Samstag, 22. Juni 2024

Tränennasser Trost hl

Losung: HERR, sei mir gnädig, denn ich bin schwach; heile mich, HERR, denn meine Seele ist sehr erschrocken. Psalm 6,3.4
Aktuelle Übersetzung: Hab Erbarmen, HERR, mir ist so elend! Hilf mir, ich bin am Ende meiner Kraft. Ich weiß keinen Ausweg mehr. Wie lange noch, HERR? Ach, ich bin müde vom Stöhnen. Nachts im Bett weine ich, bis die Kissen durchnässt und meine Augen ganz verquollen sind. Psalm 6,3.4 (7) 

Lehrtext: Jesus spricht: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Matthäus 11,28
Andere Übersetzung: Kommt alle zu mir, die ihr unter eurer Last stöhnt und leidet! Ich helfe euch tragen. 
Matthäus 11,28

Liebe Leserin, lieber Leser, 

was für ein Hilfeschrei zu Gott! Dieses Gebet (Losung) in einer aktuellen Übersetzung bewegt mich noch 2500 Jahre, nachdem es aufgeschrieben worden ist. Im Grunde spielt der zeitliche Abstand gar keine Rolle. So ähnlich beten auch heute noch Menschen, jeden Tag, jeden Abend, jede Nacht. Vielleicht hast auch du schon so ähnlich gebetet. Vielleicht ist das noch gar nicht so lang her. Da ist es wenigstens ein kleiner Trost, wenn du liest, dass du mit deinen Problemen nicht allein bist. Dass es anderen ähnlich ging und geht wie dir gerade. Es sind wohl mehr, als du glaubst. Da ist es für mich ein Trost, dass ich in solchen Fällen überhaupt beten kann.

Natürlich sieht und hört Gott dich wie auch mich, wenn wir so am Ende sind. Das glaube ich. Doch mir zumindest hilft er schon dadurch, dass ihm sagen kann, wie es mir geht. Dass ich zu ihm „von meinem nassen Kissen und meinen, vom Weinen verquollenen Augen“ (Folgesatz nach der Losung) reden kann.

Froh, weinen zu können

Ja, ich weiß, wie sich das anfühlt, wenn ich nachts auf dem Rücken liege, vor Kummer nicht schlafen kann und links und rechts Tränen aus meinen Augenwinkeln über die Wange laufen, am Ohr vorbei aufs Kopfkissen. Gott sei Dank kommt das selten vor. Aber es kommt vor. Und wer weiß, wie oft das noch in Zukunft geschieht. Und, liebe Leserin, lieber Leser, ich bin im Grunde froh, dass ich in solchen Fällen weinen kann. Da löst sich dann so etwas wie eine seelische Verkrampfung in mir und hilft mir, mein Leid loszulassen.

Noch mehr hilft mir das Wort Jesu im Lehrtext, wenn er sinngemäß zu mir sagt „Komm mit deiner Last! Ich helfe dir tragen.“ Es ist schon mal gut, wenn Menschen für mich da sind, die mein Leid mit mir teilen. Die meinen Scherz lindern, indem sie mir nahe sind. Aber immer sind auch sie nicht da und schon gar nicht mitten in der Nacht. Was für ein Trost, wenn mir dann plötzlich jenes Wort Jesu in den Sinn kommt und ich dann sagen kann: 

Gebet: Da, Herr, nimm meine Seelenlast und hilf mir tragen. Ich weiß, sie löst sich nicht in Luft auf. Aber dass du jetzt bei mir bist, gibt mir neue Kraft. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.« J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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Freitag, 21. Juni 2024

Töten geht nur ohne Gott hl

Losung: Du sollst nicht töten. 2.Mose 20,13

Lehrtext: Jesus sprach zu seinen Jüngern: Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe. Johannes 15,12

Liebe Leserin, lieber Leser,

in den Zehn Geboten sagt Gott unmissverständlich: "Du sollst nicht töten!" (Losung = 5. Gebot). Aber was sagen wir, die wir doch an Gott glauben, dazu? Was sagen wir als Christen? Vielleicht das: 

