Losung: Gott, du
bleibst, wie du bist, und deine Jahre nehmen kein Ende. Psalm 102,28
Lehrtext: Ich bin das
A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt,
der Allmächtige. Offenbarung 1,8
Liebe Leserin, lieber Leser,
was Gott betrifft, gilt im Prinzip, was der Philosoph
Wittgenstein gesagt hat: »Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man
schweigen.« Wo es um Gott geht, versagt alle menschliche Rede. Wie soll man
auch den Heiligen, den Ewigen, den Allmächtigen in Worte fassen? Und doch
sprechen wir von Gott, weil er sich uns bekannt machen will und dabei sich des
Glaubens bedient. Der Glaube ist umfassender und enthält mehr
Ausdrucksmöglichkeiten als Vernunft und Verstand. Trotzdem muss ich mir
klarmachen: Alles was ich von Gott hören, lesen oder sagen kann, ist Gleichnis
und Bild, sind Geschichten und Mythen, ist sogenannte „uneigentliche Rede“,
denn wer oder was diese alles bestimmende
Macht eigentlich ist, was Gott an und für sich ist, bleibt unsagbar.
In der heutigen Losung versucht der Verfasser von Psalm 102
etwas von Gottes Zeitlosigkeit zu sagen. Aber das gelingt ihm nur halb. Der
erste Halbsatz: »Gott, du bleibst, wie du bist« ist ein Glaubenssatz, in dem
sich menschliche Erfahrung spiegelt. Aber schon der nächste Halbsatz ist im
Grunde unsinnig, denn im Blick auf Gott und sein Wesen macht es keinen Sinn,
von Zeit und somit von „Jahren“ zu reden. Gott hat kein Alter. Er, der Schöpfer
der Zeit, steht selbst über der Zeit. Angemessener spricht der Lehrtext von
Gott, wo es heißt: »Ich bin der Anfang
und das Ende (= das A und O)« und der
Mensch Johannes fügt hinzu: »spricht Gott
der Herr, der da ist und der da war und der da kommt.« So denke auch ich
von Gott in meinem Glauben, denn auch der Glaube braucht das Denken: Gott
umgibt mich nicht nur räumlich von allen Seiten (Psalm 139), sondern auch
zeitlich. Er war vor mir, er ist mit mir, er ist meine Zukunft, derjenige, der auf mich zukommt.
Was wir von Gott sagen können erschöpft sich darin, was die
Menschen der Bibel von Gott gesagt haben, was vor allen anderen Jesus von Gott
gesagt hat und wie er ihn zur Sprache
gebracht hat durch das, was er getan hat, wie er gelebt hat und wie er
gestorben ist. Hätte es einen besseren Weg gegeben als diesen, hätte Jesus
wohl ein Buch über Gott geschrieben. Wir können nur immer wieder das, was in
der Bibel steht mit unseren Lebenserfahrungen heute zusammensehen und im Licht
des Glaubens mitteilen. Und so möchte ich den Satz von Wittgenstein
folgendermaßen abändern: Von wem man geliebt wird, von dem soll man reden nicht
als Wissender, sondern als Glaubender.
Gebet: Herr, ich spreche von dir in den engen
Grenzen meiner menschlichen Möglichkeiten. Ich bin mir bewusst, dass ich dich
weder mit meinen Gedanken fassen kann noch gar in Worte. Aber was ich aus
Glauben von dir denke und sage, reicht, dass ich weiß, wie du zu mir stehst.
Und darauf kommt alles an. An deinem Sohn Jesus lese ich ab, dass du uns
Menschen und unter ihnen auch mich liebst. Das wirft einen hellen Schein auf
mein Leben trotz all meiner Schattenseiten. Und so lebe ich im Vertrauen, dass
du für mich da bist und ich dir gehöre für immer. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
Gott an sich - klingt das nicht nach dem "Ding an sich"? Soviel hat uns doch auch Gott gezeigt, daß Er kein einsamer Gott sein will.
AntwortenLöschenSie berühren mit dem Verweis auf das „Ding an sich“ ein Problem der Erkenntnistheorie. Falls es Sie interessiert, können Sie unter diesem Link mehr dazu lesen: http://www.textlog.de/32917.html Was Gott betrifft, verschärft sich das Problem noch einmal, weil er nicht nur „Gegenstand“ von Erkenntnis und Glaube ist, sondern die Bedingung deren Möglichkeit.
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