Losung: Die zum Frieden raten, haben Freude.
Sprüche 12,20
Lehrtext: Selig sind, die Frieden stiften;
denn sie werden Gottes Kinder heißen. Matthäus 5,9
Liebe Leserin, lieber Leser,
»Der Frieden ist das Gold des Lebens«, sagte Aurelius
Augustinus (354 - 430), Bischof von Hippo und Philosoph. Aber die Menschen sind
Hänse im Unglück, die dieses Gold gegen den Dreck des Krieges tauschen. „Die“
Menschen? Nun, jeder nicht. Und wenn man uns alle fragte, würden sich die
allermeisten gegen Krieg aussprechen. Trotzdem sind sie dann doch bereit, ihren
Menschengeschwistern die Köpfe einzuschlagen, wenn es die macht- und
raubgierigen Führer befehlen. Natürlich sind alle Kriege immer nur
„Verteidigungskriege“ gegen den bösen Feind. So hat der deutsche Kaiser 1914
argumentiert, als er nur allzu kriegsbereit war. So hat der Verbrecher Hitler
argumentiert, als er 1939 der Wehrmacht den Befehl gab, Polen zu überfallen und
später ganz Europa und Nordafrika mit Krieg überzog. Und auch früher war das
nicht viel anders. Am Krieg sind so gut wie immer die anderen schuld. Heute
geben die westlichen Staaten im Syrienkrieg dem skrupellosen Staatspräsidenten
Assad die Schuld. Russland und andere Staaten geben den sogenannten Rebellen
die Schuld, bewaffneten Einheiten, die zum großen Teil aus islamistischen
Terroristen bestehen. Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer.
Und bei uns in Europa? Da kriecht gerade der dreimal
verfluchte Geist des Nationalismus, aus dem schon so viele Kriege entstanden sind,
aufs Neue aus den Köpfen rechtsgerichteter Politiker, verirrter Forenschreiber
und Demonstranten voll Selbst- und Fremdhass: Polen, Ungarn, Frankreich,
England, Holland… Auch bei uns werden, wie es scheint, immer mehr von diesem
Geist infiziert wie von einer bösen, ansteckenden und letztlich tödlichen
Krankheit. Wir dürfen es diesen Schreiern und Giftspritzern nicht erlauben, uns
alle erneut in maßloses Unheil zu stürzen. Egal mit welcher Partei oder
politischen Richtung wir sympathisieren, eins muss uns Christen einen: Der
unbedingte Wille zum Frieden und zur Versöhnung.
Oder sollte es unser Schicksal sein, wie manche
Wissenschaftler meinen, dass nach ruhigen und friedlichen Zeiten die Menschen
immer wieder außer Rand und Band geraten, ihre Kultur und sich selbst wieder kurz und
klein schlagen, um erschöpft von vorn anzufangen? Ich kann und will das nicht
glauben.
In den vergangenen Jahrzehnten haben es Politiker
verschiedener Parteien geschafft, gemeinsam das
Projekt Europa zu bauen. Trotz mancher Schwächen ist es die beste Friedensgarantie für uns alle. 71 Jahre hat der Friede bis jetzt gehalten.
Und nun sollen wir zuschauen, wie Nationalisten ihn aufs Neue zerstören wollen
mit so platten Sprüchen wie „Amerika wieder groß machen“ oder "Britannien zuerst" oder „Deutschland
über alles“ und so weiter?
Ja, wir sollen und müssen für den Frieden beten, für
den kleinen Frieden in uns und in unseren Familien und den großen Frieden in
unserem Land und in der Welt. Aber wir sollen und müssen zugleich das tun,
was gerecht ist und dem Frieden dient. Und das heißt, dass wir mit unserer
Meinung nicht hinterm Berg halten, wenn man in unserer Umgebung wieder
nationalistische Töne spuckt. Deswegen muss ich nicht zurückschreien. Aber ich
kann ruhig sagen: ‚Ich sehe das anders, weil ich für meine Kinder und Enkel und
nicht zuletzt für mich selbst den Frieden will.‘ (Siehe
Losung) Warum auch sollen wir so blöd sein, das alles wieder aufs Spiel
zu setzen, was unsere Eltern und Großeltern nach bittersten Erfahrungen zu
unserem Wohl aufgebaut haben?
Im Lehrtext heißt es „Selig sind, die den Frieden stiften“.
Luther übersetzte noch fälschlich „die Friedfertigen“. Das aber reicht nicht.
Wer nur für sich selbst friedfertig ist und nicht aktiv etwas für den Frieden tut,
kann den nächsten Krieg nicht verhindern. Deshalb müssen wir Christen uns für
Politik interessieren, müssen uns eine eigene Meinung bilden und müssen
zumindest zur Wahl gehen und die Kräfte unterstützen, die den Frieden erhalten.
Ja, das ist ein Muss. Denn Passivität stärkt nur die Feinde des Friedens.
Gebet: Herr, setze du
dich bei den Menschen mit deinem Geist des Friedens durch und fange bei mir
damit an. Lass mich erkennen, wo ich selbst friedlos bin und schenke mir deinen
Frieden. Lass mich erkennen, wo ich selbst unversöhnlich bin und bezwinge mich
durch deine Versöhnung. Lass mich erkennen, wo es mir nur um meinen
Seelenfrieden geht und fordere mich dazu heraus, mich da, wo ich kann,
kompromisslos für den Frieden einzusetzen. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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