Wir: "Aber Herr, so pauschal kannst du das doch nicht sagen. Wir wollen schon die Gründe für dieses Gebot hören und die Ausnahmen und was eigentlich genau damit gemeint ist. Gilt das nur für Menschen und wenn ja, für welche? Wenigstens die Feinde dürfen wir doch töten, sonst töten sie uns. Oder? Und die Schwerverbrecher ebenso, die andere verletzt und getötet haben. Ja und die Polizei und das Militär, die dürfen, ja die müssen sogar töten, um uns zu schützen. Wo kämen wir denn hin, wenn nur die anderen töten dürften und wir selbst nicht? Also bitte, erkläre uns doch dieses Gebot näher.“

Jesus: „Eigentlich versteht es sich von selbst. Aber wenn ihr wissen wollt, was dieses Gebot für euch bedeutet, die ihr euch nach mir Christen nennt, dann hört zu: Ihr habt gehört, dass zu euren Vorfahren gesagt ist: »Du sollst nicht töten«; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Nichtsnutz!, der ist des Hohen Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr!, der ist des höllischen Feuers schuldig“ (Matthäus 5,12+22).

Wir: „Das klingt aber ziemlich radikal. So kennen wir dich doch sonst nicht. Nun gut, es geht um unsere Brüder und Schwestern, da wollen wir uns zusammenreißen. Schließlich sind wir eine Familie. Und wenn du sagst, »Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe« (Lehrtext), so wollen wir dein Gebot befolgen. Danke für die Erklärung.

Jesus:  Halt, ich bin noch nicht fertig. Da gibt es noch ein Gebot.

Wir: Noch eins?

Jesus: Ja, dieses: Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben« und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
Denn wenn ihr (nur die) liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner (= damals die Betrüger)?
Und wenn ihr nur zu euren Brüdern (und Schwestern) freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden (damals alle Nichtjuden)Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist. (Matthäus 5,43-48)

Wir: Das ist ein hartes und schweres Gebot. Wer kann es schon erfüllen! Dürfen wir denn dann anderen, die angegriffen werden, wenigstens Waffen liefern, damit sie sich wehren können?

Jesus: Noch mal: ‚Du sollst nicht töten! Du sollst auf Gegengewalt verzichten. Du sollst auch nicht mit Worten verletzen!‘ Was ist da so schwer zu verstehen? Wenn du aber doch töten willst oder andere mit deinen Waffen töten lässt, dann lass mich und meinen Namen aus diesem bösen Spiel. Töten geht nur ohne Gott!

Gebet: Herr, ich klage dir den Irrsinn, dass in Europe schon wieder Christen gegen Christen kämpfen und sich gegenseitig töten. Hört das denn nie auf? Muss denn Kain immerzu seinen Bruder erschlagen? Werden wir nicht klüger und menschlicher? Lass uns auf der Erde nicht im Stich. Bekehre uns zum Frieden, damit wir mit unseren Kindern und Enkeln leben. Amen

Herzliche Grüße,    

Ihr / dein Hans Löhr

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Donnerstag, 20. Juni 2024

Den eigenen Glauben glauben; das eigene Leben leben hl

Losung: Euer Herz sei ungeteilt bei dem HERRN, unserm Gott. 1.Könige 8,61 

Lehrtext: Paulus schreibt: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus. Philipper 3,13-14 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

was meinst du, wenn du den Lehrtext liest? Ist deine Art zu glauben und zu leben so etwas wie ein Wettlauf gegen andere? Geht es darum, dass du unbedingt die Siegerin oder der Sieger sein musst, um den Preis zu gewinnen? (Lehrtext) Oder habe ich den Apostel Paulus nicht richtig verstanden? 
Sein Wort im Lehrtext heute hat für mich etwas Atemloses, Jagendes, Kämpferisches, Rastloses. Aber das Leben eines Christen ist meines Erachtens kein Wettlauf. Mir geht es darum, Jesus nachzufolgen so gut ich kann.

Geschenk statt Lohn

Meines Erachtens ist "die himmlische Berufung Gottes in Jesus Christus" (Lehrtext) nichts, was ich erkämpfen muss. Für mich ist diese Gemeinschaft mit Jesus ein Geschenk Gottes. Ich denke schon auch, dass es gut ist, wenn ich dafür offen bin und bereit, mich beschenken zu lassen. Wenn ich mit dem, was er mir gibt, etwas anzufangen weiß und es nicht in die Schublade lege, bis ich wieder mal daran denke. Wäre das denn noch ein Geschenk, also Gnade, wenn ich etwas unbedingt erreichen will? Ist denn die Goldmedaille einer Sportlerin ein Geschenk? Sie lässt sich zurecht feiern für das, was sie geschafft hat und worin sie allen anderen überlegen war. Meinen Glauben aber verdanke ich mir nicht selbst. Zudem soll ich dieses Geschenk mit anderen teilen. So jedenfalls verstehe ich das Evangelium. So verstehe ich auch sonst den Apostel Paulus.

