Losung: So schau nun vom Himmel und sieh herab von deiner heiligen, herrlichen Wohnung! Wo ist nun dein Eifer und deine Macht? Jesaja 63,15
Lehrtext: Jesus spricht: Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen; was wollte ich lieber, als dass es schon brennte! Aber ich muss mich taufen lassen mit einer Taufe, und wie ist mir so bange, bis sie vollendet ist! Lukas 12,49-50
Liebe Leserin, lieber Leser,
ich will den Bibelabschnitt, in dem das heutige Losungswort steht, mal in die Gegenwart übertragen als das Gebet eines Einzelnen, der in eine selbstverschuldete Notlage geraten ist. Dann liest es sich etwa so:
Gebet: »Herr, schau doch herab vom Himmel! Warum setzt du dich nicht mehr mit ganzer Kraft für mich ein? Warum hältst du dich zurück? Schlägt dein Herz nicht mehr für mich? Ist deine Liebe erloschen? Du bist doch mein Vater und Helfer! Das war doch auch früher so. Warum lässt du mich vom richtigen Weg abirren? Warum hast du mich so eigensinnig werden lassen, dass ich keine Ehrfurcht mehr vor dir habe? Bitte, wende dich mir wieder zu! Ich bin doch immer noch der Mensch, der dir gehört.« (vgl. Jesaja 63 15-17)
So ähnlich kann ich auch heute noch beten und sollte es auch tun. Sollte mir meine Gottvergessenheit eingestehen und ihn an seine Liebe erinnern und daran, dass er mein Vater ist, wenn ich seine Nähe nicht mehr spüre. Schließlich habe ich doch keine Alternative. An wen sonst sollte ich mich denn wenden? Wer sonst könnte mir denn helfen?
Der Lehrtext gehört für mich zu den schwierigsten Worten von Jesus. Er sagt unmissverständlich, dass sich am Glauben an ihn die Geister scheiden werden. Bis in die Familien hinein wird es seinetwegen Streit geben, heißt es im Anschluss an das heutige Bibelwort. Denn er ist, wenn man ihn ernst nimmt, kein Trostpflaster, sondern selbst das lodernde Feuer, in dem alles religiöse Getue verbrennt und nur noch das Gold des Glaubens übrig bleibt. Dass es sich so verhält, darunter leidet er am meisten. Denn wer ist schon gern Feuer? Wer ist schon gern Anlass zu Streit? Wer will schon, dass man ihm aus dem Weg geht oder aus dem Weg räumt, weil er radikal und kompromisslos ist?
Und wo brennt dieses Feuer heute? In wem? Ich sehe viel Asche. Ob darunter noch Glut ist?
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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