Montag, 30. Dezember 2013

Nicht heraushalten! hl

Losung: Ihr trinkt Wein aus Schalen und salbt euch mit dem besten Öl, aber bekümmert euch nicht um den Schaden Josefs. Amos 6,6

Lehrtext: Ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient. Philipper 2,4

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Party war in vollem Gang, damals vor 2700 Jahren in Israel. Man lebte in Saus und Braus und jagte einer Vergnügung nach der anderen hinterher. Was kümmerte da einen schon das Schicksal anderer, die finanziell nicht mithalten konnten?! Hauptsache für einen selbst war das Leben eine einzige Wellnesskur. Und dann kam er, der Spielverderber, der Prophet Amos, und kündigte das jähe Ende der Party an, den Niedergang und Untergang Israels als Strafe Gottes für den maßlosen Egoismus derer, die doch hätten Verantwortung übernehmen sollen für alle Menschen in ihrem Land, besonders für die Rechtlosen und Armen.
Die Bibel kann schon ganz schön unangenehm sein. Da hat man es sich in seinem Wohlfühl-Glauben gerade so schön eingerichtet, da ist man mit Gott und sich im Reinen, da hat man in seinem Leben eine schöne Ecke für die Religion reserviert, weit weg von den Niederungen des Alltags und den Problemen dieser Welt. Und dann spricht plötzlich die Bibel mitten hinein in unser Leben heute und stellt alles infrage, die Kirche, die Gemeinde, den eigenen Glauben. Plötzlich fragt uns Gott aus der Bibel nach unserer Verantwortung in dieser Gesellschaft. Plötzlich wird das alles so unangenehm politisch, so direkt, so beunruhigend. Kann ich denn meine Verantwortung für die gesellschaftlichen Probleme in unserem Land, für die Flüchtlinge und Asylbewerber, die bei uns zuwandern, für das Schicksal der Hartz-IV-Empfänger, für die Obdachlosen, die Demenzkranken, die Gefangenen nicht anderen überlassen, den Politikern oder solchen, die dafür zuständig sind? Bin ich wirklich dafür auch noch zuständig? Betrifft es mich, wenn aus Deutschland heraus die US-Armee anderswo verbrecherische Aktionen durchführt, die sie hier vorbereitet? Reicht es denn nicht, wenn ich mit mir selbst einigermaßen zurecht komme? Muss ich mich auch noch um das Recht und Wohlergehen der anderen kümmern?

Gebet: Ach Gott, du könntest so schön kuschelig sein, aber du lässt mich nicht in Ruhe. Du beunruhigst mein Gewissen. Du fragst mich, was ich für andere tue und übrig habe. Du führst mich mitten hinein in die Streitigkeiten dieser Welt. Muss das sein? Aber wenn es nicht anders geht, dann soll dein Wille geschehen und nicht meiner. Dann gib mir ein empfindsames Herz, um die Not um mich herum zu spüren; die Bereitschaft für die einzutreten, die sonst keine Fürsprecher haben und den Mut die Missstände laut beim Namen zu nennen, die sonst verschwiegen werden. Lass mich nicht danach fragen, was Menschen von mir denken, sondern danach, was du von mir denkst. Amen

Herzliche Grüße 


Hans Löhr 

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