Wochenspruch (4.-9. Juli): Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. Lukas 19,10
Liebe Leserin, lieber Leser,
ja, dazu ist Jesus gekommen. Und darum bist du und bin
ich und ist niemand verloren. Der „verlorene Sohn“ (Lukas 15,11-32) nicht, das
„verlorene Schaf“ (Lukas 15,3-6) nicht, der „verlorene Groschen“ (Lukas 15,8+9)
nicht.
Aufmerksame Bibelleser werden sich jetzt fragen, warum
ich bei den beiden kleinen Gleichnissen jeweils den letzten Vers nicht genannt habe: »Also wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße
tut (mehr als über 99 Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.)« Die Antwort ist
eigentlich ganz einfach, weil er zu den Gleichnissen nicht passt. Er wurde erst später wohl aus pädagogisch-moralischen Gründen von einem übereifrigen Unbekannten hinzugefügt.
In diesen kleinen Geschichten erzählt Jesus, dass ein Hirte sein verlorenes Schaf und eine Frau ihren verloren Groschen sucht. Die Initiative, das Verlorene zu finden, geht also von diesen beiden aus. Aber Buße tun, im griechischen Urtext „metanoein“, heißt in heutiges Deutsch übersetzt „umdenken, umkehren“. Also den bisherigen Weg nicht weitergehen bzw. die eigene Denkrichtung ändern, sich besinnen, sich neu orientieren. ‚Buße tun‘ hat also ursprünglich nichts mit „büßen“ zu tun wie das Bußgeld, das die Polizei gegen Falschparker verhängt. Weder das Schaf noch der Groschen aber konnten umdenken bzw. sich neu orientieren. Beide wurden gefunden und sind nicht von selbst zurückgekommen.
Der verlorene Sohn oder der barmherzige Vater?
Und was ist mit dem „verlorenen Sohn“? Der ist doch
von sich aus zu seinem Vater umgekehrt und sagt sogar „Vater, ich habe
gesündigt vor Gott und vor dir. Ich bin‘s nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.“
Und sein Vater? Sagt er bedeutungsschwer und mit einem verständlichen Vorwurf
in der Stimme: „Ja, das stimmt. Gut, dass du es endlich einsiehst. Du hast mir
mit deinem Weggang viel Kummer gemacht. Aber ich will Gnade vor Recht ergehen
lassen, weil du deine Schuld bekannt hast, und dich wieder in mein Haus
aufnehmen.“ Nein, das sagt der Vater gerade nicht. Er forscht auch nicht nach
den wirklichen Motiven seines Sohnes, der ja eigentlich nicht aus Reue
zurückgekommen ist, sondern weil es ihm zuletzt so elend ging.
Auch das war keine richtige „Buße“, kein echtes Umdenken, keine Neuorientierung, keine Besinnung. Die nackte Not hat ihn zu diesem Schritt veranlasst und nicht die Einsicht in ein falsches Verhalten. Denn als er von Zuhause wegging, ging alles korrekt zu. Er hatte das Recht, sich sein Erbe auszahlen zu lassen und auf eigenen Füßen zu stehen. Dass er damit seinem Vater wehgetan hatte, nun ja, das passiert bis heute ständig, wenn Kinder flügge werden und das Nest verlassen.
Der Vater fürchtete, dass er seinen Sohn vielleicht für immer verloren hätte. Umso mehr freute er sich, als er wieder da war. Und es war ihm egal, aus welchem Grund er zurückgekommen war. Er rannte ihm einfach entgegen, um ihn in die Arme zu schließen. Und auch dessen „Schuldbekenntnis“ hat ihn nicht weiter interessiert. Er ging nicht darauf ein, sondern hat seinen Sohn einfach an sein Vaterherz gedrückt. Die Freude, ihn wieder zu haben, war größer als alles andere.
Deshalb ist auch der Name dieses Gleichnisses „Der
verlorene Sohn“ irreführend. Besser würde es „Der barmherzige Vater“ heißen.
Schließlich geht es darin um Gottes Güte und Liebe. Er ist es, der das
Verlorene schmerzlich vermisst und sich freut, wenn es gefunden wird. Dazu, so
der Wochenspruch, sendet er seinen Sohn auf die Erde, dass er finde und rette
und kein Geschöpf im Stich gelassen wird. Und so geschieht es. Niemand ist mehr
verloren. Alle sind wir gefunden und gerettet, ob wir das glauben oder nicht. Kannst auch du dich
mit Gott darüber freuen?
Gebet: Herr, ich stelle mir vor, wir alle wüssten, dass wir gerettet sind, wir alle wüssten, dass wir von dir geliebt sind, wir alle wüssten, dass wir vor dir nicht zu Kreuze kriechen müssen, sondern von dir umarmt werden. Wie würde unsere Menschenwelt dann aussehen? Doch was nützt ein solches Wissen im Kopf, wenn ich dir nicht auch im Herzen vertraue? Lass Gottvertrauen unter uns Menschen wachsen wie Brot auf den Feldern, dass die Seele satt werde und wir miteinander in Frieden leben können. Amen
Herzliche Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
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