Predigt von Hans
Löhr am 13. Sonntag nach Trinitatis in Weidenbach
Liebe Gemeinde,
in drei Monaten
und zwei Wochen ist Weihnachten. Der Handel hat sich darauf schon eingestellt.
In den Supermärkten kann man be lls ja, wird er wohl noch
in irgendeiner Weihnachtskiste auf dem Dachboden verpackt sein. In meiner
Kindheit hatten wir sozusagen als Christbaumspitze einen Rauschgoldengel vom
Nürnberger Christkindlesmarkt. Als den meine Eltern gekauft haben, war ich total
fasziniert. Umso größer war die Enttäuschung, als ich ihn näher untersuchte. Er
hatte nur einen schönen Wachskopf und ein goldenes Papierkleid. Doch unter dem
Kleid war nichts, gar nichts...
Heute haben wir
einen Weihnachtsengel für die Krippe. Ich befestige ihn jedes Jahr am
Krippengiebel, sodass er über der ganzen Weihnachtsszene mit Maria, Josef und
dem Kind, den drei Königen und den Hirten schwebt.
Aber warum braucht
es denn überhaupt einen Weihnachtsengel sei es als Rauschgoldengel oder als
Krippenfigur? Darauf gibt es nur eine einzige Antwort, nämlich den Satz aus dem
Weihnachtsevangelium, wo es heißt:
»Und des Herrn Engel trat zu
ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich
sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich
verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch
ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr.« (Lukas 2,9-11)
Der Weihnachtsengel soll also nicht nur ein dekorativer Schmuck sein. Er
hat uns etwas zu sagen, nämlich jenen Satz. Und daran sollten wir im Idealfall
denken, wenn wir ihn am Christbaum oder in der Krippe sehen.
Weißt du jetzt noch, mit welchen Worten der Engel
seine Botschaft einleitet? Er sagt „Fürchtet euch nicht!“ Was du aber bestimmt
nicht weißt, ist, wie oft denn dieser Satz „Fürchtet euch nicht bzw. fürchte
dich nicht!“ in der Bibel vorkommt. Ich musste auch erst nachzählen und bin auf
120 Treffer gekommen. 120 mal heißt es da „Fürchte dich nicht!“. Das
kann doch nur den Grund haben, dass sich die Menschen damals ganz schön
gefürchtet haben. Doch Gott sagt zu ihnen: „Dazu habt ihr keinen Grund. Ich bin
doch bei euch und helfe euch auch.“ Und was Gott zu den Menschen der Bibel
sagt, das sagt er auch zu uns heute, zu mir und auch zu dir, jetzt in diesem
Augenblick.
Wahrscheinlich hatten die Menschen damals ganz
ähnliche Sorgen und Ängste wie wir heute. Sie hatten Angst vor der Zukunft,
Angst vor dem Tod, Angst vor schlimmen Krankheiten, Angst vor Krieg und
Katastrophen, Angst vor Armut, vor einer Prüfung, vor bösen Mächten usw. Da hat
sich bis heute nicht viel geändert.
Aber deswegen kommst du doch auch hier in den
Gottesdienst, deswegen glaubst du doch auch an Gott, um hier gestärkt und
getröstet zu werden, neuen Lebensmut zu schöpfen und Kraft zu bekommen für die
neue Woche. Der Glaube soll uns nicht zuletzt helfen, mit unseren Ängsten
fertig zu werden, um unbeschwerter leben zu können.
Aber nun ist Furcht ja auch so eine Art Glaube, ein
negativer Glaube, dass etwas Schlimmes passieren könnte. Manche sind wahre
Meister darin, ständig an irgendwelche bevorstehenden Katastrophen zu glauben.
Und warum tun sie das? Vielleicht deshalb, um innerlich irgendwie vorbereitet
zu sein, wenn sie tatsächlich eintreten. Aber dieser negative Glaube ist extrem
gefährlich. Er ist so etwas wie eine schlechte Prophezeiung, die sich von
selbst erfüllt. Wer immer nur Schlimmes erwartet, dem wird mit großer
Wahrscheinlichkeit auch Schlimmes passieren.
Eine Frau
fürchtete jeden Abend, wenn sie ins Bett ging, dass ein Einbrecher unten in der
Küche sei. Deshalb musste ihr Mann vor dem Einschlafen immer noch mal ins Erdgeschoss,
um nachzusehen. Erst wenn er glaubhaft versichert hatte, dass kein Einbrecher
da war, konnte sie schlafen. Das ging nun schon 30 Jahre so.