Lassen wir uns beide, liebe Leserin, lieber Leser, also nicht kopfscheu machen. Ich erinnere deshalb an das Jesuswort: "Die Ersten werden die Letzten sein, und die Letzten werden die Ersten sein" (Matthäus 20,16). Entscheidend ist, dass ich dem Weg treu bleibe, also dem, der von sich sagt: "Ich bin der Weg zu Gott" (Johannes 14,6). Ich will Paulus zugute halten, dass er seine Briefe geschrieben hat, bevor die Evangelien von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes entstanden sind. Vieles konnte er noch nicht wissen, was wir wissen können, die wir nun das ganze Neue Testament vor uns haben.

Paulus hat, menschlich gesprochen, gewaltige Verdienste für die Ausbreitung des Glaubens in Kleinasien und Südeuropa. Er hat wunderbare Einsichten über das Wesen von Gottes Gnade zu Papier gebracht. Ohne sein Wirken und seine Briefe könnte ich mir meinen Glauben nicht vorstellen. Dafür bin ich ihm dankbar. Das heißt aber nicht, dass ich kritiklos alles hinnehmen muss, was er, in welcher Situation und aus welchen Gründen auch immer, den Menschen seiner Zeit geschrieben hat. Gott sei Dank war Paulus kein Heiliger, sondern ein überaus begabter Mensch, der auch seine Schwächen hatte. Das macht ihn für mich glaubwürdig

Gebet: Herr, ich danke dir von Herzen, dass ich ohne schlechtes Gewissen so sein und glauben darf, wie du mich geschaffen hast. Du stellst keine Forderungen an mich, sondern beschenkst mich mit der Liebe deines Sohnes Jesus Christus. Für mich ist es eine Freude, dich zu kennen, dir zu vertrauen, auf dich zu achten und dir jederzeit im Gebet sagen zu können, was mich bewegt. Denn du bist für mich da und hast versprochen, mir zu helfen. Amen

Herzliche Grüße,    

Ihr / dein Hans Löhr

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Mittwoch, 19. Juni 2024

Gottesbilder hl

Losung: Merke auf mich, mein Volk, hört mich, meine Leute! Denn Weisung wird von mir ausgehen, und mein Recht will ich gar bald zum Licht der Völker machen. Jesaja 51,4

Lehrtext: Simeon pries Gott und sprach: Meine Augen haben das Heil (= Jesus) gesehen, das du vor den Augen aller Völker bereitet hast, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden (= der Völker) und zur Verherrlichung deines Volkes Israel. Lukas 2,28.30-32

Liebe Leserin, lieber Leser,

hast du schon mal über dein Gottesbild nachgedacht, woher du es hast, wie es dein Leben und deinen Glauben prägt? Schon unter den Israeliten in der Bibel gab es verschiedene Gottesvorstellungen ebenso wie unter uns Christen. Für die meisten Juden damals war das Thema Recht und Gerechtigkeit entscheidend. Gott würde alles so richten, dass sein Recht »gar bald das Licht der Völker« (Losung) sein wird, welches alle erleuchtet, nach dem sich alle richten. Für die frühen Christen war Jesus »das Licht, alle Völker zu erleuchten und das Volk Israel zu verherrlichen« (Lehrtext)

Haben denn alle denselben Gott? Ja und nein.

Ich finde es etwas kühn, zu behaupten, Juden, Christen und auch noch Muslime hätten alle ein und denselben Gott. Von ihm aus gesehen stimmt das schon. Er ist Schöpfer und Vater von allem, was lebt. Von uns Menschen aus gesehen stimmt es nicht. Nicht nur sind mir manche Gottesbilder im Alten Testament fremd. Auch im Neuen Testament, vor allem in der Offenbarung des Johannes, entdecke ich nur schwerlich den gütigen und barmherzigen Gott, wie er sich mir in Jesus zeigt. Stattdessen wird auch hier wieder selektiert und getrennt zwischen den sogenannten Guten und den Bösen, den Gerechten und Ungerechten, den Gläubigen und den Ungläubigen, den Geretteten und den Verdammten. Und selbstverständlich sind diejenigen, die so schreiben, denken und glauben immer bei denen, die sich selbst für gerecht halten und meinen, Gott müsste sie dafür auch noch belohnen.

