Losung: Die Israeliten, Männer und Frauen, die ihr Herz dazu trieb, brachten freiwillige Gaben zu allem Werk, das der HERR durch Mose geboten hatte. 2.Mose 35,29
Lehrtext: Jesus sagt: Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch zumessen. Lukas 6,38
Liebe Leserin, lieber Leser,
das mit dem Geben ist so eine Sache. Ich denke, jeder möchte eigentlich großzügig sein. Wer lässt sich schon gern nachsagen, dass er geizig ist? Aber auch in diesem Fall sind wir Menschen recht unterschiedlich. Mancher ist von Natur aus unbekümmerter und kann darum auch leichter großzügig sein. Ein anderer hat eine eher ängstliche Natur und tut sich mit dem Loslassen und dem Geben schwerer. Und darum kann für den Ersten ein 50 Euro Schein etwas kleinlich erscheinen und für den Zweiten ein 20 EUR Schein eine erstaunliche Selbstüberwindung zu mehr Großzügigkeit bedeuten.
Um eine Spende einzuschätzen zu können, kommt es also auch darauf an, wie sehr sich der eine und der andere dazu überwinden musste. Doch am Ende machen wohl beide eine ähnliche Erfahrung, dass man eine freiwillige Spende selten bereut. Aber umso mehr bereut man, wenn man nichts oder nur wenig gegeben hat.
Manchmal bringen mich die Bettler in den Städten in einen inneren Konflikt. Ich frage mich dann: 'Braucht der wirklich das Geld? Wer weiß, vielleicht kauft er sich dafür Zigaretten oder Alkohol? Wer weiß, wie viel er so am Tag zusammenbettelt. Könnte er nicht auch auf andere Weise etwas verdienen als sich mit dem Betteln selbst zu beschämen?' Je mehr ich mir solche Fragen stelle, desto weniger bin ich bereit etwas zu geben und desto mehr ärgere ich mich dann hinterher über mich selbst, über meine negativen Vermutungen und meinen Geiz.
Manchmal überliste ich mich aber, indem ich mir das passende Kleingeld schon vorab in die Taschen stecke. Dann bin ich schon vorbereitet und muss nicht mehr erst lang überlegen. Ich denke mir dann: 'So oft werde ich nun auch wieder nicht angebettelt. Und so furchtbar viel Geld werde ich auf diese Weise auch nicht los. Und wenn sich der Bettler dann eine Flasche Bier kauft – was soll's, ich gönn sie ihm. Ich trink doch auch mal gern ein Bier. Und bin ich vor Gott nicht auch ein Bettler, wie Martin Luther sagt? Wenn ich bei ihm auf seine Großzügigkeit für mich hoffe, wie kann ich dann einem Menschen gegenüber engherzig und knauserig sein?
Wie gesagt, der eine tut sich mit dem Geben leichter als der andere. Aber alles in allem glaube ich, dass einer, der gibt, auf verschiedene Weise wieder mehr zurückbekommt als er gegeben hat. Und sei es das gute Gefühl, dass er sich nicht vor sich selbst schämen muss.
Ein Mann träumt, er stehe hungrig vor einem Marktstand und möchte sich etwas kaufen. Er sucht sich die gewünschten Nahrungsmittel aus. Dann will er zahlen und zückt seinen Geldbeutel. Doch der Verkäufer sagt: „Ihr Geld ist hier bei uns nicht gültig. Wir akzeptieren nur das, was Sie zuvor anderen geschenkt haben.“ Der Mann ist geschockt. Wie soll er jetzt etwas zu essen bekommen? Da nimmt der Verkäufer die Tüte mit den Nahrungsmitteln und drückt sie ihm in die Hand: „Hier, nehmen Sie. Ich wünsche Ihnen guten Appetit.“
Gebet: Herr, schon immer hast du mir mehr gegeben, als ich zurückgegeben habe. Und ist nicht alles, was ich geben könnte, sowieso deine Gabe? Ich habe nichts in diese Welt gebracht und werde auch nichts hinausbringen. Darum will ich mit warmen Händen geben, solange ich lebe. Danke für deine Großzügigkeit mir gegenüber. Sie soll mir helfen, selbst etwas großzügiger zu werden. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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