Sonntag, 10. Juli 2022

Bange machen gilt nicht (Konfirmationspredigt) hl

Für Louisa von C.:

Liebe Festgäste, liebe Louisa,

gib mir doch bitte mal einen Schuh. Auf solchen Schuhen gehst du nun Schritt für Schritt in die Welt der Erwachsenen. Doch angefangen hat dein Lebenslauf mit ganz anderen Schuhen, mit solchen Babyschuhen (HL zeigt sie). 15 Jahre liegen dazwischen, in denen aus der kleinen Lulu die große Louisa geworden ist. Und ihr alle hier, schaut jetzt bitte auch mal auf eure Schuhe und denkt kurz darüber nach, welche Wege ihr inzwischen gegangen seid, durch Tag und Nacht, durch Regenwetter und Sonnenschein, durch trübe Tage und durch Festtage wie diesen, den wir heute be“gehen“.

Wohl jeder von uns hat mal am Beginn seines Lebensweges solche Babyschuhe getragen. In ihnen konnten wir noch nicht laufen. Aber Kinderfüße wachsen schnell. Und so steckten auch deine Füße, Louisa, bald in größeren Schuhen wie diesen (HL zeigt Louisas Kinder-Gummistiefel).

Diese Gummistiefel erinnern mich an einen Liedvers, den ich mal für meine Grundschüler gedichtet hatte. Darin heißt es: »Wir hüpfen in die Pfützen, dass es nur so spritzt, weil uns der Spaß am Leben aus den Augen blitzt. Wir springen hoch und …« Jetzt habe ich doch glatt die letzte Zeile vergessen. Im Original Song geht es dann so weiter: »Rockin‘ all over the world«.

Ja, liebe Louisa, mach das. Rock die Welt deiner Familie, rock die Welt der Erwachsenen. Spring weiter in Pfützen, wenn dir danach ist und du Spaß dabei hast. Und – jetzt alle Eltern mal weghören – wenn dir ein Fettnäpfchen im Weg steht, dann weiche nicht aus, sondern spring mit beiden Beinen hinein, „dass es nur so spritzt“ und die bürgerliche und die adelige Gesellschaft entrüstet die Hände über dem Kopf zusammenschlägt: „Nein sowas, die Louisa!“
Denke in solchen Fällen an deinen Konfirmationsspruch aus dem Buch Josua Kapitel 1 Vers 9, in dem es heißt: »Sei mutig und entschlossen! Hab keine Angst und lass dich nicht einschüchtern; denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst!«

Weißt du, Louisa, wir Menschen haben viele gute Wünsche für dich. Bei deiner Taufe, hier vor 15 Jahren, haben dir die Taufgäste damals ihre Wünsche mit auf deinen Weg gegeben. Und heute, an deiner Konfirmation, wird das wieder so sein. Das ist schön, dass wir uns zu bestimmten Anlässen Gutes sagen. Auf Latein heißt das bene-dicere, wir sagen dazu auch segnen. Lass dich also heute von lieben und wohlmeinenden Menschen mit ihren guten Wünschen segnen.

Doch auch das muss an dieser Stelle gesagt werden: Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen. Ja, er schenkt uns viel Gutes und Freude. Aber er erspart uns auch die schlechten Erfahrungen nicht, nicht den Liebeskummer und nicht eine Krankheit, nicht den Streit und auch nicht das Leid. Es macht keinen Sinn, dem ausweichen zu wollen. Besser ist es, auch das Schwere im Leben erst einmal hinzunehmen und dann auch anzunehmen. Denn gerade solche Erfahrungen lassen uns seelisch wachsen und reifen.

Aber, Louisa, denk an deinen Konfirmationsspruch. Du bist in alledem nicht auf dich allein gestellt. Du hast deine Familie, die dich auch in schwierigen Zeiten begleitet. Doch unsere menschlichen Möglichkeiten sind begrenzt. Manches wirst du allein durchfechten müssen. Gerade dann soll dir dein Bibelwort in den Sinn kommen und sollst zu dir selbst sagen können: „Der Herr, mein Gott, ist bei mir, wohin ich auch gehe. Das hat er mir versprochen. Darauf verlasse ich mich. Und deshalb gehe ich mutig und entschlossen meinen Weg, gerade dann, wenn er nicht einfach ist. Nein, ich werde mich nicht einschüchtern lassen, von keinem Menschen. Denn mein Gott steht mir zur Seite und gibt mir Lebensmut. Und ich werde mir auch nicht Angst machen lassen. Denn bange machen gilt nicht für den, der auf Gott vertraut.“

Das, liebe Louisa, sollst du dir sagen können und mit diesem Wort im Herzen voll Zuversicht deinen Weg mit Gott weitergehen. Er ist ja nicht irgendeine anonyme Macht. Nicht bloß Energie oder Geist. Er hat sich uns allen in Jesus Christus bekannt gemacht. Durch ihn kannst du wissen, durch ihn kannst du glauben, dass Gott dich liebt, ohne dass du was dafür tun musst.

(HL hebt noch einmal den Babyschuh und den der Konfirmandin hoch:) Von hier bis hier hat er dich behütet und begleitet, auch wenn dir das zumeist nicht bewusst war. Er wird das auch in Zukunft tun. Denn er hat ein für alle Mal ja zu dir gesagt. Und heute sagst du ja zu ihm.

Amen

So, und jetzt kannst du dir deinen Schuh wieder anziehen.

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Hinweis: Ich bin ab Montag, 11. Juli bis voraussichtlich 21. Juli unterwegs. Danach werde ich wieder die Losungsauslegungen schreiben. Bis dahin

herzliche Grüße und eine gesegnete Zeit

Ihr / dein Hans Löhr



7 Kommentare:

  1. Hansjörg Schemann10.07.22, 11:36

    Anschaulich, liebevoll, ermutigend, sodass Louisa v. C. diese Worte so schnell nicht vergessen wird! Das war auch mein Spruch vor 50 Jahren!

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  2. Guten Morgen Hans Löhr, Ihnen auch eine gesegnete Zeit. Bleiben Sie behütet. Viele Grüße Sylvana

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  3. Eine sehr schöne Predigt Herr Löhr, so gut verständlich, ermutigend und lebensnah. Es bereitet mir immer wieder Freude, Ihre Gedanken zu lesen. Ihnen alles Gute in den nächsten Tagen und Gottes Segen auf dem Weg, den Sie gehen. Liebe Grüße Elke

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  4. Guten Morgen, dann wünsche ich Ihnen eine behütete, erholsame und richtig schöne Zeit. Und wir können Ihre Konfirmationspredigt in dieser Zeit getrost mehrmals lesen, sie ist es wert.
    Herzliche Grüße, Annelie

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  5. Dann wünsche ich Ihnen behutsame Tage! Kommen sie gesund wieder nach Hause! Viel Spaß mit Kurt und Herbert! 😉

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  6. Guten Morgen, Herr Löhr, danke für Ihre vielen guten Bibelauslegungen. Sie geben Kraft und Mut. Vielen Dank!!!

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  7. ….Und bleiben Sie beschützt!!!

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