Sonntag, 8. Januar 2017

Zwischen Verlust und Überfluss hl

Losung: Ihr sollt euch keine andern Götter neben mir machen, weder silberne noch goldene. 2.Mose 20,23

Lehrtext: Der Teufel führte Jesus mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben: »Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.« Matthäus 4,8-10

Liebe Leserin, lieber Leser,

in der gleichnishaften „Hiob Erzählung“ der Bibel wetten Gott und Satan, ob der ahnungslose Mensch Hiob auch dann noch an Gott festhält, wenn ihm bis auf sein Leben alles genommen wird: Familie, Besitz, Gesundheit. In Goethes Tragödie „Faust“ wetten Gott der Herr und der Teufel in Gestalt des Mephisto, ob der ebenfalls ahnungslose Gelehrte Faust auch dann noch den rechten Weg findet, wenn ihm alles gegeben wird: Die Gunst der Frauen, Wissen und Macht, Erfolg und Geld. In der biblischen Erzählung von der Versuchung Jesu, versucht es der Teufel mit dem gleichen Trick. Er will Jesus alles geben, alle irdische Macht und Lust, wenn er ihm damit Gott nehmen kann. Doch Jesus ist kein schnöder Teufelsanbeter, sondern macht sich selbst Gott zum Geschenk.
Hiob hält an Gott fest. Jesus dient ihm mit Hingabe. Soweit die Bibel. Faust aber fällt auf den Teufel herein. Der wiederum lässt sich im entscheidenden Augenblick von den nackten Gesäßen der Engelknaben ablenken, sodass diese ihm die Seele des soeben verstorbenen Faust vor der Nase wegschnappen und in den Himmel entführen können. Soweit der Dichter. Darauf möchte ich mich allerdings nicht verlassen.
Beides ist für den Glauben gefährlich: Wenn du alles verlierst und wenn du alles gewinnst. Das Letztere ist wohl die größere Versuchung. Nicht von ungefähr nimmt in Zeiten des Wohlstands das Gottvertrauen rapide ab. Denn dass es einem gut geht, schreiben viele der eigenen Tüchtigkeit zu. Doch zwischen Verlust und Überfluss den richtigen Weg zu finden und mit Gott und im Glauben glücklich zu werden, ist mehr noch als eine Kunst, ist Gnade. Darum betet der Dichter Eduard Mörike (1804-1875):

Gebet:

Herr! schicke, was du willst,
Ein Liebes oder Leides;
Ich bin vergnügt, dass beides
Aus deinen Händen quillt.

Wollest mit Freuden
Und wollest mit Leiden
Mich nicht überschütten!
Doch in der Mitten
Liegt holdes Bescheiden.

(Eduard Mörike)

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

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