Losung: Eure Sünden halten das Gute von euch fern. Jeremia 5,25
Lehrtext: Der Zöllner stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Lukas 18,13
Liebe Leserin, lieber Leser,
niemand von uns allen hat das Recht, Gott unter die Augen zu treten. Wir können nichts vorweisen, was uns erlauben würde, zu ihm Zutritt zu bekommen. Ihm, dem Heiligen, sollten wir nicht zu nahe kommen. Sonst geht es uns wie Ikarus. Er kam mit seinen künstlichen Flügeln, trotz der Warnungen seines Vaters Daedalus, der Sonne zu nahe. Da schmolz das Wachs, mit dem die Federn an den Flügeln befestigt waren, und Ikarus stürzte in den Tod.
Der Prophet Jeremia weiß schon, was uns von Gott fernhält. Nicht er hält uns auf Distanz, sondern unsere Sünden trennen uns von ihm (Losung). Und auch der Zöllner in Jesu Gleichnis weiß das. Darum steht er "ferne" und drängt sich nicht vor (Lehrtext). In den Augen der frommen Juden galt sein Beruf als unehrenhaft, als mit dem wahren Glauben nicht vereinbar.
Damit wäre schon alles gesagt, wenn man das Evangelium, die gute Botschaft außer acht ließe. So aber kann man hinter den beiden heutigen Bibelworten einen Doppelpunkt setzen und sagen:
Gebet: Ja, Herr, unsere Sünden halten uns fern von dir. Aber sie halten dich nicht fern von uns. Du kommst in Jesus zu uns, gerade weil wir Sünder waren und sind, weil wir nicht deiner Strafe, sondern deiner Liebe bedürfen. So heilst du uns. Amen
Nein, wir sollten uns nicht selbstgerecht an Gott anwanzen und uns dabei etwas einbilden auf unsere Frömmigkeit. Aber wir sollten ihm auch nicht selbstgerecht den Rücken kehren nach dem Motto: Ich brauche Gott nicht. Ich komm doch ganz gut allein zurecht.
Stattdessen will ich immer wieder staunen über Gottes Gnade, dass er sich bedingungslos und voraussetzungslos mir zuwendet und mich einlädt, mit ihm zu leben.
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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