Losung: Befiehl dem
HERRN deine Wege und hoffe auf ihn, er wird's wohlmachen. Psalm 37,5
Lehrtext: Durch Jesus
Christus haben wir den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen,
und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit. Römer 5,2
Ihr jüngeren Leserinnen und Leser,
könnt ihr euch vorstellen, dass man für die
Konfirmandenprüfung unter anderem ein Lied mit zwölf Versen lernen musste? Und
warum? Weil einen der Pfarrer drangsalieren wollte? Nein, weil in diesem Lied
mit den zwölf Strophen von Paul Gerhardt über 300 Jahre lang Menschen sich
wiedererkannt haben. Mit diesem Lied sind Jugendliche in das Berufsleben entlassen
worden, haben Brautpaare geheiratet, sind Soldaten in den Krieg gezogen, ging
man in Gefangenschaft oder auf die Flucht, hat man sich in Leid und Notzeiten über Wasser gehalten und
ist man gestorben. Über 300 Jahre gehörten diese Verse des Dichterpfarrers Paul
Gerhardt zum Zentrum evangelischer Frömmigkeit:
1) Befiehl du deine Wege
und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann. |
2) Dem Herren musst du trauen,
wenn dir's soll wohlergehn; auf sein Werk musst du schauen, wenn dein Werk soll bestehn. Mit Sorgen und mit Grämen und mit selbsteigner Pein lässt Gott sich gar nichts nehmen: es muss erbeten sein. |
Heute wird dieses Lied nicht mehr gelernt. Schon in meiner
Konfirmandenzeit war das altertümliche Deutsch Paul Gerhardts schwer eingängig.
Jetzt musst du fast jeden Vers übersetzen. Das beginnt schon mit dem ersten
Wort ‚befiehl‘. Wer von den Jüngeren weiß schon, dass das ‚anvertrauen‘ heißt?
Und mit dem ‚Grämen‘ und der ‚selbsteigenen Pein‘ in Vers 2 ist es auch nicht anders.
Ähnlich verhält es sich auch mit der Bibelübersetzung von Martin Luther.
Weshalb man heute im Konfirmandenunterricht und auch bei den gottesdienstlichen
Lesungen zunehmend moderne Übersetzungen verwendet.
Werden also die alten Gesangbuchlieder und auch die Luther-Bibel
allmählich verschwinden? Zweifelsohne. Für die, die wie ich damit aufgewachsen sind
und mit solchen Versen noch leben und glauben, ist das schmerzlich, aber eben
auch unvermeidlich. Denn unsere Sprache ändert sich immer rasanter und auch
unsere Welt entfernt sich mit Riesenschritten von der Welt der Bibel und der alten
Choräle. Wo soll das hinführen? Ich weiß es nicht.
Aber im Sinn der heutigen Losung und der beiden Versen, die
Paul Gerhardt dazu gedichtet hat, kann ich sagen: Gott weiß es. Ihm vertraue
ich meine Frage an. Ihm glaube ich, dass er den Weg in die Zukunft kennt für
mich, für dich, für unsere Kirche und unser Land. Ich ändere an der Entwicklung
nichts, wenn ich mir Sorgen mache und mich betrübe (gräme). Ich tue besser
daran, ihm die Sorge um das, was wird, in die Hand zu legen.
Der Lehrtext sagt, dass die Tür zu Gott offen ist, dass auch
meine Sünde sie nicht versperrt, weil seine Gnade stärker ist. Ich kann und
werde also mit ihm leben, wohin auch immer mich mein Weg führen wird, wohin
auch immer Gott mich führen wird. Und weil er mein Pfad-Finder ist, werde ich
diese Wege und Pfade auch gehen können (siehe oben Vers 1). Ja, alles wird gut.
Das hoffe ich, weil Gott schlussendlich alles gut machen wird.
Gebet Vers 7+8, die du dir selbst vorsagen kannst:
Auf, auf, gib deinem Schmerze
und Sorgen Gute Nacht! Lass fahren, was das Herze betrübt und traurig macht; bist du doch nicht Regente, der alles führen soll: Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl. |
Ihn, ihn lass tun und walten!
Er ist ein weiser Fürst und wird sich so verhalten, dass du dich wundern wirst, wenn er, wie ihm gebühret, mit wunderbarem Rat das Werk hinausgeführet, das dich bekümmert hat. |
Herzliche Grüße
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