Lichtblick-Predigt
zum 3. Advent 2013 von Elfriede Bezold-Löhr
Vorsicht – wovor? Das
Advents-Alphabet
- Advent!
Schon wieder fast vorbei!
- Adventskalender!
Dieses Jahr selber gemacht! 24 mal! Ideen, Kreativität, Verantwortung!
Hochwertiges! Alles selber machen! Nur wer bastelt, zeigt Verantwortung und
Liebe! Es gibt Spongebob-Kalender, Starwars-Kalender, Barbie-Kalender,
Lego-Kalender, Haribo-Kalender, und die Kinder wünschen sich genau sowas! Es
wäre so praktisch! Aber das geht nicht! Es ist unpädagogisch! Es ist unkreativ!
Es ist unadventlich! Es ist unmöglich!
- Adventskranz!
Ist ganz wichtig! Selber basteln! Selbstverständlich! Biogrünzeug auf
Biostroh-Rohling! Die gekauften sind viel schöner! Kaufen kann jeder! Die
Kinder mitmachen lassen! Beteiligung, Verantwortung! Nachts ist genug Zeit!
Wenn die Kinder schlafen! Der Vater bastelt mit! Er kann das auch!
- Adventskaffee
im Kindergarten! Kuchen mitbringen! Selber backen!
- Adventskaffee
in der Schule! Kuchen mitbringen! Selber backen! Gekaufter Kuchen geht nicht!
Rabenmutter!
- Basteln!
Die Einladungen zum Basteln waren deutlich! Laternen! Aus Buntpapier! Und
Pappe! Und Klebstoff! Der Klebstoff selbstgemacht! Aus Wasser und Knochenmehl
und Hühnereiern! Alles Bio, wegen der Allergien! Und wegen der Umwelt! Und
wegen der Zukunft! Echter Klebstoff ist giftig! Das willst du doch nicht für
deine Kleinen!
- Nikolaus!
Fast übersehen! So mittendrin! Pädagogisch wertvoll! Schuhe putzen lassen!
Nylonschuhe, Hausschuhe, Wildlederschuhe? Nicht akzeptieren! Schuhe gemeinsam
putzen vor dem Schlafengehen! Statt Fernsehen! Fernsehen sowieso verbieten!
Immer! Nicht nur zur Adventszeit!
- Plätzchen!
Nicht kaufen! Auch nicht die vom Bäcker, die genauso aussehen wie selbst
gemacht und viel besser schmecken! Gemeinsam backen! Die Kinder beteiligen!
Vorbild sein! Eine Adventszeit wie früher! Früher war alles besser!
- Singen!
Immerzu! Überall! Morgen Kinder wird’s was geben! Oh Tannenbaum! Es ist ein
Ros‘ entsprungen! Egal ob man singen kann! Laut! Muss! Es! Sein!
- Weihnachtsfeier
im Büro! Wichteln mit Freunden! Weihnachtsmarkt! Weihnachtskarten! Weihnachtsgans! - Weihnachtsbaum!
- Weihnachtsdeko!
Die von der Oma geerbte! Nichts kaufen! Alles basteln! Eine Krippe aus Holz!
Ein Herrnhuter Stern! Bastelanleitung im Internet! Eine wunderbare Arbeit für
den modernen Vater! Väter sind auch kreative Menschen! Den Vater in den Advent
einbinden! Wie die Kinder! Nachts basteln! Bald ist es vorbei! Überraschung am
Morgen! Die glänzenden, ausgeschlafenen Kinderaugen! Die halbtoten, müden
Elternaugen!
- Weihnachtsgeschenke
kaufen! Die Kinder haben doch alles! Die Erwachsenen haben auch alles! Nicht
irgendwas kaufen! Nicht in Gutscheine retten! Früher hat man sich Nützliches
geschenkt! Selbst gemacht! Mit Stricken anfangen! Über einen Schal freut sich
jeder! Oder Öl auf Leinwand! Muss nicht perfekt sein! Hauptsache kreativ!
Voller Liebe!
- Zwischendurch
arbeiten gehen! Nicht vergessen!
- Zeit
der Vorfreude – das ist doch Advent! ------
Wirklich?
(nach
einer Anregung von Kathrin Spoerr, Journalistin)
-----‚Wie soll ich
dich empfangen‘ von Werner Thelen auf dem E-Piano intoniert-----
Tröstlicher Ausblick
Tröstet,
ja tröstet mein Volk!
Ermutigt
die Einwohner Jerusalems (die, die
vor den Trümmern ihrer Esistenz stehen, die nicht mehr wissen, wo vorn und
hinten ist) ! Ruft ihnen zu: Nun habt ihr genug gelitten!
