Losung: Geschieht etwa ein Unglück in der Stadt, und der HERR hat es nicht getan? Amos 3,6
Lehrtext: Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: Wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. Römer 14,8
Liebe Leserin, lieber Leser,
‚Wenn schon – denn schon.‘ Wenn Gott schon die alles bestimmende Wirklichkeit ist und ohne ihn nichts geschieht, was geschieht, dann haben auch meine negativen Erfahrungen mit ihm zu tun: Unglück, Leid, Trauer … Aber wie er damit zu tun hat, das weiß ich nicht. Lässt er es geschehen oder tut er das Unglück selbst, wie der Prophet Amos in der heutigen Losung sagt?
Immer wieder liest man in der Zeitung von Scheußlichkeiten, die Menschen einander antun. Ich kann und will das nicht mit Gott in Verbindung bringen. Sonst würde ich vielleicht am Glauben irr werden. Frühere Generationen sprachen dann von dämonischen, finsteren Mächten oder vom Satan. Aber auch diese Figuren, die der Mensch auf der Bühne des Welttheaters auftreten lässt, um sich die Herkunft des Bösen zu erklären und Gott damit gleichsam zu entschuldigen, – auch diese Figuren überzeugen nicht. Sollten denn die bösen Mächte Gott Paroli bitten können? Und wenn sie das nicht können, wenn er auch sie in seiner Gewalt hat, warum lässt er es dann zu, dass sie sich austoben?
Fragen über Fragen, auf die es keine zufriedenstellenden Antworten gibt. Ich glaube für mich ganz persönlich, dass Gott das Unglück, das geschieht, auch wieder wenden kann. Ich glaube weiter, dass Gott nicht das Gute ist, wie wir Menschen uns das vorstellen, sondern das Ganze, ohne dass ich das begreifen kann. Ja, alles hat mit ihm zu tun, Licht und Finsternis, Hitze und Kälte, Krankheit und Gesundheit, Freude und Leid, Glück und Unglück, Leben und Tod, Kreuz und Auferstehung. Ich aber halte mich nicht an die rätselhafte, dunkle Seite Gottes, sondern an das Licht seiner Gnade, das mit Jesus in die Welt gekommen ist. Ich glaube, dass das Licht siegt, und nicht die Finsternis, dass das Gute siegt und nicht das Böse, dass das Leben siegt und nicht der Tod. Auch wenn Gott das Ganze ist, so zielt sein Wille und sein Wirken doch auf ein gutes Ende von allem.
Der Lehrtext bestärkt mich in dem Glauben, dass Gott mein Gott bleibt und ich ihm gehöre, was auch immer geschieht. Gerade in den dunklen Stunden ist er für mich da. Und wenn es einmal mit mir zu Ende geht, ist er immer noch da und bleibt da, wenn sich Menschen längst von mir verabschiedet haben.
Wenn schon – denn schon. Wenn Gott schon der Schöpfer und Vater von allem ist, was lebt, dann bleibt er das auch. Dann gibt es nichts, was mich von seiner Liebe trennen kann, auch nicht Unglück und Tod.
Gebet: Herr, du bist nicht nur ein Gott der guten Tage. Du kommst auch in Unglück und Leid zu mir. Gib mir dann die Kraft, am Glauben festzuhalten und auf dich weiterhin zu vertrauen, was auch immer geschieht. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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