Losung: Der HERR
kennt die Gedanken der Menschen: sie sind nur ein Hauch! Psalm 94,11
Lehrtext: Haltet euch
nicht selbst für klug. Römer 12,16
Liebe Leserin, lieber Leser,
die heutige Losung ist keine Allerweltsweisheit. Sie hat
eine konkrete Ausrichtung. In der Bibel, im Psalm 94 steht dazu: »Herr, gib den
Hochmütigen, was sie verdient haben! Wie lange noch sollen sie hämisch
lachen? Sie schwingen große Reden und prahlen mit ihren
Verbrechen. Brutal ermorden sie Witwen und Waisen, Ausländer schlagen sie
tot. ‚Der Herr sieht es ja doch nicht!‘, höhnen sie. Ihr Dummköpfe!
Seid ihr wirklich so unverständig? Gott, der den Menschen Ohren gegeben
hat - sollte er selbst nicht hören? Er gab ihnen Augen - sollte er selbst nicht
sehen? Er, der fremde Völker zurechtweist, sollte er nicht auch euch zur
Verantwortung ziehen? Gott allein kann die Menschen zur Vernunft bringen! Er durchschaut ihre Gedanken und weiß: sie
sind nur ein Hauch, oberflächlich und hohl.« (Losung)
Wäre doch schön, wenn wir fast 3000 Jahre später, nachdem
diese Sätze geschrieben worden sind, sagen könnten: ‚Mein Gott, waren die
Menschen zur Zeit der Bibel vielleicht primitiv und brutal, gierig und gemein.
Nun ja, damals gab es noch kein Christentum, keine Wissenschaft, keine Bildung,
geschweige denn Zeitungen und Fernsehen, Smartphones, Autos und Flugzeuge… Wir
Menschen heute hingegen haben es gelernt, friedlich zusammen zu leben, tolerant
zu sein, hilfsbereit, sozial gerecht und vernünftig.‘
Doch, das wäre schon schön, wenn wir so sagen könnten.
Stattdessen müssen wir sagen, dass sich die Menschen seit damals kaum geändert
und auch wenig dazugelernt haben. Vorurteile, Hass, Gewalt, Neid und
Fremdenfeindlichkeit vernebeln nach wie vor die Köpfe und Herzen von vielen, zu
vielen. Gestern, am Mittwoch, wurde in den Nachrichten eine Studie der
Universität Leipzig zu rechtsradikalen Einstellungen bekannt. Ergebnis: Mehr
als jeder dritte in unserem Land stimmt der Ansicht zu: „Die Bundesrepublik Deutschland ist durch die vielen Ausländer in einem
gefährlichen Maß überfremdet.“ Hier der Link zur Studie zum
Rechtsextremismus. Nein, unser Land ist nicht überfremdet, sondern in einem
gefährlichen Maß von solchen Einstellungen vergiftet.
Viele, die solche Meinungen äußern, halten sich selbst für
klug genug (Lehrtext), ein solches Urteil
zu fällen. Doch sie plappern nur nach, was sie von anderen gehört haben. Selbst
aber sind sie zu bequem, sich zu informieren und eine eigene Meinung zu bilden.
Eigentlich ist das gerade mal 71 Jahre nach dem Nationalsozialismus zum
Verzweifeln. Aber das Gedächtnis von uns Menschen ist kurz und die Vernunft hat
gegenüber negativen Gefühlen oft keine Chance. Darum heißt es schon in der
Bibel unmittelbar vor unserer heutigen Losung: »Gott allein kann die Menschen
zur Vernunft bringen!«
Auch ich muss mich immer wieder selbstkritisch fragen, ob ich
meine Einstellungen und Verhaltensweisen von der Bibel und meinem Glauben
korrigieren lasse. Auch ich lasse mich von Vorurteilen leiten, die ich nicht
bemerke. Auch ich fälle Urteile, die anderen Menschen nicht gerecht werden. Und
darum kann ich nur beten:
Gebet: Herr, lass mich meine Mitmenschen mit
deinen Augen sehen. Sie sind deine Geschöpfe wie ich, egal woher sie kommen,
was sie glauben, was sie können. Gib mir auch die richtigen Worte und den
richtigen Ton für diejenigen, deren Herz voll Angst und Hass ist gegenüber
allem, was fremd für sie ist und was sie nicht verstehen. Und so will ich nicht
auf meine Klugheit vertrauen, sondern auf deine Barmherzigkeit. Nicht auf meine
Weisheit, sondern auf deinen Geist. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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