Die Erzählung der Bedrohten

Auf der psychologischen Ebene kann ich schon verstehen, warum Menschen im Alten Testament immer wieder mal einen zornigen, drohenden, strafenden und verdammenden Gott brauchten. Wer ständig von Eroberung und Verfolgung bedroht ist, wünscht sich seinen Gott als einen Rache-Engel, der unter den Feinden mal so richtig aufräumen wird. Solche Menschen, Gruppen und Gesellschaften neigen dazu, ihren Ohnmachtserfahrungen und Minderwertigkeitsgefühlen die Erzählung entgegenzusetzen, dass Gott sie auserwählt habe und dass nach einer Zeit des Leidens für sie endlich der Triumph kommen werde. Nicht von ungefähr muss ich dabei an den wahnwitzigen Krieg in Gaza denken.

Ausweg aus den negativen Bildern

Warum aber manche Christen heutzutage noch immer so reden, ist meines Erachtens keine Glaubensfrage, sondern eine Frage ihrer seelischen Verfassung. Vielleicht wollen sie so ihre Angst vor einem richtenden und strafenden Gott bannen. Ich sollte sie, auch wenn es mir schwer fällt, deshalb nicht ablehnen. Stattdessen will ich freundlich von meinem menschenfreundlichen Gott reden. Er hat einen ganz besonderen Namen: ‚Jesus‘, „das Licht der Völker“, der barmherzige Menschenhirte mit den gütigen Augen seines Vaters im Himmel. "Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes" (Kolosser 1,15). Er ist mein  Bild von Gott.

Jesus braucht keine Rechtgläubigen, auf Griechisch: keine Orthodoxen. Er sucht die Verlorenen und Gescheiterten, die sich mit dem Gottvertrauen schwer tun, die mit leeren Händen und einem leeren Herzen vor Gott stehen und nichts vorweisen können, wofür er sie belohnen oder bevorzugen müsste (= Erste Seligpreisung Matthäus‘ 5,3) Zu ihnen sagt er: »Selig seid ihr und glücklich zu nennen; denn ihr lebt in Gemeinschaft mit Gott« (= Himmelreich).

Gebet: Herr, in den Konflikten und Kriegen unserer Zeit, in unseren Schwierigkeiten und Bedrohungen bist und bleibst du "mein Licht und mein Heil" (Psalm 27,1). Du zeigst mir und allen, die auf dich schauen, immer wieder geduldig den Weg zur Versöhnung. Hilf uns, von dir zu lernen, dass wir zur Lösung unserer Probleme nicht länger auf zerstörerische Gewalt setzen, sondern auf die konstruktive Kraft deiner Liebe. Du bist der Weg zum Frieden in unserem Land und in unseren Seelen‘. Amen

Herzliche Grüße,    

Ihr / dein Hans Löhr

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Dienstag, 18. Juni 2024

Die Farbe der Gedanken und der Seele hl

Losung: Ich gab ihnen meine Gebote und lehrte sie meine Gesetze, durch die der Mensch lebt, der sie hält. Aber das Volk Israel war mir ungehorsam, und sie lebten nicht nach meinen Geboten und verachteten meine Gesetze, durch die der Mensch lebt, der sie hält. Da gedachte ich, meinen Grimm über sie auszuschütten und sie ganz und gar umzubringen. Aber ich unterließ es um meines Namens willen. Hesekiel 20,11-14 

Lehrtext: Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen. 1.Johannes 4,9 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

du kannst als Mutter und Vater deine Kinder durch Gebote und Verbote erziehen oder als Lehrerin und Lehrer damit dein Klasse leiten. Du kannst dazu überall Plakate aufhängen und gelbe Klebezettel anbringen auf denen steht, was erlaubt und was verboten ist (vergleiche Losung). Ich kenne solche Klassenräume. Aber auf diesem Weg wirst du weder den eigenen Kindern noch den Schulkindern gerecht. Und vor allem gewinnst du sie nicht für dich, dass sie verinnerlichen, was gut für sie ist. Dazu musst du dich schon selbst einbringen als Person mit deinen guten Gefühlen, mit deiner inneren Einstellung, mit deinem Engagement, deinem Humor, deinen Begabungen, - vor allem aber mit deiner Liebe. Aus dem Lehrtext erfahre ich, dass auch Gott diesen Weg gegangen ist.

