Sonntag, 15. Dezember 2013

Vorsicht bei der Ankunft! ebl

Lichtblick-Predigt zum 3. Advent 2013 von Elfriede Bezold-Löhr

Vorsicht – wovor? Das Advents-Alphabet

- Advent! Schon wieder fast vorbei!
- Adventskalender! Dieses Jahr selber gemacht! 24 mal! Ideen, Kreativität, Verantwortung! Hochwertiges! Alles selber machen! Nur wer bastelt, zeigt Verantwortung und Liebe! Es gibt Spongebob-Kalender, Starwars-Kalender, Barbie-Kalender, Lego-Kalender, Haribo-Kalender, und die Kinder wünschen sich genau sowas! Es wäre so praktisch! Aber das geht nicht! Es ist unpädagogisch! Es ist unkreativ! Es ist unadventlich! Es ist unmöglich!
- Adventskranz! Ist ganz wichtig! Selber basteln! Selbstverständlich! Biogrünzeug auf Biostroh-Rohling! Die gekauften sind viel schöner! Kaufen kann jeder! Die Kinder mitmachen lassen! Beteiligung, Verantwortung! Nachts ist genug Zeit! Wenn die Kinder schlafen! Der Vater bastelt mit! Er kann das auch!
- Adventskaffee im Kindergarten! Kuchen mitbringen! Selber backen!
- Adventskaffee in der Schule! Kuchen mitbringen! Selber backen! Gekaufter Kuchen geht nicht! Rabenmutter!
- Basteln! Die Einladungen zum Basteln waren deutlich! Laternen! Aus Buntpapier! Und Pappe! Und Klebstoff! Der Klebstoff selbstgemacht! Aus Wasser und Knochenmehl und Hühnereiern! Alles Bio, wegen der Allergien! Und wegen der Umwelt! Und wegen der Zukunft! Echter Klebstoff ist giftig! Das willst du doch nicht für deine Kleinen!
- Nikolaus! Fast übersehen! So mittendrin! Pädagogisch wertvoll! Schuhe putzen lassen! Nylonschuhe, Hausschuhe, Wildlederschuhe? Nicht akzeptieren! Schuhe gemeinsam putzen vor dem Schlafengehen! Statt Fernsehen! Fernsehen sowieso verbieten! Immer! Nicht nur zur Adventszeit!
- Plätzchen! Nicht kaufen! Auch nicht die vom Bäcker, die genauso aussehen wie selbst gemacht und viel besser schmecken! Gemeinsam backen! Die Kinder beteiligen! Vorbild sein! Eine Adventszeit wie früher! Früher war alles besser!
- Singen! Immerzu! Überall! Morgen Kinder wird’s was geben! Oh Tannenbaum! Es ist ein Ros‘ entsprungen! Egal ob man singen kann! Laut! Muss! Es! Sein!
- Weihnachtsfeier im Büro! Wichteln mit Freunden! Weihnachtsmarkt! Weihnachtskarten! Weihnachtsgans! - Weihnachtsbaum!
- Weihnachtsdeko! Die von der Oma geerbte! Nichts kaufen! Alles basteln! Eine Krippe aus Holz! Ein Herrnhuter Stern! Bastelanleitung im Internet! Eine wunderbare Arbeit für den modernen Vater! Väter sind auch kreative Menschen! Den Vater in den Advent einbinden! Wie die Kinder! Nachts basteln! Bald ist es vorbei! Überraschung am Morgen! Die glänzenden, ausgeschlafenen Kinderaugen! Die halbtoten, müden Elternaugen!
- Weihnachtsgeschenke kaufen! Die Kinder haben doch alles! Die Erwachsenen haben auch alles! Nicht irgendwas kaufen! Nicht in Gutscheine retten! Früher hat man sich Nützliches geschenkt! Selbst gemacht! Mit Stricken anfangen! Über einen Schal freut sich jeder! Oder Öl auf Leinwand! Muss nicht perfekt sein! Hauptsache kreativ! Voller Liebe!
- Zwischendurch arbeiten gehen! Nicht vergessen!
- Zeit der Vorfreude – das ist doch Advent! ------  Wirklich?
(nach einer Anregung von Kathrin Spoerr, Journalistin)

-----‚Wie soll ich dich empfangen‘ von Werner Thelen auf dem E-Piano intoniert-----

