Losung: Der HERR züchtigt mich schwer; aber er gibt mich dem Tode nicht preis. Psalm 118,18
Lehrtext: Es war dort ein Mensch, der war seit achtunddreißig Jahren krank. Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin! Und sogleich wurde der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging hin. Johannes 5,5.8-9
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie viele Götter hast du im
Kopf? Drei: Vater, Sohn und Heiliger Geist? Zwei: Gott und Jesus? Einen: Gott?
Und wenn du im Sinn des Glaubensbekenntnisses Gott als den Dreieinigen glaubst,
tritt dann für dich beim Gedanken an die Schöpfung Gott der Vater in den
Vordergrund, beim Gedanken an die Erlösung Jesus der Sohn und beim Gedanken an die
Gemeinschaft der Glaubenden (Kirche) der Heilige Geist in
Gestalt einer Taube?
Mich hat an dieser Stelle
der Religionsunterricht im Stich gelassen. Oder ich habe damals nicht
aufgepasst und die Lehre von der Dreieinigkeit (Trinität) nicht verstanden. Dogmengeschichtlich
gesehen, also was die Gründe für Annahme dieser Lehre betraf, war sie wohl
notwendig, um eine gemeinsame Glaubensbasis zu schaffen. Das geschah endgültig auf
dem Konzil von Toledo im Jahr 675 nach Christus.
Gott wird in Jesus erkenntlich
Als Theologe halte ich
diese Lehre für sinnvoll, weil sie einige Probleme und Widersprüche, die den
Glauben betreffen, aus der Welt schafft. Doch wie sieht‘s in der Glaubenspraxis
aus?
Als Kind und noch lange
danach waren für mich Gott und Jesus Christus zwei verschiedene Personen. Mal
kam der eine in diesem und mal der andere in jenem Gebet oder Lied vor, das ich
gelernt hatte. Vom Heiligen Geist war kaum die Rede. Inzwischen habe ich die
Überzeugung gewonnen, dass für einen Christen die Rede von Gott ohne Bezug auf
Jesus Christus sinnlos ist. So heißt es bereits im Kolosser-Brief, im Neuen
Testament:
»Er, Jesus Christus, ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung. Denn in ihm wurde alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare. Alles ist durch ihn und zu ihm geschaffen. Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm.« (Kolosser 1,15-17) Und weiter: »In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, und ihr seid erfüllt durch ihn, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist. Mit ihm seid ihr begraben worden in der Taufe; mit ihm seid ihr auch auferweckt durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten.« (Kolosser 2,9-12).
Das Gottesbild wird genauer
Noch vor einigen Jahren dachte ich, diese Worte seien eine Aussage über Jesus und über uns Christen. Das sicher auch. Aber für mich noch wichtiger ist, dass sie etwas über Gott sagen. Sie vermitteln denen, die damals Christen geworden sind, ein genaueres, ein zutreffenderes „Bild“ von Gott als es für mich im Alten Testament der Juden dargestellt wird. Nein, im Neuen Testament ist nicht von einem anderen Gott die Rede, sondern davon, wie er sich Jesus Christus »in seiner Fülle« zu erkennen gibt. Deshalb schreibe ich öfter in den Auslegungen: „Gott, wie er mir in Jesus begegnet“. Dem Verfasser des Kolosser-Briefes (Paulus?) lag daran, dass Gott schon immer so war und ist, wie Jesus ihn mit Wort, Tat und Leben verkündigt. Er war, ist und wird sein immer ein und derselbe Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit, auch als Schöpfer von Himmel und Erde (Universum) und allem (!), was auf der Erde lebt; auch als Vater Jesu Christi und von uns Menschen. Nein, »er züchtigt mich nicht schwer« (Losung), sondern hilft mir in meiner Not. Er war ist und bleibt immer der gnädige, barmherzige und liebende Gott, der heilt und rettet so wie Jesus (Lehrtext), in dem er sich zeigt.
Zu ihm bete ich, ihm danke
ich, von ihm singe ich. Ihn kann ich in Jesus lieben und vertrauen. Er ist das
Zentrum, um den alles kreist, von dem alles kommt und ist und zu dem alles
geht. Alles. An ihm halte ich fest, auch wenn ich manches, was mit mir und in
dieser Welt geschieht, nicht verstehe. Im Grunde aber ist ER die Kraft, die
mich hält.
Und was ist mit dem Heiligen Geist? Auf seinen Flügeln kommt ‚Gott in Jesus‘ in diese Welt (Lukas 1,26-37), kommt er zu mir - und zu dir.
Gebet: Herr Jesus, du bist das
Geheimnis des Schöpfers und Vaters (Kolosser 2,2), dem alles seine Existenz verdankt. Wenn ich
auf dich schaue, schaue ich im ins Herz. Dann will und kann ich glauben, dass
alles seinen Wert, seinen Sinn und seine Bestimmung hat. Für mich ist diese
Welt nicht böse, weil sie von Gott geschaffen wird, der mir in dir begegnet. Für
mich sollen auch die Fernsten und Nächsten keine Feinde sein, weil wir
denselben Vater haben. An dir lerne ich, meine Vorurteile abzulegen und in
deinem Geist jedem Menschen unvoreingenommen als Bruder zu begegnen. Das
gelingt mir nicht aus eigener Kraft. Doch du wirst mir dazu die deine geben. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans
Löhr
Nachtrag: Ich weiß, ich
wiederhole mich in meinen Losungsauslegungen. Doch auch ich kreise bei meinem Nachdenken
um dieses Zentrum, »… um Gott, den uralten Turm ...« (Rainer Maria Rilke, 1899).
Was wäre doch der Glaube ohne Poesie für eine trockene Angelegenheit!
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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch
Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit
zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.«
J.W. von Goethe
aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut
die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag
des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus
dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“
in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das
Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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Hallo Herr Löhr, vielen Dank für die tägliche Auslegung,Ihre Auslegung hilft mir fast immer weiter. Sicherlich gibt es auch viele Aussagen in der Bibel die ich als nicht studierter Mensch nicht verstehe. Darunter fiel früher auch die Lehre von der Dreieinigkeit (Trinität), heute ist es mir etwas deutlicher. Es ist für mich wie die Aggregatzustände beim Wasser: Eis,Wasser und Dampf! Aber es bleibt immer Wasser und so ist es für mich auch mit der Trinität: Gott, Jesus, Hl. Geist, es bleibt immer Gott. Ich wünsche Ihnen einen friedlichen Tag.
AntwortenLöschenHG Alwin
Danke für die Auslegung....Amen.
AntwortenLöschenLieber Herr Löhr,
AntwortenLöschenwer Ihre Auslegungen liest, der geht getrost und hoffnungsvoll durch den Tag. Bei meiner ersten Tasse Kaffee morgens freue ich mich über Ihre Worte. Dafür kann man nicht genug danken.
AW
Amen Halleluja. oh wie hilfreich, auch der Gedanke über Wasser von Alwin. Lobe den Herrn meine Seele. Elisabeth
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