Dienstag, 3. Januar 2017

Von Ruben bis Erdogan hl

Losung: Ruben sprach zu seinen Brüdern: Vergießt nicht Blut! 1.Mose 37,22

Lehrtext: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Lukas 6,36

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Erstgeborenen, so sagt man, seien verantwortungsvoller und vernünftiger als ihre Geschwister. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Ich bin ein Zweitgeborener. Ruben aber, von dem heute in der Losung die Rede ist, war der Erstgeborene von zwölf Brüdern. Jakob hatte sie allesamt gezeugt mit vier Frauen: Lea, Rahel und deren Dienerinnen Bilha und Silpa. Das war bei den Patriarchen zur Zeit des Alten Testaments nicht unüblich.
Sein vorletzter Sohn, Joseph, war ein rechter Hätschelhans. Jakob hatte ihn über alle Maßen verwöhnt und den anderen Söhnen vorgezogen. Joseph war demzufolge nicht wenig eingebildet. Es kam wie es kommen musste: Die älteren Brüder waren auf ihn eifersüchtig. Schließlich ging er ihnen so auf die Nerven, dass sie ihn beseitigen wollten. Sie hatten vor, ihn zu töten. Doch Ruben, der Erstgeborene, hat es ihnen verboten. Auch wenn er den Joseph-Bengel genauso wenig leiden konnte, ihn zu töten, ging dann doch zu weit. Er wusste, dass der Vater ihn für das Schicksal Josephs verantwortlich machen würde. Wie die Geschichte weitergeht, die ich persönlich für die schönste Geschichte der Welt halte, kann man in den nachfolgenden Kapiteln im ersten Mosebuch nachlesen oder man nimmt sich gleich den umfangreichen Roman von Thomas Mann vor: „Joseph und seine Brüder“. Dann ist man für die nächsten Monate beschäftigt. Wesentlich kürzer, aber durchaus sehenswert ist der Zeichentrickfilm „Joseph, König der Träume“.
Nein, seinen Bruder soll man nicht töten, auch wenn man auf ihn eine noch so große Wut hat. Und wie ist es mit anderen? Der Türken-Autokrat Erdogan möchte wieder die Todesstrafe einführen, um alle, die seine Macht bedrohen, beseitigen zu können. Auch in den USA wird immer noch die Todesstrafe vollzogen. Da wird sich unter dem neuen Präsidenten nichts ändern. Doch meiner Meinung nach verbietet es sich für Christen, die Todesstrafe zu dulden oder gar durchzuführen. Und warum? Ganz einfach, weil auch Schwerverbrecher denselben Vater im Himmel haben wie wir und sie demzufolge unsere Menschenbrüder und Schwestern sind. Und weil nur der, der das Leben schenkt, es auch wieder nehmen darf. Wer das Töten aus niedrigen Beweggründen wie Rache, Hass, Sühne befürwortet, macht sich mitschuldig. Es kann allenfalls als Abwehr einer ernsthaften Gefahr durch staatliche Einsatzkräfte hingenommen werden. Aber auch dann gilt: Jeder Getötete ist einer zu viel. Bisher jedenfalls haben unsere verantwortlichen Politiker es vermieden, Stolz oder Genugtuung zu zeigen, wenn zum Beispiel ein Terrorist getötet worden ist.
Das soll auch so bleiben meint

Hans Löhr


Gebet: Herr, bewahre mich davor, dass ich jemals einen Menschen töte und sei es im Straßenverkehr. Ich will ihn aber auch sonst nicht herabsetzen, ihm seine Würde, die du ihm gegeben hast, absprechen, verfluchen oder beleidigen. Dazu brauche ich Kraft aus dem Glauben. Und auch dazu, dass ich mich bemühe, anderen gegenüber barmherzig zu sein, verständnisvoll und nachsichtig wie du. Amen

3 Kommentare:

  1. Vielen herzlichen Dank für die Losungsauslegungen, die teilweise auch sehr persönlichen GeDANKen, die mich durch jeden Tag des vergangenen Jahres begleitet haben und dies hoffentlich auch im neuen Jahr wieder tun werden, ...Mein gesundes geistliches Frühstück...!
    Gottes Schutz und Segen im neuen Jahr wünscht Mechthild B.

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  2. Vielen Dank für die Rückmeldung.
    Hans Löhr

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  3. Danke für die Bibelstelle, was auch Erdogan und die Todestrafe betrifft.

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