Dienstag, 11. März 2014

Offene Fragen ebl

Losung: Die Augen des HERRN merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien. Psalm 34,16

Lehrtext: Jesus sprach: Sollte Gott nicht Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er's bei ihnen lange hinziehen? Ich sage euch: Er wird ihnen Recht schaffen in Kürze. Lukas 18,7-8 …

… ich hoffe und zweifle zugleich, dass dies so ist, liebe Leserinnen und Leser. Denn ich denke an die Lebensgeschichte eines Dietrich Bonhoeffer, der trotz aller Gebete und aller Hoffnungen auf Gottes lebensrettendes Eingreifen für seinen Glauben unter den Nationalsozialisten hat sterben müssen.
Ich lese in einer Tageszeitung vom 05.03.2014, dass wegen des Kontaktes zu einem christlichen Missionar Nordkorea die Hinrichtung von dreiunddreißig Menschen plant. Schon der Besitz einer Bibel kann dort gegenwärtig tödlich sein. In mehr als fünfzig Ländern der Welt werden heute, in diesem Augenblick, Christen verfolgt. Nach Nordkorea folgen in dieser traurigen Rangliste Somalia, Syrien, Irak, Afghanistan, Saudi-Arabien und zig andere Länder.
Warum? Ich weiß es nicht. Neben meiner Ratlosigkeit steht eben die Erfahrung, die in der heutigen Losung festgehalten ist: "Der HERR hat ein offenes Auge für alle, die ihm die Treue halten, und ein offenes Ohr für ihre Bitten." Auch Jesus ist fest davon überzeugt, dass Gott - anders als der korrupte Richter aus seinem vorausgehenden Beispiel (Lukas 18, Verse 1 - 6 für diejenigen, die nachlesen wollen) - für Gerechtigkeit unter uns Menschen sorgen wird. "Sehr schnell", sagt er noch.
Fragt ihr mich, wie wir diesen Widerspruch gedanklich auflösen können, muss ich euch und Ihnen heute sagen: Ich kann es nicht. Wir müssen es aushalten, dass Gottes Vorstellung von Gerechtigkeit, die 'sehr schnell' wiederhergestellt sein soll, doch unsere menschlichen Vorstellungsmuster übersteigt.
Aber eines weiß ich auch: Ich bin froh um den Mut gläubiger Menschen, die eben nicht einem Kim Jong-un und seiner Sippe die Ehre geben, sondern Gott.

Gebet: "Vater, wir bitten dich heute um die Menschen, die um deinetwillen verfolgt oder gequält und mit dem Tod bedroht werden. Sei du ihnen nah, der du das Leiden und den Tod auch kennst. Und ändere diese Verhältnisse, indem du Menschen an die Macht bringst, denen das freie Recht auf Religionsausübung und das Recht auf freie Meinung kostbar sind. Bitte zeige du dich als der lebendige Gott, den menschliches Leid rührt. Amen."

Herzlich grüßt dich und Sie aus dem Sommersdorfer Pfarrhaus


deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

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