Gott bringt sich ein

Da heißt es, dass er sich in Jesus Christus selbst in das Leben seiner Menschenkinder einbringt, statt nur Gebotstafeln zu beschriften und aufzustellen. Er riskiert auf diesem Weg seine Autorität, weil er darauf verzichtet, wie ein Diktator zu herrschen, der Furcht und Schrecken verbreitet, der befiehlt und verlangt, dass alle anderen ihm gehorchen. Gott entäußert sich seiner Macht. Er wird menschlich und verletzlich. Dafür stehen Krippe und Kreuz.

Im Evangelium lese ich, dass Jesus dieser Weg Gottes zu mir ist, der Weg seiner Liebe. So hilft er mir, dass ich mich in dieser Welt zurechtfinden kann. So gibt er mir einen Maßstab für meine Werturteile, macht er Geist und Seele frei. So gibt er mir Sicherheit, lässt mich vertrauen und hoffen. Das sagt mir sein Wort im Neuen Testament. Und das, liebe Leserin, lieber leser, ist das Narrativ, also die Erzählung, die mein Leben deutet und ihm einen Sinn gibt. Das will ich glauben.

Wie Gottes Wort hilft

Es hilft mir, meine Vorurteile zu durchschauen, meine Abneigungen gegen andere zu überwinden, meine Angst zu verlieren und Zutrauen zu gewinnen. Sein Wort stärkt mein Selbstvertrauen, öffnet mich für andere und verbannt Misstrauen und Feindseligkeit aus meinem Herzen.

Sein Zuspruch nimmt uns den Zwang, miteinander konkurrieren und gegeneinander kämpfen zu müssen. Mit ihm haben wir es nicht mehr nötig, uns gegenüber anderen abzugrenzen und, was fremd scheint, zu fürchten. Wir müssen uns nicht überlegen fühlen und andere demütigen. Er hilft uns, dass wir einfühlsam und verständnisvoll, hilfsbereit und aufgeschlossen, rücksichtsvoll und nachgiebig sein können. Dass wir leben und leben lassen, unsere negativen Gefühle beherrschen und auf Gewalt verzichten. Dass wir gönnen können, verzeihen und um Verzeihung bitten. Dass wir freundlich sind, guten Willens, Streit schlichten und Frieden halten. 

Das, liebe Leserin, lieber Leser, verspreche ich mir vom Glauben, verspreche ich mir von Gott, wie er mir in Jesus begegnet. Das kann ich mir versprechen, weil er es mir versprochen hat. Leider heißt das noch nicht, dass ich auch meinem Glauben gemäß lebe. Doch wenn ich immer wieder über sein Wort nachdenke, in dieser Glaubenswelt lebe, im Gebet mit ihm verbunden bleibe, dann, so hoffe ich, ändert sich in mir vieles zum Guten. Dann nimmt auf die Dauer auch die Seele die Farben meiner Gedanken an (Marc Aurel). 

Gebet: Herr, dein Evangelium, diese gute Nachricht für mich und die Welt, macht meine Seele, macht mein Leben hell. Du bist mein Hoffnungslicht, das über allem strahlt, das mir niemand nehmen darf. Auf dich will ich schauen auch in meinen dunklen Stunden. Wenn ich blind für dich werde, so heile mich, dass ich dein Licht wieder sehen kann. Wenn mich die schlechten Nachrichten dieser Zeit runterziehen wollen, so rette mich aus ihrem Sog. Wenn meine Lasten zu schwer werden, so trage du sie mit mir. Wenn mein Glaube verkümmert, so glaube du in mir. Denn du bist mein Halt und mein Trost, meine Kraft und meine Zuversicht. Auf dich vertraue ich. Amen

Herzliche Grüße,    

Ihr / dein Hans Löhr

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Montag, 17. Juni 2024

Achtung: Wunder! hl

Losung: Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder. Psalm 98,1 

Lehrtext: Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade. Johannes 1,16 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

was ist ein Wunder? Hm, irgendetwas ganz Außergewöhnliches? Möchtest du es wissen? Na gut, du bist ein Wunder. Du musst dir nur mal etwas Zeit nehmen und darüber nachdenken, warum, wie und was du bist. Aber leider ist der unsympathische Nachbar auch so ein Wunder. Und es kommt noch schlimmer. Auch der Regenwurm ist nicht weniger wunderbar als du. Die ganze Schöpfung einschließlich allen Lebens und aller Gestirne, aller Atome und Elementarteilchen ist ein Wunder. Und genau deshalb erkennen die meisten das Wunder nicht, weil sie das alles für normal und gewöhnlich halten.

