Samstag, 7. Januar 2017

Gott – ja! Jesus – nein? hl

Losung: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Das ist vom HERRN geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen. Psalm 118,22-23

Lehrtext:  Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. 1.Korinther 3,11

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie viele Christen sind verkappte Muslime oder Juden? Verschiedenen Umfragen zufolge weit mehr als die Hälfte. Vielleicht bist auch du dabei.
Nach dieser steilen These bin ich natürlich eine Begründung schuldig. Selbstverständlich sind diese Christen nicht Muslime oder Juden im herkömmlichen Sinn. Aber wer nur an einen einzigen Gott glaubt, kann genauso wenig etwas mit Jesus Christus anfangen wie jene. Bei den Muslimen gilt er immerhin noch als großer Prophet, aber keinesfalls als Sohn Gottes; bei den Juden als interessanter Mensch, aber nicht als Gott. Und das ist bei den meisten Christen ebenso.
Ich kenne dieses Phänomen auch aus meiner näheren und weiteren Verwandtschaft. Ich hab mich selbst lange damit herumgeplagt. Gott? Ja! Jesus Christus? Ähm…
Gott als Schöpfer der Welt – ja. Gott als der große Gesetzgeber moralischer und sittlicher Bestimmungen – ja. Gott als der Lenker der Geschichte – ja. Das alles können sich verhältnismäßig viele Christen vorstellen genauso wie Muslime und Juden. Aber Gott als Mensch? Als Kind in der Krippe? Als Mann am Kreuz?
Ich habe den Eindruck, dass Jesus Christus in der katholischen wie auch in der orthodoxen Kirche inzwischen höher geschätzt wird als in meiner evangelischen. Und dabei fing doch die Reformation genau damit an, dass man in der Bibel Gott in Jesus Christus wiedererkannt hat als den Barmherzigen und Liebenden. Die Frage „Wie kriege ich einen gnädigen Gott?“ führte Martin Luther direkt zu Jesus Christus. Bei ihm fand er die Antwort.
Zugegeben, die Rede der christlichen Theologie von der Dreieinigkeit war schon immer schwierig. Legte schon immer das Missverständnis nahe, als ginge es im Christentum um drei Götter statt um den einen und einzigen, der sich uns nur auf drei verschiedene Weisen zeigt: Als allmächtiger Schöpfer und ewiger Vater, als barmherziger Erlöser und treuer Sohn, als liebende Macht und heiliger Geist.
Die Bibel sagt (Lehrtext): Jesus Christus ist das Fundament, auf dem wir das Haus des Glaubens, mehr noch: Auf dem wir unser Leben bauen können. Dieses Fundament (oder Eckstein / Grundstein) ist uns vorgegeben. Es ist so, als würde ein Vater seinem Kind einen Bauplatz schenken mit dem bereits fertigen Fundament für das Haus, das aber der Sohn oder die Tochter noch selbst fertigbauen müssen. Und nun kann das Kind dieses Geschenk annehmen oder ablehnen. Es hat die Freiheit zu sagen: „Ja gerne!“ oder „Nein danke, ich traue diesem Fundament nicht. Ich suche mir etwas anderes.“
Warum aber soll ich mein „Glaubens- und Lebenshaus“ auf diesem Grund ‚Jesus Christus‘ bauen? Reicht es nicht, wenn ich es auf Gott baue?
Mir reicht es nicht. Denn wer und wie und was Gott für mich ist – und nur das ist mir an Gott wichtig – erkenne ich als Christ nur daran, wer und wie und was Jesus für die Menschen gewesen ist, von denen in den Evangelien erzählt wird. Da finde ich den sicheren Grund für meinen Glauben. In ihm begegnet mir der barmherzige Gott, der mich gewollt und geschaffen hat, der mich behütet und erhält, der bei mir ist und hilft, der mich segnet und liebt, der mir vergibt und mich erlöst. An diesen Gott halte ich mich, ihm vertraue ich. Einen anderen Gott, eine andere göttliche Idee, ein anderes höheres Wesen kenne ich nicht und will ich nicht kennen.
Was ihn vom Gott der Juden oder Muslime unterscheidet? Dass dieser mein Gott auch ihr Gott ist und sie meine Brüder und Schwestern.
Was ihn von einem Gott ohne Jesus Christus unterscheidet? Im Bild von Losungen Lehrtext gesagt: Das Fundament der Liebe ist gelegt. Ich habe dazu nichts beitragen müssen. Es ist mir geschenkt. Und es bleibt tragfähig und stabil, wie stark mir auch die Winde des Lebens ins Gesicht blasen, wie sehr mich auch Schicksalsschläge erschüttern mögen. Selbst wenn ich meine, ganz und gar auf eigenen Füßen zu stehen und ohne Gott leben zu können, trägt er mich in bedingungsloser Liebe und Treue. 
Mögen andere diesen Grund- und Eckstein Jesus Christus verwerfen. Ich baue auf ihn.

Gebet: Allmächtiger und heiliger Gott, du begegnest mir in deinem Sohn Jesus Christus. Da lässt du dich von mir finden. In ihm und durch ihn liebst du mich bedingungslos. In ihm und durch ihn machst du mich gewiss, dass du für mich da bist. In ihm und durch ihn hältst du unter allen Umständen zu mir, stehst für mich ein und wirst mich erlösen. In diesem Glauben gibst du mir Halt, machst mich zuversichtlich und stark. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

4 Kommentare:

  1. Als Christ steckt man in einem unauflöslichen Dilemma. Wenn man die Betonung bei der Dreieinigkeit auf die Einigkeit, also den einen Gott, legt, gilt man schnell als verkappter Jude oder Muslim, wenn man die Drei betont, läuft man in die Falle der Vielgötterei und verstößt gegen das Erste Gebot.

    Die Trinitätslehre ist eine nachbiblische theologische Konstruktion, um bestimmte theologische Probleme zu lösen. Ich finde sie logisch schwierig, verhalte mich aber loyal dazu. Sobald das daraus abgeleitete Reden sich wie ein Verstoß gegen das Erste Gebot anhört, bin ich raus. Im obigen Beitrag ist das der Fall.

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  2. Jesus: "Wer mich sieht, der sieht den Vater."(Johannes 14,10) „Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes.“ (Kolosser 1,15)

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  3. Die angegebenen Textstellen waren sehr wahrscheinlich auch den Arianern bekannt, die sie dann wohl anders interpretiert haben. Das heißt nicht, dass sie recht hatten, nur dass es verschiedene mögliche Positionen gibt. Ebenbild sein z. B. ist etwas anderes als identisch sein.

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  4. Der Bibelgott ist der Teufel.Er gab unzählige Mordbefehle und Jeder der seinen Befehl folgte wurde zum Mörder.Dieser Gott ist auch der Gott der Pharisäer.Jesus sagte:Ihr habt den Teufel zum Vater und dieser war ein Menschenmörder von Anbeginn.

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