Tröstlicher Ausblick
Tröstet, ja tröstet mein Volk!
Ermutigt die Einwohner Jerusalems (die, die vor den Trümmern ihrer Esistenz stehen, die nicht mehr wissen, wo vorn und hinten ist) ! Ruft ihnen zu: Nun habt ihr genug gelitten! Die schreckliche Zeit ist vorbei! Der Herr hat euch ohne Mitleid für eure Sünden bestraft. Eure Schuld ist beglichen.“
Hört, jemand ruft: „Bahnt dem Herrn einen Weg durch die Wüste! Durch die Wüste des Konsums? Durch die Wüste innerer Leere? ) Baut eine Straße durch die Steppe für unseren Gott!
Jedes Tal soll aufgefüllt, jeder Berg und Hügel abgetragen werden. Alles Unebene soll eben werden und alles Hügelige flacht.
Denn der Herr wird kommen in seiner Macht und Hoheit. Alle Menschen werden ihn sehen. Er selber hat es angekündigt. (…)
Sagt den Städten im Land Juda: „Seht, da kommt euer Gott!“
Ja, der Herr kommt als ein mächtiger Gott. Er herrscht mit großer Kraft. (…) Er sorgt für sein Volk wie ein guter Hirte. Die Lämmer nimmt er auf den Arm und hüllt sie schützend in seinen Umhang. Die Mutterschafe führt er behutsam ihren Weg.“  (Altes Testament, Jes. 40, Verse 1 – 11 in Auswahl)

Trost ist nicht gleich Vertröstung
Auch heute könnte unsere Welt Gott so nötig brauchen. Wir hier in Deutschland leben in Frieden. Vielen unter uns geht es gut, wirtschaftlich sogar richtig gut. Die Not unserer Gesellschaft ist, wie mir scheint, weniger eine materielle. Wir leben hier nicht in Nachkriegszeiten. Da unterscheidet sich unsere Situation von der eines Jesaja. Auch von der eines Paul Gerhardt, der kurz nach dem dreißigjährigen Krieg Gott fragt: „Wie soll ich dich empfangen und wie begegn‘ ich dir?“
 Aber wüste Landschaften kennen wir auch: Seelenwüsten von Leuten, die ausgebrannt sind im Schneller-Höher-Weiter-Hamsterrad. Konsumwüsten, vor denen Menschen stehen, die schon alles haben und doch meinen, immer noch schenken zu müssen und beschenkt werden zu wollen. Wüsten der Stille zwischen Leuten, die nicht mehr miteinander reden können, weil sie nichts mehr gemeinsam haben. Wüsten der Einsamkeit von Kindern und Teenagern, die sich ständig unter Druck erleben und verzweifelt versuchen, überall mitzuhalten.

Unsere Not ist weniger äußerlich. Sie ist mehr innerlich. Ob uns das noch bewusst ist oder ob die Sehnsucht schon verschüttet ist: Wir könnten Gott so gut brauchen. Auch heute, im Advent 2013. Wie wäre es, wenn er käme und die Wüsten wieder fruchtbar machen würde?

Was hilft? - Nur das Reduzieren, wie mir scheint. Das Zurückfahren der Dinge, die ursprünglich mit dieser Adventszeit nichts zu tun haben und die uns nicht gut tun.

Was uns hetzt – zurückfahren.
Was uns leer erscheint – weglassen.
Was uns verstummen lässt – ausschalten.
Was uns vereinzelt – durchbrechen.

Es gibt ja mit Gott den einen, der schon bereit steht und nur darauf wartet, für uns zu sorgen: Er kommt. Er sorgt. Er nimmt auf den Arm. Er hüllt schützend in seinen Umhang. Er führt behutsam. Er kann es. Und er will es tun – und wird es tun, wenn ihr es zulasst – sagt schon Jesaja.

Das wäre doch was! Wir legen die Erledigungs-Haltung ab und nehmen eine Erwartungs-Haltung an. Nur das. Abwarten in den nächsten Tagen. Die Augen offen halten. Gut hinhören. Weniger tun, mehr geschehen lassen. Weihnachten auf uns zukommen lassen. Ohne jeden Anspruch auf das perfekte Fest.

Das ändert etwas in uns drin. Es ändert damit auch etwas in unserem Zusammensein mit unseren Familien. Es lässt uns hoffen, dass mit Gott die Dinge anders laufen. „Vorsicht bei der Ankunft!“ sagt der Schlunz. Wir sollten keinesfalls die Chance verpassen, die in dieser Adventszeit und in diesem Weihnachten für uns steckt. Ergreifenb wir sie – Gott bietet sie uns. Amen.

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