Staub zum Staube

Wir schenken dem Staub, den wir mit unseren Füßen treten, keine Beachtung, sondern ärgern uns, wenn er unsere Schuhe beschmutzt. Aber auch wir sind aus dem nämlichen Staub genommen und werden wieder zu ihm werden: „Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zum Staube!“ - Diese alte Formel habe ich oft auf den Friedhöfen gesagt und dazu mit einer kleinen Schaufel dreimal eine Handvoll von der Graberde auf den Sarg geworfen. Das, liebe Leserin und lieber Leser, ist die unerbittliche Wahrheit über jeden von uns, mehr noch, über alles. Denn von Staub sind wir genommen und zu Staub müssen wir werden (1. Mose 3,19)

So richtig verstehen können wir das eigentlich erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit, seitdem wir davon wissen, dass alle Materie aus Sternenstaub besteht, aus Elementarteilchen, Atomen, und Molekülen und somit auch unser Körper. Und das nächste Wunder ist, wie aus dieser unbelebten Materie Leben wird: Zellen, die sich teilen und zu immer komplizierteren und komplexeren Organismen heranwachsen.

Gut, man kann auch leben, ohne das wissen zu müssen. Man kann auch glauben ohne solche Kenntnisse. Doch mir hat sich das Wunder, dass überhaupt etwas ist und nicht vielmehr nichts, erst dadurch erschlossen. Manche wurden über dieser Erkenntnis zu Atheisten, weil sie bis dahin in den bildlichen Vorstellungen der Bibel gefangen waren. Mich führen solche Einsichten dazu, dass ich über das Wunder des Seins und des Lebens staune und dem dankbar bin, der es ständig bewirkt.

Faser im großen Netz des Lebens

Und so sage ich zu mir und zu dir: Ja, du bist ein Teil dieses Wunders zusammen mit allem anderen, was ist. "Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu“ (Jürgen Werth). Er wollte, dass du bist und hat dich werden lassen als eine Faser im großen Netz des Lebens. So bist du mit allem verbunden und verknüpft, mit den Sonnenstrahlen und den Regentropfen, mit den Muscheln und Fischen, den Ameisen und Störchen, den Mäusen und Pferden … und mit jedem Menschen, der mit dir auf Zeit auf dieser wunderbaren Erde lebt. Alles hat denselben Ursprung. Alles besteht aus den gleichen Bausteinen.

Immer wieder könnte ich neue Lieder singen, weil ständig Gottes Wunder geschehen (Losung). Doch dazu müsste ich mich von meiner Ichbezogenheit befreien, mich der Welt und Schöpfung um mich her öffnen und sie vorbehaltlos lieben können. Dazu müsste ich Frieden schließen mit mir selbst, meinen Mitmenschen, meinen Feinden, mit Gottes Schöpfung insgesamt. Ich arbeite daran, besser, ich bitte Gott darum.

Auch der Lehrtext sagt im Grunde nichts anderes, als dass wir von seiner Fülle täglich und unablässig "Gnade um Gnade nehmen", also Geschenk um Geschenk. Jeder Atemzug, jeder Herzschlag, jede Sekunde Leben ist sein Geschenk, ist sein Wunder.

Das Wunder in Windeln

Und dann ist da noch das andere Wunder, das in Windeln lag, am Kreuz hing und nun im Geist Gottes bei mir ist – und bei dir – und bei allen anderen Menschen; und wer weiß, vielleicht auch bei allem anderen, was lebt. ‚Jesus‘ heißt dieses Wunder, auf Deutsch: Gott hilft. Aus diesem Wunder schöpfe ich Kraft und Zuversicht. Es bewirkt den Glauben, weckt die Hoffnung und entzündet die Liebe.

