Losung: Du sollst der Menge nicht auf dem Weg zum Bösen folgen. 2.Mose 23,2
Lehrtext: Lasst einen neuen Geist euer Denken bestimmen. Epheser 4,23
Liebe Leserin, lieber Leser,
wir Menschen sind „Herdentiere”, sagt die Biologie. Wir
fallen in der Menge ungern auf und versuchen uns anderen anzupassen. So sind
viele von uns auch erzogen worden: »Mach mir keine Schande!« oder »Was sagen
denn da die Leute?!«. Und darum fällt es auch nicht unbedingt leicht, gegenüber
einer Mehrheit eine abweichende Meinung zu vertreten und abseits von den Vielen
den eigenen Weg zu gehen. Das ist auch nicht immer nötig. Aber manchmal schon,
besonders wenn es um Dinge geht, die deinen eigenen Werten oder gar deinem
Gewissen widersprechen. »Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen«, sagt
die Bibel (Apostelgeschichte Kap. 5 Vers 29). Aber wer kennt schon diesen Satz
oder lebt danach?
Einerseits ist es wichtig, dass Mehrheiten entscheiden und
Minderheiten ihnen nicht ihren Willen aufzwingen können. Das gehört zum Wesen
der Demokratie. Aber eine Sache ist deswegen noch nicht richtig oder gut, weil
die Mehrheit dafür ist. Ich muss immer selbst mit meinem Verstand und meinem
Gewissen entscheiden, ob ich zustimmen und mitmachen kann oder nicht.
Heutzutage sind wir eher selten vor solche Entscheidungen gestellt. Aber es
sind erst 70 Jahre her, dass die Mehrheit unseres Volkes den
Nationalsozialisten auf dem Weg zum Bösen nur allzu willig gefolgt ist. Und im
Osten Deutschland sind es noch nicht mal 25 Jahre, dass die Mehrheit mit den
kommunistischen Wölfen geheult hat. Viele sagten hinterher: „Wir hatten ja
keine andere Wahl, sonst hätten wir uns selbst in Schwierigkeiten gebracht.“
Doch, es gibt immer eine andere Wahl. Die Frage ist, ob ich bereit bin, den
Preis zu bezahlen, den eine abweichende Meinung und Haltung kostet. Ich selbst
bin froh, dass ich nie vor eine solche Herausforderung gestellt worden bin. Und
deshalb kann ich auch nicht den Stab über die brechen, die damals in großer
Zahl versagt haben. Weiß ich denn, wie ich mich verhalten hätte? Und trotzdem
bleibt für jeden, der Christ sein will, Gottes Anspruch bestehen, wie ihn die
heutige Losung formuliert: »Du sollst der Menge nicht auf dem Weg zum Bösen
folgen!« Manchmal muss man zum Beispiel sich schützend vor das Mobbing-Opfer in
einer Klasse oder in einer Belegschaft stellen und bereit sein, es sich mit den
Kollegen zu verderben. Das ist leicht gesagt und schwer getan. Aber die Frage
ist doch, was bestimmt mein Denken und Fühlen, was beeinflusst mein Gewissen?
Das kann nicht immer die Suche nach dem eigenen Vorteil sein. Ich meine, zum
Christsein gehört auch, um der eigenen Glaubwürdigkeit willen mal einen
Nachteil in Kauf zu nehmen.
Gebet: Herr, gib mir
den Mut, zur rechten Zeit das rechte Wort zu sagen und die Kraft, den Weg zu
gehen, den du mir zeigst. Amen
Herzliche Grüße und Gottes Segen in der neuen Woche!
Hans Löhr
p.s. Diese Auslegung
ist im Rahmen unserer Reihe „Nachdenken über die Bibel”der 1000. Beitrag von
meiner Frau von mir. Wir sind so weit gekommen, weil wir von unseren Leserinnen
und Lesern immer wieder zum Weitermachen ermutigt worden sind und so viele
motivierende Rückmeldungen bekommen haben. Dafür danken wir, nicht zuletzt
deshalb, weil wir beide wohl am meisten beim „Nachdenken über die Bibel“ für
unseren Glauben profitiert haben.
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