Die schreckliche Zeit ist vorbei! Der Herr hat euch ohne Mitleid für eure Sünden
bestraft. Eure Schuld ist beglichen.“
Hört,
jemand ruft: „Bahnt dem Herrn einen Weg durch die Wüste! Durch die Wüste des Konsums? Durch die Wüste innerer
Leere? ) Baut eine Straße durch die Steppe für unseren
Gott!
Jedes
Tal soll aufgefüllt, jeder Berg und Hügel abgetragen werden. Alles Unebene soll
eben werden und alles Hügelige flacht.
Denn
der Herr wird kommen in seiner Macht und Hoheit. Alle Menschen werden ihn
sehen. Er selber hat es angekündigt. (…)
Sagt
den Städten im Land Juda: „Seht, da kommt euer Gott!“
Ja,
der Herr kommt als ein mächtiger Gott. Er herrscht mit großer Kraft. (…) Er
sorgt für sein Volk wie ein guter Hirte. Die Lämmer nimmt er auf den Arm und
hüllt sie schützend in seinen Umhang. Die Mutterschafe führt er behutsam ihren
Weg.“ (Altes Testament, Jes. 40, Verse 1
– 11 in Auswahl)
Trost ist nicht
gleich Vertröstung
Auch
heute könnte unsere Welt Gott so nötig brauchen. Wir hier in Deutschland leben
in Frieden. Vielen unter uns geht es gut, wirtschaftlich sogar richtig gut. Die
Not unserer Gesellschaft ist, wie mir scheint, weniger eine materielle. Wir
leben hier nicht in Nachkriegszeiten. Da unterscheidet sich unsere Situation
von der eines Jesaja. Auch von der eines Paul Gerhardt, der kurz nach dem
dreißigjährigen Krieg Gott fragt: „Wie soll ich dich empfangen und wie begegn‘
ich dir?“
Aber wüste Landschaften kennen wir auch: Seelenwüsten von Leuten, die
ausgebrannt sind im Schneller-Höher-Weiter-Hamsterrad. Konsumwüsten, vor denen Menschen stehen, die schon alles haben und
doch meinen, immer noch schenken zu müssen und beschenkt werden zu wollen. Wüsten der Stille zwischen Leuten, die
nicht mehr miteinander reden können, weil sie nichts mehr gemeinsam haben. Wüsten der Einsamkeit von Kindern und
Teenagern, die sich ständig unter Druck erleben und verzweifelt versuchen,
überall mitzuhalten.
Unsere
Not ist weniger äußerlich. Sie ist mehr innerlich. Ob uns das noch bewusst ist
oder ob die Sehnsucht schon verschüttet ist: Wir könnten Gott so gut brauchen.
Auch heute, im Advent 2013. Wie wäre es, wenn er käme und die Wüsten wieder
fruchtbar machen würde?
Was
hilft? - Nur
das Reduzieren, wie mir scheint. Das Zurückfahren der Dinge, die ursprünglich
mit dieser Adventszeit nichts zu tun haben und die uns nicht gut tun.
Was
uns hetzt – zurückfahren.
Was
uns leer erscheint – weglassen.
Was
uns verstummen lässt – ausschalten.
Was
uns vereinzelt – durchbrechen.
Es
gibt ja mit Gott den einen, der schon bereit steht und nur darauf wartet, für
uns zu sorgen: Er kommt. Er sorgt. Er
nimmt auf den Arm. Er hüllt schützend in seinen Umhang. Er führt behutsam. Er
kann es. Und er will es tun – und wird es tun, wenn ihr es zulasst – sagt schon
Jesaja.
Das
wäre doch was! Wir legen die Erledigungs-Haltung ab und nehmen eine
Erwartungs-Haltung an. Nur das. Abwarten in den nächsten Tagen. Die Augen offen
halten. Gut hinhören. Weniger tun, mehr geschehen lassen. Weihnachten auf uns
zukommen lassen. Ohne jeden Anspruch auf das perfekte Fest.
Das
ändert etwas in uns drin. Es ändert damit auch etwas in unserem Zusammensein
mit unseren Familien. Es lässt uns hoffen, dass mit Gott die Dinge anders
laufen. „Vorsicht bei der Ankunft!“ sagt der Schlunz. Wir sollten keinesfalls
die Chance verpassen, die in dieser Adventszeit
und in diesem Weihnachten für uns steckt.
Ergreifenb wir sie – Gott bietet sie uns. Amen.
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