wahren jüdischen Glauben hatten (der barmherzige Samariter).
Der Revolutionär
Damit brachte er die
damalige gesellschaftliche und religiöse Ordnung ins Wanken. Wo käme man denn auch
hin, wenn plötzlich alle so wären wie er? Ja, um darauf eine Antwort zu finden,
müsste man mal losgehen und nachsehen, wohin man käme, wenn man ihm folgte (vergleiche Kurt Marti).
Was aber viele seiner
Jünger offenbar nicht verstanden haben, war, dass Jesus
die Trennungen und Gegensätze ignorierte, auf denen die damaligen Gesellschaften
aufgebaut waren. Er hat aus Liebe zu den Menschen Grenzen überschritten und
Ordnungen infrage gestellt. Plötzlich war nicht mehr so klar, wer nun wirklich die
Gerechten und wer die Sünder sind, wer die Guten und wer die Bösen, wer die
Rechtgläubigen und wer die Ungläubigen, wer ein Kind Gottes ist und wer nicht …
Wäre da nur nicht …
Das war zu viel. Also weg
ans Kreuz mit ihm. Wäre da nur nicht der Stein vor seinem Grab gewesen, der am
dritten Tag plötzlich weggewälzt war. Hätten die demoralisierten Jünger nur
nicht die Erfahrung gemacht, dass Jesus für sie gar nicht tot war, sondern
mitten unter ihnen und in ihnen lebte so wie auch unter und in uns. Dann wäre
die Rechnung der Mächtigen aufgegangen. Aber so hat Gott sie im wahrsten Sinn
des Wortes durch-kreuzt und tut das bis heute.
Nein, Jesus ist nicht gern
gestorben. Er war kein Selbstmörder. Aber Gott hat durch ihn und in ihm
deutlich gemacht, dass seine Liebe stärker ist als der Tod. Ja, Jesus ist
gestorben, als wir noch Sünder waren. Darin erweist Gott seine Liebe. Aber vor
allem erweist er sie darin, dass er mich weiterhin liebt, obwohl ich ein Sünder
bleibe, einer, der durch ihn zugleich gerecht ist (Martin Luther).
Gebet: Herr, wer sich auf dich einlässt, wird von dir herausgefordert, die Welt und sich selbst noch einmal mit ganz anderen Augen zu sehen und die bisher allgemeingültigen Maßstäbe zu hinterfragen. Wer sich auf dich einlässt, erfährt, dass er von Gott geliebt ist und sieht auch in den schwierigen Mitmenschen Gottes geliebte Kinder, auch wenn sie selbst das nicht wahrhaben wollen. Wer sich auf dich einlässt, lebt in einer anderen Wirklichkeit, im „Reich Gottes“, in dem du der Herr bist. Amen
Herzliche Grüße und einen gesegneten Sonntag,
Ihr / dein Hans
Löhr
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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch
Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit
zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.«
J.W. von Goethe
aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut
die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag
des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus
dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“
in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das
Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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Danke für die klare Auslegung, die meinen Glauben bestärkt.
AntwortenLöschenSo ein klares Bekenntnis hätte ich mir von so manchen angeblichen Hirten gewünscht zu Corona Zeiten.
AntwortenLöschenNein man hat Seine Schäfchen in denn Pflegeheimen zu Tausenden ohne Seelsorgerlichen Beistand sterben lassen.
Einfach aus lauter Heiden Angst.
Denn die sogenannten Hirten die ja einen sonder Status haben,hätte man gewähren müssen.
Nein ganz normale Schwestern und Brüder haben diese Aufgabe wahrgenommen.
Weil sie der Meinung waren,man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Die wahre Größe eines Menschen besteht darin für seine Ideale einzustehen auch wenn’s ans Eingemachte geht.
Geschweige denn mit seinem Leben.
Ein guter Freund von uns war für geistig Behinderte Menschen verantwortlich.
Als die Nazis kamen um sie zu holen,ist er mit ihnen ins Konzentrationslager weil er sie nicht alleine lassen wollte.
Für ihn war der Beruf eines Hirten eine Berufung und nicht nur ein Job. 🙏