Losung: So kehrt nun um von euren bösen
Wegen. Warum wollt ihr sterben? Hesekiel 33,11
Lehrtext: Es wird Freude im Himmel sein über einen
Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht
bedürfen. Lukas 15,7
Eigentlich hätte er nicht auf den Gipfel steigen sollen. Das
Wetter war zu wechselhaft. Der ortskundige Wirt hatte ihn gewarnt. Aber nun war
er schon mal von weit her angereist und wollte nicht unverrichteter Dinge
wieder abfahren. Es wird schon gut gehen, dachte er. Der Wirt ärgerte sich und
dachte: ‚Soll er doch in sein Unglück rennen, wenn er nicht auf mich hören
will.‘
Das Wetter wurde schlechter. Um 18:00 Uhr sollte der Gast
wieder zurück sein. Um 20:00 Uhr waren er noch immer nicht da. Der Wirt machte
sich Sorgen, mehr noch, er machte sich auf den Weg, ihn zu suchen. Es wurde
22:00 Uhr. Nur noch ein Rest Tageslicht lag auf der Westflanke des Berges.
Schon wollte er umkehren, da hörte er eine Antwort auf sein Rufen. Er fand den
Gast abseits vom Weg. Er hatte sich im Nebel verlaufen und war gestürzt.
Sein Knöchel tat weh und war geschwollen. Mit Müh und Not brachte der Wirt ihn
ins Tal zurück. Inzwischen war es Nacht…
Das Problem, liebe Leserin, lieber Leser, ist, dass sich
mancher nicht abhalten lässt, einen Weg zu gehen, der böse endet. Der
uneinsichtige Bergwanderer hätte im unwegsamen Gelände auch abstürzen und
sterben können. Leider nützt eben ein Appell an die Vernunft oft nichts und
auch keine Aufforderung zur Buße, zur Umkehr. Das war zur Zeit der Bibel nicht
anders. Auch der Appell im Losungswort, von den „bösen Wegen“, von den Wegen
ohne Gott umzukehren, ist ungehört verhallt.
Das Einzige, was im Ernstfall am ehesten hilft, ist das, was
der Wirt getan hat. Er hat sich aufgemacht, um den Uneinsichtigen zu suchen und
zu retten. Davon erzählt auch Jesus in seinem Gleichnis vom „Verlorenen Schaf“.
Der Hirte ruft ihm keine Warnungen hinterher, sondern macht sich auf, sein
verirrtes Tier zu suchen.
Darum geht es im Evangelium, dass Gott seinen Sohn sendet,
um zu suchen und zu retten, was verloren ist, um den Sündern nachzugehen und
sie zurückzuholen auf den Weg des Lebens. Der Satz im Lehrtext aber wurde
später dem Gleichnis von Jesus ‚angeklebt‘. Er passt so gar nicht zur
vorausgehenden Geschichte. Nein, Jesus wartet nicht mit verschränkten Armen ab,
ob ein Sünder von sich aus umkehrt. Er macht sich selbst auf den Weg. Aber ob
ich glaube, dass er mich retten will, ob ich auch bereit bin, zu meinem Heil
mit ihm zu gehen, – das bleibt meine Entscheidung. Und wenn ich es tue, dann
stimmt der heutige Lehrtext wieder, dann wird Freude sein im Himmel. Anders
gesagt: Dann freut sich Gott.
Übrigens, der Wirt war, soweit bekannt, kein Christ. Und
Jesus war Jude. Und Gott?
Gebet: Herr, ich
bewundere deine Geduld, dass du mir nicht nur einmal nachgegangen bist, um mich
auf den Weg mit dir zurückzuholen. Ich kann es gar nicht verstehen, dass ich
dir so wertvoll bin. Aber ich will es glauben. Und ich will mich darüber
freuen, dass du mich nicht im Stich lässt, mich nicht mir selbst
überlässt und mein guter Hirte bist. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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