Losung: Der Himmel ist der Himmel des HERRN; aber die Erde hat er den Menschenkindern gegeben. Psalm 115,16
Lehrtext: Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen. Lukas 12,48
Liebe Leserin, lieber Leser,
vor acht Jahren ist von Dieter Wellershoff ein Krimi mit dem Titel „Der Himmel ist kein Ort“ erschienen. Darin schreibt er von dem jungen Pfarrer Henrichsen, der sich sich in einer tiefen Lebenskrise befindet. Sie macht auch vor seinen theologischen Überzeugungen nicht halt. Bei einer Predigt versagt ihm die Stimme, und immer mehr beginnt er, an den Inhalten seiner Religion zu zweifeln und den Himmel als leeren Ort zu begreifen.
Nein, der Himmel ist kein Ort. Du kannst nicht sagen: Hier ist er und dort ist er nicht. Und doch ist der Himmel nicht leer. Er ist dort, wo Gott ist. Und wo ist Gott nicht? Er ist überall im Universum und darüber hinaus. Vor allem aber ist er hier bei uns auf dieser winzigen Erde, bei dir und bei mir. Hier auf unserem Planeten ist er in seinem Sohn Jesus Christus zu uns gekommen, um ganz nah zu sein. So sagt es die Bibel. Und so glaube ich es.
Die Hölle aber, wenn man denn von ihr sprechen will, sie ist ein Ort und der ist die Erde. Denn die Hölle gibt es nur da, wo Menschen sind. Der französische Philosoph und Schriftsteller Jean-Paul Sartre sagte einmal: "Die Hölle, das sind die anderen". Ich füge hinzu: Die Hölle, das kann auch ich selbst sein, für die anderen und für mich. Wie viele machen sich nicht das eigene Leben zur Hölle.
So bekommt der alte, vor bald 50 Jahren geänderte Satz aus dem Glaubensbekenntnis noch einmal eine neue Färbung, in dem es von Christus hieß: "Niedergefahren zur Hölle. Aufgefahren in den Himmel." Ja, Gott ist in Jesus in die Menschenhölle niedergefahren, nicht nur in die Hölle der antiken Sklaverei und der modernen Menschenvernichtungslager, in die Hölle von Ausbeutung und Krieg, sondern auch und gerade in unsere kalte, zwischenmenschliche Hölle, in der nicht wenige im Eis der Lieblosigkeit und der eigenen Lebenslügen erfrieren.
Doch Gott hat uns die Erde nicht dazu gegeben, dass wir sie einander zur Hölle machen, sondern zu einem Ort des friedlichen Zusammenlebens von Mensch und Mensch, von Mensch und Tier, von Mensch und Natur. Diesen Ort zu bewahren, ist sein Auftrag, den er uns allen gegeben hat (1. Mose 2,15). Mit diesem Ort hat Gott uns viel gegeben und anvertraut, sehr viel. (Lehrtext) Er hat uns Ver-Antwort-ung gegeben für seine Erde. Und er wird von uns Menschen Antwort verlangen, was wir aus ihr gemacht haben.
Nein, der Himmel ist kein Ort. Aber die Erde. Sie ist unsere gemeinsame Heimat und das soll sie auch für unsere Kinder und Kindeskinder bleiben.
Gebet: Herr, ich mache mir Sorgen um unsere Zukunft auf der Erde, besonders um die Zukunft meiner Kinder und Enkel. Sie sieht zur Zeit nicht gut aus. Ich weiß nicht, wie wir wieder zu unserer Verantwortung für deine Schöpfung zurückfinden können, wenn du uns nicht dabei hilfst. Erbarme dich! Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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