Losung: Wenn sie auch wider dich streiten, werden sie dir dennoch nichts
anhaben können; denn ich bin bei dir, spricht der HERR, dass ich dich errette. Jeremia
1,19
Lehrtext: Die Hohenpriester und Schriftgelehrten
trachteten danach, wie sie Jesus umbrächten. Sie fürchteten sich nämlich vor
ihm; denn alles Volk verwunderte sich über seine Lehre. Markus
11,18
Liebe Leserin, lieber Leser,
»Wenn sie auch wider dich streiten« – nein, ohne Streit geht
es im Leben leider nicht ab. Viel Streit ist überflüssig. Mancher aber ist nötig.
So hat Jesus mit den Priestern, Schriftgelehrten und Pharisäern – das sind
heute die Bischöfe, Pfarrer, Theologieprofessoren und angesehenen Leute in der
Kirche – immer wieder gestritten. Nicht, weil er ein Rechthaber war, sondern um
uns Menschen willen, damit wir nicht unter einem falschen Gottesbild leiden und
in unsinnigen religiösen Gesetzen gefangen sind. So ähnlich ging es auch den biblischen
Propheten wie Jeremia, aus dessen Buch die heutige Losung stammt. Und Jesu Gegner
haben ihm das nicht verziehen, dass er ihnen nicht recht gegeben hat. Sie
fühlten sich von ihm in ihrer Würde und Macht herausgefordert. Sie meinten,
diese mit Zähnen und Klauen, mit Mord und Totschlag verteidigen zu müssen
(Lehrtext), auch deswegen, weil – Neid, Neid - seine Worte bei „allem Volk"
tiefen Eindruck hinterließen.
Die Worte seiner Gegner sind vergangen wie Schall und Rauch.
Seine Worte aber sind geblieben. Sie fordern auch heute noch die Autoritäten in
Gesellschaften Kirche heraus. Sie fordern auch mich heraus, mein Leben zu
überdenken und manch lieb gewordene Anschauung, manches Urteil und Vorurteil
und manche Verhaltensweise aufzugeben.
Der Glaube an Jesus Christus und unsere „Kultur", unsere Werte, unsere Maßstäbe, unsere
Vorstellungen davon, wie man in diesem Leben zurechtkommt, sind nicht
kompatibel, nicht passgenau. Wo der Glaube auf diese „Kultur" trifft, kommt
es zu Spannungen, kommt es zum Konflikt. Das gutbürgerliche Leben in
Deutschland im 21. Jahrhundert ist nicht das Leben, zu dem Christus uns
herausfordert. Ich weiß, das wollen viele, die sich für gläubig halten, nicht wahrhaben.
Sie meinen, es sei schon alles richtig, wenn sie alles richtig machen würden, richtig
nach den Maßstäben dieser Gesellschaft. Richtig in dem Sinn, dass man bei den
Menschen angesehen ist. Aber ist das auch das Richtige? Ist es das, was Gott
will von dir und von mir? Nachdenken über die Bibel – auch Losung und Lehrtext
heute bieten dazu wieder reichlich Gelegenheit.
Gebet: Herr, damals, als sie dir nach dem Leben
trachteten, wie hätte ich mich da wohl verhalten? Gott sei Dank, blieb es mir
erspart, die falsche Entscheidung zu treffen. Aber heute, da du mich aufs Neue
herausrufst, auf dein Wort zu achten und dir nachzufolgen, muss ich mich
entscheiden. Die Folgen sind nicht immer angenehm, das ist mir schon klar. Aber
will ich denn eigene Wege gehen, ohne dass du dabei bist? Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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