Ja, ich habe wirklich allen Grund, meinem wunderbaren Gott für seine wunderbare Welt und mein Leben zu danken und mich darüber zu freuen. Das alles wird mir erst jetzt so richtig bewusst, da ich weiß, dass es nicht selbstverständlich ist. Alles ist mir nur auf Zeit geliehen, ist gestundet. Ich weiß sehr wohl, was es bedeutet, krank zu sein, Schmerzen zu empfinden, Enttäuschung zu ertragen und das eigene Ende vor Augen zu haben. Aber nicht zuletzt deshalb will ich meinem Gott immer wieder alte und neue Lieder singen, denn auch in Leidenszeiten geschehen seine Wunder. Und wenn es mir gut geht, sowieso.

Gebet: Herr, ich habe viel auf dem Herzen, worum ich dich bitte. Aber besonders bitte ich dich um Dankbarkeit. Denn was auch gerade ist, du bist bei mir und beschenkst mich in jedem Augenblick mit so vielem, dass ich gar nicht alles fassen kann. So danke ich dir auch für meine Tränen. Sie erst machen meine Freude kostbar. Und ich danke dir für meinen Schmerz. Er lehrt mich, die Zeit zu schätzen, in der es mir gut geht. Und ich danke dir für meinen Glauben. In ihm bist du mir nahe. Durch ihn weiß ich, was für ein Geschenk es ist, dass ich bin. Amen

Herzliche Grüße,    

Ihr / dein Hans Löhr 

Eine Handvoll Erde Kinderlied von Reinhard Bäcker und Detlev Jöcker

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Sonntag, 16. Juni 2024

Überall und auch in dir hl

Wochenspruch: Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. Lukas 19,10 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

heute lege ich den Wochenspruch aus, also das Bibelwort für die neue Woche. Es hat für meinen Glauben eine große Bedeutung. Vielleicht gelingt es mir, auch dir etwas davon mitzuteilen.

Wer kommt eigentlich zu wem? 

Dazu zunächst ein paar Fragen, die dir hoffentlich kein schlechtes Gewissen machen. Sonst will ich es dir mit meiner Antwort gleich wieder nehmen:
Wie oft bist du schon zu Gott gekommen im Gebet, in die Kirche, in einen Gottesdienst oder bei anderen Gelegenheiten? War das oft genug? War es zu selten? Bist du gern gekommen? Freiwillig oder gezwungenermaßen? Musstest du deinen Gottesdienstbesuch von einem anderen bestätigen lassen, wie das zumindest in Bayern bei Konfirmanden oft noch der Fall ist? Oder bist du gar nicht zu Gott gekommen, sondern dahin, wo man von ihm redet und er angeblich sein soll?
 

Normalerweise müssen die Menschen zu Gott oder ihren Göttern kommen, wenn sie etwas von ihnen wollen und am besten noch Opfer mitbringen. Das war schon immer so, überall auf der Welt. Aber in Jesus kommt Gott selbst zu uns. Plötzlich liegt er als Säugling in einem Stall. Und wenn wir ausbleiben oder gar verloren gegangen sind, sucht er uns noch wie ein guter Hirte sein Schaf. Im Glaubensbekenntnis sagen wir, dass er sogar ins Reich des Todes hinabgestiegen ist, um selbst da zu seinen Menschenkindern zu kommen und sie heraufzuführen in sein Licht. 

"Tut mir auf die schöne Pforte"

Eines meiner Lieblingslieder aus dem evangelischen Gesangbuch ist, „Tut mir auf die schöne Pforte“ (EG Nr. 166). Ich habe es immer als Eingangslied bei Konfirmationsfeiern singen lassen, meistens, ohne groß nachzudenken, auch den zweiten Vers. Da heißt es unter anderem: „lch bin, Herr, zu dir gekommen. Komme du nun auch zu mir…“

Ja, so sieht es dem Augenschein nach aus, wenn wir einen Gottesdienst besuchen und dazu in die Kirche gehen. Wir sind es, die kommen. Aber der Augenschein trügt. Eigentlich müsste es heißen: „Du bist, Herr, zu mir gekommen, darum komme ich zu dir…“ Doch selbst das ist missverständlich.