Eines Abends war
es wieder so weit. Die Frau sagte: „Du, ich habe etwas in der Küche gehört.
Bestimmt ist der Einbrecher gekommen. Etwas unwillig und schon etwas
schlaftrunken tappte ihr Mann die Treppe hinunter. Als er die Küchentür
öffnete, schaute er in die Mündung eines Revolvers: „Keinen Laut!“, sagte der
Einbrecher. „Rücken Sie alle Wertsachen raus dann passiert ihnen nichts.“
Der Mann tat wie ihm geheißen. Als der Einbrecher seine Beute hatte,
wollte er wieder verschwinden. „Halt!“, sagte der Mann, „so einfach können Sie
nicht gehen. Kommen Sie erst noch mit nach oben zu meiner Frau. Die wartet
schon 30 Jahre auf Sie und möchte sie kennen lernen.“
Aber leider ist das mit der Furcht nicht immer so
lustig wie in dieser Geschichte. Sie ist, wie gesagt, ein negativer Glaube. Setze dagegen den positiven Glauben! Vertraue darauf,
dass Jesus zurecht sagt: „Fürchte dich nicht, glaube nur!“ Ja es stimmt,
er hat diesen Satz zu Jaïrus gesagt damals vor 2000 Jahren. Aber solche Sätze
stehen doch gerade deshalb in der Bibel, weil sie noch heute gelten, weil sie
dir und mir gelten.
Wenn also die Furcht oder ihre Schwester, die Sorge,
an deine Tür klopft und in dein Leben will, so lass deinen Glauben antworten
und sagen: „Für dich ist hier kein Platz. Du bist nicht eingeladen und nicht
erwünscht. Also schleich dich!“
Setze den positiven Glauben gegen die Furcht. Rüste
dich mit Worten der Bibel und sage zu dir selbst: „Der HERR ist mein
Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines
Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?“ (Psalm 27)
Er ist es doch,
der Himmel und Erde geschaffen hat, der allmächtige Gott, den du an deiner
Seite hast und
der dir sagt: „Fürchte dich nicht, ich
bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott! Ich stärke dich, ich helfe
dir auch.“ (Jesaja 41,10) Genau dazu haben wir doch die Bibel, dass aus ihr
Gott zu uns spricht und uns im Glauben stärkt. Lass also deine Gedanken nicht
um das kreisen, was du fürchtest, sondern was Gott zu dir sagt. Denn der erste
Platz, auf dem wir unseren Kampf gegen die Furcht verlieren, ist unser Kopf,
sind unsere Gedanken. Darum müssen darauf achten, was wir denken. Denn das,
worauf ich in Gedanken fixiert bin, lade ich in mein Leben ein und erlaube ihm,
Wirklichkeit zu werden. Genauso wie du dich gedanklich in Furcht hineinsteigern
kannst, sodass sie dich immer mehr besetzt, genauso kannst du deine Gedanken
auch auf dein Gottvertrauen lenken und sagen: »Und ob ich schon wanderte im
finsteren Tal meiner Sorgen und Probleme, fürchte ich doch kein Unglück; denn
du, Gott, bist bei mir und tröstest mich.« (Psalm 23,4)
Wer in der Haltung der Furcht lebt, dem
geht es wie einem, der mitten in einer kleinen Nebelbank steckt. Er sieht
nicht, dass ein paar Meter vor ihm und über ihm bereits die Sonne scheint. Er
sieht keinen Ausweg. Er kann sich nicht orientieren. Er ist im Nebel sozusagen
gefangen. So ist es auch mit der Furcht. Sie nimmt einem Lebensfreude und
Zuversicht. Sie will dir weißmachen, dass es außer ihr nichts mehr in deinem
Leben gibt. Aber der Glaube hilft dir, dass du nicht in der Haltung der
Furcht gefangen bleibst. Gott macht dein Leben wieder hell und freundlich und
sagt: „Fürchte dich nicht, glaube nur!“
Liebe Freunde, in
drei Monaten und zwei Wochen ist Weihnachten. Wenn dann die Feiertage wieder
vorbei sind, so packe doch dieses Mal den Weihnachtsengel nicht weg. Lass ihn
in deiner Wohnung. Gib ihm einen schönen Platz und denke, sooft du ihn siehst,
daran, was er dir sagt. Und wenn dir eine kleine Gedankenstütze hilft, dann leg
einen Zettel daneben, auf dem steht: »Fürchte dich nicht, ich verkündige dir
große Freude. Für dich ist der Heiland geboren, Jesus Christus, dein Retter und
Herr.« Amen
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