Predigt zum ersten Sonntag nach Weihnachten
2013 von Hans Löhr
Liebe Gemeinde,
am Tag vor Heiligabend hat es meine Frau
gern, wenn ich mit meinen Kindern irgendetwas außer Haus unternehme, damit sie
in Ruhe den Baum schmücken und das Weihnachtszimmer vorbereiten kann. So sind
wir zu dritt nach Ansbach gefahren um noch ein paar Kerzenhalter für die
Christbaumkerzen zu besorgen. Bei uns sind nämlich die Kerzen am Baum noch
echt. Irgendwie gehören brennende Kerzen und der Duft, wenn sie ausgeblasen
worden sind, zu unserem Weihnachtsfest mit dazu. Im Brückencenter haben wir
keine Kerzenhalter gefunden. So sind wir auf den Ansbacher Weihnachtsmarkt
gegangen. Meine Güte, war das ein Gedränge! Wenn wir schneller vorankommen
wollten, sind wir hinter den Buden vorbeigegangen. Schließlich haben wir
tatsächlich die gewünschten Kerzenhalter bekommen und der Verkäufer war bei all
dem Andrang trotzdem immer noch freundlich und hat uns frohe Weihnachten
gewünscht. Dann ging es auf Wunsch der Kinder noch zu einem Crêpes-Stand. Im Vorbeigehen
habe ich aufgeschnappt, wie eine Frau zu ihrem vielleicht achtjährigen Sohn in
einem ärgerlichen Tonfall sagte: »Für dich fällt heuer Weihnachten aus!« Keine
Ahnung, was vorgefallen war. Ich bin auch gleich weitergegangen. Aber der Satz
bohrte sich in mein Ohr.…
Und jetzt frage ich euch: Hat für euch heuer
Weihnachten stattgefunden oder ist es ausgefallen? Habt ihr etwas erlebt oder
empfunden, was mit der Weihnachtsbotschaft zu tun hat oder war es das Übliche: Kirche,
essen, bescheren, fernsehen, schlafen?
Ich fand die
Christvesper am Heiligen Abend in den Kirchen in Sommersdorf und in Thann wieder
stimmungsvoll und schön. Der Weihnachtsschmuck, die Posaunenchöre, die alten
Weihnachtslieder, die Weihnachtsgeschichte – das gehört für mich zum
Weihnachtsfest dazu. Aber noch mehr berührt hat mich ein Lied von Kindern aus unserer Gemeinde.
Ich hörte es am zweiten Weihnachtsfeiertag im Kindermusical in Burgoberbach. Darin kamen Zacharias und Elisabeth vor, die Eltern von Johannes
dem Täufer. Unter anderem ging es darum, dass ihr Kind nicht nach dem
Vater hieß, sondern vom Engel den Namen Johannes bekam. Und dieser Name heißt
auf Deutsch: „Gott ist gnädig“. So heiße auch ich, denn Hans ist ja nichts
anderes als die Abkürzung von Johannes. Und dann sangen die Kinder diesen Vers:
Gott ist gnädig, er
hört mein Gebet.
Gott ist gnädig, er weiß, wie‘s mir geht.
Gott ist gnädig, er
kennt mein Herz.
Gott ist gnädig,
heilt meinen Schmerz.
Gott, ich weiß, du
bist mir nah.
Ja, ich weiß, du
bist immer da.
Meine Freude, meine
Not,
Alles sag ich dir, mein Gott
Alles sag ich dir, mein Gott
Gott ist gnädig, er
macht mir Mut.
Gott ist gnädig, das
tut mir gut.
Ganz einfache Verse
sind das. Sie werden von Kindern gesungen und sind für Kinder gedacht. Aber sie
sprechen Grundwahrheiten des Glaubens aus, die für alle Generationen gelten. Und als die Kinder zu singen
anfingen, hat mich, einen Pfarrer von nun schon 64 Jahren, dieses kleine Lied
voll getroffen. Immer wieder dieses „Gott ist gnädig“ enthalten in dem Namen Johannes beziehungsweise Hans. Ja, das Lied hat mich unmittelbar angesprochen. Ich war
gemeint. Um mich ging es, um meinen Glauben, um mein Leben.
Song einspielen (#6)
CD: „Der große Weihnachtsplan“
„Gott ist gnädig“,
das bedeutet der Name Hans. So heiße ich.
– Ich trage diesen meinen Namen zu Recht. Denn ich habe erlebt, nicht
nur einmal, wie gnädig Gott zu mir war. Vor allem in den schweren Zeiten meines
Lebens als meine erste Ehe zerbrach und ich nicht mehr wusste, wie es nun
weitergehen würde. Dass manche Menschen in ihrem Urteil über mich nicht so
gnädig sein würden, das konnte ich mir denken. Aber dass Gott gnädig sein
würde, das hoffte ich und er hat mich nicht enttäuscht. Und das hat mit diesem
Jesus zu tun, mit diesem „Gott hilft“, durch
den Gott uns Menschen zeigt, dass er ein barmherziger und gnädiger Gott ist.
Ich jedenfalls weiß, warum ich Weihnachten feiere und was das für mich
bedeutet.
Und du? Was bedeutet
Weihnachten für dich? Bist du auch irgendwann in diesen Tagen innerlich berührt
worden? Hast du etwas gespürt von Gottes Gnade, von seinem Frieden, von seiner
Liebe? Ich glaube, dass auch in deinem Leben Gott immer wieder gnädig zu dir gewesen ist. Vielleicht anders als bei mir. Aber doch auch so, dass du im
Nachhinein sagen kannst: ‚Ja, auch ich habe das erlebt, dass Gott mein Gebet
hört, dass er mein Herz kennt und meine Schmerzen heilt, dass er mir nahe ist
und ich ihm alles sagen kann was mich bewegt, meine Freude und meine Not. Gott
ist gnädig, - das tut auch mir gut.‘
Habe ich recht?
Kannst du das so sagen? Ich wünsche es jedem von euch. Ich wünsche, dass du im
Glauben von Gott ergriffen wirst und etwas von dem Glück spürst, in seiner Nähe
zu sein. Ich wünsche dir, dass die Jahreslosung 2014, das Bibelwort für das
neue Jahr, für uns beide wahr wird, für dich und für mich, wo es heißt: „Gott nahe zu sein,
ist mein Glück“.
Für mich ist
Weihnachten dieses Jahr nicht ausgefallen. Und ich hoffe, für den achtjährigen
Buben vom Ansbacher Weihnachtsmarkt auch nicht. Die Mutter wird ihm bei allem
Ärger bestimmt etwas geschenkt haben. Früher mag es Weihnachten für mich gegeben
haben, die an mir vorüber gegangen sind, ohne größere Spuren zu hinterlassen.
Vielleicht war ich damals noch nicht reif genug dafür. Vielleicht muss man
wirklich gute und schlechte Lebenserfahrungen gesammelt haben, muss Glück und
Unglück erlebt, Erfolge und Brüche erfahren haben, um die Bedeutung von
Weihnachten ermessen zu können, um innerlich berührt zu werden, wenn Kinder
singen „Gott ist gnädig“. Amen
Wiederholung: Song
einspielen (#6) CD: „Der große Weihnachtsplan“
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