Losung: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Psalm 8,5
Lehrtext: In seiner Liebe hat er uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob seiner herrlichen Gnade. Epheser 1,4-6
Liebe Leserin, lieber Leser,
wenn es darum geht, was die Bibel von dir und von mir hält, wird immer auch der Psalm 8 zitiert, aus dem das heutige Losungswort kommt. Doch um dieses Wort verstehen zu können, will ich es noch einmal in seinem Zusammenhang bringen. Da heißt es:
„Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan.“ (Psalm 8,4-7)
Das scheint auf den ersten Blick eine widersprüchliche Aussage über den Menschen zu sein. Einerseits heißt es, dass der Mensch angesichts des Universums winzig und unbedeutend ist. Andererseits, dass Gott sich trotzdem seiner annimmt, ja, dass er mit Gott fast schon auf einer Stufe steht.
Was stimmt nun? Ich denke, dass der Lehrtext uns bei der Suche nach der Antwort hilft.
Nein, als Mensch bin ich keineswegs „wenig niedriger als Gott“. Ich bin unvollkommen, fehleranfällig, sterblich. Im Vergleich zu den Tieren habe ich ein Gehirn mit erstaunlichen Fähigkeiten. Doch mit Gott möchte ich mich gar nicht erst vergleichen. Er ist nicht höher als ich bin. Er ist komplett anders: einzigartig, unvergleichlich, unfassbar. Er ist die Macht, die alles schafft. Die alles bestimmende Wirklichkeit. Er ist und bleibt für mich als Mensch unzugänglich, unbegreiflich, unerreichbar.
Aber nun gilt, was der Lehrtext sagt: »In seiner Liebe hat er uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus.« Ich bin und bleibe Mensch, ein winziges Staubkorn im Vergleich zur Größe des Universums. Doch Gott bestimmt mich dazu sein Kind zu sein.
Wenn es also im Psalm 8 heißt, dass er den Menschen wenig niedriger gemacht hat als sich selbst, dann ist das keine Qualität, die mir als Mensch zueigen wäre. Sondern er erhebt mich sozusagen in den Adelsstand der Gotteskindschaft, weil er es so will, weil sein Sohn Jesus Christus mich und dich Bruder oder Schwester nennt und so zu Kindern Gottes macht.
Das ändert gar nichts an meiner ganzen Hinfälligkeit, an meinem Versagen, an meiner Schuld. Ich bleibe der, der ich von Natur aus bin und brauche mir nicht im geringsten einzubilden, Gott auch nur im entferntesten ähnlich zu sein. Doch zugleich nimmt er mich als sein Kind an und gibt sich mir als mein Vater zu erkennen, weil ich seine Liebe brauche.
Das also hält die Bibel von mir und von dir, dass wir, dass alle Menschen Gottes Kinder sind im umfassenden Sinn und mit allen Konsequenzen. Es ist gut, wenn wir das selbst von uns halten. Denn das stärkt unser Selbstbewusstsein, unsern Lebensmut und unsere Zuversicht.
Gebet: Herr, niemand außer dir bestimmt, wer ich bin. Auch ich selbst nicht. Du willst, dass ich lebe. Du willst, dass ich dein Kind bin. Du willst, dass ich dich und deine Liebe in Jesus Christus erkenne. So erfahre ich, wer ich bin: von dir grundlos und bedingungslos geliebt, weil ich deiner Liebe bedürftig bin. So kann ich mich nun selbst neu verstehen und als dein Mensch, als dein Sohn leben. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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