Sonntag, 29. Dezember 2013

'Hans' oder 'Gott ist gnädig' hl

Predigt zum ersten Sonntag nach Weihnachten 2013 von Hans Löhr

Liebe Gemeinde,

am Tag vor Heiligabend hat es meine Frau gern, wenn ich mit meinen Kindern irgendetwas außer Haus unternehme, damit sie in Ruhe den Baum schmücken und das Weihnachtszimmer vorbereiten kann. So sind wir zu dritt nach Ansbach gefahren um noch ein paar Kerzenhalter für die Christbaumkerzen zu besorgen. Bei uns sind nämlich die Kerzen am Baum noch echt. Irgendwie gehören brennende Kerzen und der Duft, wenn sie ausgeblasen worden sind, zu unserem Weihnachtsfest mit dazu. Im Brückencenter haben wir keine Kerzenhalter gefunden. So sind wir auf den Ansbacher Weihnachtsmarkt gegangen. Meine Güte, war das ein Gedränge! Wenn wir schneller vorankommen wollten, sind wir hinter den Buden vorbeigegangen. Schließlich haben wir tatsächlich die gewünschten Kerzenhalter bekommen und der Verkäufer war bei all dem Andrang trotzdem immer noch freundlich und hat uns frohe Weihnachten gewünscht. Dann ging es auf Wunsch der Kinder noch zu einem Crêpes-Stand. Im Vorbeigehen habe ich aufgeschnappt, wie eine Frau zu ihrem vielleicht achtjährigen Sohn in einem ärgerlichen Tonfall sagte: »Für dich fällt heuer Weihnachten aus!« Keine Ahnung, was vorgefallen war. Ich bin auch gleich weitergegangen. Aber der Satz bohrte sich in mein Ohr.…

Und jetzt frage ich euch: Hat für euch heuer Weihnachten stattgefunden oder ist es ausgefallen? Habt ihr etwas erlebt oder empfunden, was mit der Weihnachtsbotschaft zu tun hat oder war es das Übliche: Kirche, essen, bescheren, fernsehen, schlafen?

Ich fand die Christvesper am Heiligen Abend in den Kirchen in Sommersdorf und in Thann wieder stimmungsvoll und schön. Der Weihnachtsschmuck, die Posaunenchöre, die alten Weihnachtslieder, die Weihnachtsgeschichte – das gehört für mich zum Weihnachtsfest dazu. Aber noch mehr berührt hat mich ein Lied von Kindern aus unserer Gemeinde. Ich hörte es am zweiten Weihnachtsfeiertag im Kindermusical in Burgoberbach. Darin kamen Zacharias und Elisabeth vor, die Eltern von Johannes dem Täufer. Unter anderem ging es darum, dass ihr Kind nicht nach dem Vater hieß, sondern vom Engel den Namen Johannes bekam. Und dieser Name heißt auf Deutsch: „Gott ist gnädig“. So heiße auch ich, denn Hans ist ja nichts anderes als die Abkürzung von Johannes. Und dann sangen die Kinder diesen Vers:

Gott ist gnädig, er hört mein Gebet.
Gott ist gnädig, er weiß, wie‘s mir geht.
Gott ist gnädig, er kennt mein Herz.
Gott ist gnädig, heilt meinen Schmerz.
Gott, ich weiß, du bist mir nah.
Ja, ich weiß, du bist immer da.
Meine Freude, meine Not,
Alles sag ich dir, mein Gott
Gott ist gnädig, er macht mir Mut. 
Gott ist gnädig, das tut mir gut.

Ganz einfache Verse sind das. Sie werden von Kindern gesungen und sind für Kinder gedacht. Aber sie sprechen Grundwahrheiten des Glaubens aus, die für alle Generationen gelten. Und als die Kinder zu singen anfingen, hat mich, einen Pfarrer von nun schon 64 Jahren, dieses kleine Lied voll getroffen. Immer wieder dieses „Gott ist gnädig“ enthalten in dem Namen Johannes beziehungsweise Hans. Ja, das Lied hat mich unmittelbar angesprochen. Ich war gemeint. Um mich ging es, um meinen Glauben, um mein Leben.  

Song einspielen (#6) CD: „Der große Weihnachtsplan“

„Gott ist gnädig“, das bedeutet der Name Hans. So heiße ich.  – Ich trage diesen meinen Namen zu Recht. Denn ich habe erlebt, nicht nur einmal, wie gnädig Gott zu mir war. Vor allem in den schweren Zeiten meines Lebens als meine erste Ehe zerbrach und ich nicht mehr wusste, wie es nun weitergehen würde. Dass manche Menschen in ihrem Urteil über mich nicht so gnädig sein würden, das konnte ich mir denken. Aber dass Gott gnädig sein würde, das hoffte ich und er hat mich nicht enttäuscht. Und das hat mit diesem Jesus zu tun, mit diesem „Gott hilft“,  durch den Gott uns Menschen zeigt, dass er ein barmherziger und gnädiger Gott ist. Ich jedenfalls weiß, warum ich Weihnachten feiere und was das für mich bedeutet.

Und du? Was bedeutet Weihnachten für dich? Bist du auch irgendwann in diesen Tagen innerlich berührt worden? Hast du etwas gespürt von Gottes Gnade, von seinem Frieden, von seiner Liebe? Ich glaube, dass auch in deinem Leben Gott immer wieder gnädig zu dir gewesen ist. Vielleicht anders als bei mir. Aber doch auch so, dass du im Nachhinein sagen kannst: ‚Ja, auch ich habe das erlebt, dass Gott mein Gebet hört, dass er mein Herz kennt und meine Schmerzen heilt, dass er mir nahe ist und ich ihm alles sagen kann was mich bewegt, meine Freude und meine Not. Gott ist gnädig, - das tut auch mir gut.‘
Habe ich recht? Kannst du das so sagen? Ich wünsche es jedem von euch. Ich wünsche, dass du im Glauben von Gott ergriffen wirst und etwas von dem Glück spürst, in seiner Nähe zu sein. Ich wünsche dir, dass die Jahreslosung 2014, das Bibelwort für das neue Jahr, für uns beide wahr wird, für dich und für mich, wo es heißt: „Gott nahe zu sein, ist mein Glück“.

Für mich ist Weihnachten dieses Jahr nicht ausgefallen. Und ich hoffe, für den achtjährigen Buben vom Ansbacher Weihnachtsmarkt auch nicht. Die Mutter wird ihm bei allem Ärger bestimmt etwas geschenkt haben. Früher mag es Weihnachten für mich gegeben haben, die an mir vorüber gegangen sind, ohne größere Spuren zu hinterlassen. Vielleicht war ich damals noch nicht reif genug dafür. Vielleicht muss man wirklich gute und schlechte Lebenserfahrungen gesammelt haben, muss Glück und Unglück erlebt, Erfolge und Brüche erfahren haben, um die Bedeutung von Weihnachten ermessen zu können, um innerlich berührt zu werden, wenn Kinder singen „Gott ist gnädig“.  Amen


Wiederholung: Song einspielen (#6) CD: „Der große Weihnachtsplan“

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