Losung: Ihr trinkt Wein aus Schalen und salbt euch mit dem besten Öl, aber
bekümmert euch nicht um den Schaden Josefs. Amos 6,6
Lehrtext: Ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern
auch auf das, was dem andern dient. Philipper 2,4
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Party war in vollem Gang, damals vor 2700 Jahren in
Israel. Man lebte in Saus und Braus und jagte einer Vergnügung nach der anderen
hinterher. Was kümmerte da einen schon das Schicksal anderer, die finanziell
nicht mithalten konnten?! Hauptsache für einen selbst war das Leben eine
einzige Wellnesskur. Und dann kam er, der Spielverderber, der Prophet Amos, und
kündigte das jähe Ende der Party an, den Niedergang und Untergang Israels als
Strafe Gottes für den maßlosen Egoismus derer, die doch hätten Verantwortung
übernehmen sollen für alle Menschen in ihrem Land, besonders für die Rechtlosen
und Armen.
Die Bibel kann schon ganz schön unangenehm sein. Da hat man
es sich in seinem Wohlfühl-Glauben gerade so schön eingerichtet, da ist man mit
Gott und sich im Reinen, da hat man in seinem Leben eine schöne Ecke für die
Religion reserviert, weit weg von den Niederungen des Alltags und den Problemen
dieser Welt. Und dann spricht plötzlich die Bibel mitten hinein in unser Leben
heute und stellt alles infrage, die Kirche, die Gemeinde, den eigenen Glauben.
Plötzlich fragt uns Gott aus der Bibel nach unserer Verantwortung in dieser
Gesellschaft. Plötzlich wird das alles so unangenehm politisch, so direkt, so
beunruhigend. Kann ich denn meine Verantwortung für die gesellschaftlichen
Probleme in unserem Land, für die Flüchtlinge und Asylbewerber, die bei uns zuwandern,
für das Schicksal der Hartz-IV-Empfänger, für die Obdachlosen, die
Demenzkranken, die Gefangenen nicht anderen überlassen, den Politikern oder
solchen, die dafür zuständig sind? Bin ich wirklich dafür auch noch zuständig?
Betrifft es mich, wenn aus Deutschland heraus die US-Armee anderswo verbrecherische
Aktionen durchführt, die sie hier vorbereitet? Reicht es denn nicht, wenn ich
mit mir selbst einigermaßen zurecht komme? Muss ich mich auch noch um das Recht
und Wohlergehen der anderen kümmern?
Gebet: Ach Gott, du könntest so schön kuschelig
sein, aber du lässt mich nicht in Ruhe. Du beunruhigst mein Gewissen. Du fragst
mich, was ich für andere tue und übrig habe. Du führst mich mitten hinein in
die Streitigkeiten dieser Welt. Muss das sein? Aber wenn es nicht anders geht,
dann soll dein Wille geschehen und nicht meiner. Dann gib mir ein empfindsames Herz,
um die Not um mich herum zu spüren; die Bereitschaft für die einzutreten, die
sonst keine Fürsprecher haben und den Mut die Missstände laut beim Namen zu
nennen, die sonst verschwiegen werden. Lass mich nicht danach fragen, was
Menschen von mir denken, sondern danach, was du von mir denkst. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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