Zuvorgekommen

Er kommt doch nicht immer erst zu bestimmten Gelegenheiten. Gott ist mir in Jesus längst zuvorgekommen. Er ist immer schon da, ob ich mich ihm im Gebet zuwende oder nicht, ob ich ein sogenanntes Gotteshaus besuche oder nicht. Er wohnt doch nicht in der Kirche, sondern die Kirche „wohnt“ - hoffentlich - in ihm. Er wohnt auch nicht im Wald, nicht im Meer oder sonst wo. Die ganze Welt wohnt in ihm und mit ihr seine ganze Schöpfung, ja das ganze unermessliche Universum. Wer meint, als winziger Mensch darin verloren und von Gott vergessen zu sein, soll wissen: Er gibt niemand auf, auch mich nicht. Er gibt niemand verloren, auch dich nicht. Egal, was vorgefallen ist. 

Nein, Gott muss nicht erst zu mir kommen. Er ist sowieso bei mir, auch im finsteren Tal (Psalm 23,4). Als Schöpfer und Herr im Himmel und auf Erden ist er überall. Ist er bei mir, während ich das schreibe und bei dir, während du das liest. Ist er da, wenn wir nicht an ihn denken. Bleibt er da, bleibt er bei mir, selbst wenn ich gehe und ihn verlasse. Gott ist in Jesus gekommen, zu mir – und zu dir. Ob du das glaubst oder nicht, ob du das spürst oder nicht. Er wohnt in dir, um zu bleiben. Und du bleibst in ihm. 

Gebet: Herr, du bist ein für allemal zu mir gekommen und sagst: „Komm nun auch du zu mir. Plage dich nicht länger mit deinen Lasten ab. Ich nehme sie dir.“* Ja, Herr, das will ich tun. Ich will dir geben, was mich beschwert. Ich will dir danken für deine Treue. Und ich bitte dich, gib mir die Kraft, auch dir treu zu sein. Amen

Herzliche Grüße und einen schönen Sonntag!                     

Ihr / dein Hans Löhr

* Matthäus 11,28-30 

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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.« J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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Samstag, 15. Juni 2024

Gott ernten hl

Losung: Säet Gerechtigkeit und erntet nach dem Maße der Liebe! Hosea 10,12
Andere Bibelübersetzung: Wenn ihr Gerechtigkeit sät, werdet ihr meine Liebe ernten. (aus „Hoffnung für alle“ HFA)

Lehrtext: Es war ein reicher Mensch, dessen Land hatte gut getragen. Und er dachte bei sich selbst und sprach: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Lukas 12,16-17.19-20 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

verstehst du das heutige Losungswort? Ich will, ja ich muss dieses Wort aus dem Alten Testament erst von Jesus her lesen. Muss es vom Kopf auf die Füße stellen, um es annehmen zu können. Dann heißt es: „Säet mit Liebe und ihr werdet ernten, was euch gerecht wird“. Anders gesagt: Säet Liebe und ihr werdet Gott ernten. So werdet ihr erfahren, wie er euch gerecht wird und wie ihr zugleich euren Mitmenschen gerecht werden könnt.

Und was ist, wenn wir nicht Liebe säen? Wenn wir unsre eigene Vorstellungen von Gerechtigkeit säen, in die wir alles hineinpressen, ob es nun passt oder nicht? Wenn ich also mir selbst gerecht werden will, ganz gleich, ob ich damit meinen Mitmenschen gerecht werde oder zur Last falle?

Gefahr der Selbstbespiegelung

Ja, das muss ich mich fragen und auch dies: Werde ich auch dann Gottes Liebe ernten? Ich hoffe es. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich sie auch spüren werde. Ich könnte ja seine Liebe mit meiner Eigenliebe verwechseln. Die Gefahr ist groß, dass ich mich in meiner Selbstgerechtigkeit spiegele, statt den anderen und seine Bedürfnisse zu sehen. Doch Gott will mich doch auch durch meine Mitmenschen lieben. Wenn ich ihm aber im Weg stehe?

Dann wird er hoffentlich mit den Worten Jesus zu mir sagen: „Du Narr! (Lehrtext) Jetzt werde doch endlich mal einsichtig und säe Liebe in deiner kleinen Welt so wie ich in meiner großen. Dann wirst du erfahren, dass es nicht auf deine Maßstäbe ankommt, sondern auf meine. Und du wirst spüren, was schon immer gilt, dass ich trotzdem bei dir bin, weil ich dich liebe.

Gebet: Herr, befreie mich davon, Recht haben zu wollen, damit ich anderen endlich gerecht werde. Lehre mich, Liebe zu säen, damit ich dich ernte. Amen

Herzliche Grüße und ein gesegnetes Wochenende!            

Ihr / dein Hans Löhr

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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.« J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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