Losung: Ach Gott, wie lange soll der Widersacher noch schmähen und der Feind deinen Namen immerfort lästern? Psalm 74,10
Lehrtext: Herr, sieh an ihr Drohen und gib deinen Knechten, mit allem Freimut zu reden dein Wort. Apostelgeschichte 4,29
Liebe Leserin, lieber Leser,
das Losungswort aus dem Buch der Psalmen spiegelt ein schreckliches Ereignis wider. Der Psalmbeter musste mit ansehen, wie die Feinde den Tempel in Jerusalem mit Äxten und Feuer zerstörten. Er musste mit anhören, wie sie die Bewohner Jerusalems und Gott verhöhnten. Es war für ihn unerträglich und darum fragte er: "Ach Gott, wie lange noch?" Er wusste, dass Gott die Macht hat, den Feinden ihr Kriegshandwerk zu legen. Aber er verstand nicht, warum Gott das zuließ, warum er nicht mit seiner Faust dazwischen fuhr und sie vernichtete.
"Ach Gott, wie lange noch?" - Das kann auch unsere Klage heute sein, wenn der Feind in unser Leben einbricht und es zu zerstören droht: Unsere Gesundheit, unserer Partnerschaft, unsere berufliche Existenz. Der Feind, das ist die Macht des Bösen. Manchmal kommt sie von außen auf uns zu, manchmal kommt sie aus uns heraus. Im Vaterunser beten wir darum, dass Gott uns davon erlösen möge. Wir beten aber auch "dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden". Gott hat die Tage gezählt. Auch die Tage, in denen das Böse in unserem Leben triumphiert, sind begrenzt. Wir wissen nicht wann, aber wir wissen dass es vorbeigeht.
Der Lehrtext spielte vor allem in der Reformationszeit eine große Rolle, als Martin Luther mit seiner Lehre vom gnädigen Gott und der "Freiheit eines Christenmenschen" im Feuer der Kritik stand. Aber er ließ sich davon nicht sonderlich beeindrucken und verbreitete seine Erkenntnisse unerschrocken und mit Freimut. Er war sich dessen sicher, dass seine Sache auch Gottes Sache ist und darum hat er sie in Gottes Hand gelegt. "Freimut", was für ein schönes, altes und doch überaus wichtiges Wort. Vielleicht ist es deshalb in unserem Wortschatz nicht mehr gebräuchlich, weil Freimut unter uns Menschen so selten ist, der Mut, seine Überzeugung auch Vorgesetzten und Chefs gegenüber offen zu vertreten. Ein Chef, der das offene Wort seines Mitarbeiters nicht verträgt, ist es nicht wert, diesen Mitarbeiter zu haben.
Doch es gehört auch viel Freimut dazu, anderen gegenüber schlicht und einfach von seinem Glauben zu reden. Die Angst, schief angesehen oder ausgelacht zu werden ist groß. Aber meistens ist diese Angst unbegründet, weil die Menschen geachtet, ja beneidet werden, die zu ihrem Glauben stehen können.
Viel Freimut wünscht und herzlich grüßt
Ihr/Dein Hans Löhr
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