Losung: Ihr sollt
euch keine andern Götter neben mir machen, weder silberne noch goldene. 2.Mose 20,23
Lehrtext: Der Teufel
führte Jesus mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der
Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben,
wenn du niederfällst und mich anbetest. Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir,
Satan! Denn es steht geschrieben: »Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott,
und ihm allein dienen.« Matthäus 4,8-10
Liebe Leserin, lieber Leser,
in der gleichnishaften „Hiob Erzählung“ der Bibel wetten
Gott und Satan, ob der ahnungslose Mensch Hiob auch dann noch an Gott festhält,
wenn ihm bis auf sein Leben alles genommen wird: Familie, Besitz, Gesundheit.
In Goethes Tragödie „Faust“ wetten Gott der Herr und der Teufel in Gestalt des
Mephisto, ob der ebenfalls ahnungslose Gelehrte Faust auch dann noch den
rechten Weg findet, wenn ihm alles gegeben wird: Die Gunst der Frauen, Wissen
und Macht, Erfolg und Geld. In der biblischen Erzählung von der Versuchung Jesu,
versucht es der Teufel mit dem gleichen Trick. Er will Jesus alles geben, alle irdische
Macht und Lust, wenn er ihm damit Gott nehmen kann. Doch Jesus ist kein
schnöder Teufelsanbeter, sondern macht sich selbst Gott zum Geschenk.
Hiob hält an Gott fest. Jesus dient ihm mit Hingabe. Soweit
die Bibel. Faust aber fällt auf den Teufel herein. Der wiederum lässt sich im entscheidenden
Augenblick von den nackten Gesäßen der Engelknaben ablenken, sodass diese ihm
die Seele des soeben verstorbenen Faust vor der Nase wegschnappen und in den
Himmel entführen können. Soweit der Dichter. Darauf möchte ich mich allerdings
nicht verlassen.
Beides ist für den Glauben gefährlich: Wenn du alles
verlierst und wenn du alles gewinnst. Das Letztere ist wohl die größere
Versuchung. Nicht von ungefähr nimmt in Zeiten des Wohlstands das Gottvertrauen
rapide ab. Denn dass es einem gut geht, schreiben viele der eigenen Tüchtigkeit
zu. Doch zwischen Verlust und Überfluss den richtigen Weg zu finden und mit
Gott und im Glauben glücklich zu werden, ist mehr noch als eine Kunst, ist
Gnade. Darum betet der Dichter Eduard Mörike (1804-1875):
Gebet:
Herr! schicke, was du willst,
Ein Liebes oder Leides;
Ich bin vergnügt, dass beides
Aus deinen Händen quillt.
Wollest mit Freuden
Und wollest mit Leiden
Mich nicht überschütten!
Doch in der Mitten
Liegt holdes Bescheiden.
Ein Liebes oder Leides;
Ich bin vergnügt, dass beides
Aus deinen Händen quillt.
Wollest mit Freuden
Und wollest mit Leiden
Mich nicht überschütten!
Doch in der Mitten
Liegt holdes Bescheiden.
(Eduard Mörike)
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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