Losung: Wohl dem, der den HERRN fürchtet, der große Freude hat an seinen Geboten! Psalm 112,1
Lehrtext: Christus hat euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen. 1.Petrus 2,21
Liebe Leserin, lieber Leser,
das weiß ich inzwischen:
seine Schuhe sind mir zu groß, seine Schritte zu lang (siehe Lehrtext). Ich könnte Jesus
höchstens hinterhertrippeln. Doch auch auf diesem Weg stolpere ich oder
verliere ihn aus den Augen. Und jetzt?
Vorsicht beim Lehrtext!
Mir hilft die Aufforderung aus dem Lehrtext wenig, zumal sie in meinen Augen hoch problematisch ist. Der unbekannte Verfasser des ersten Petrusbriefes wendet sich an damalige christliche Sklaven. Er verordnet ihnen, sich nicht nur den „freundlichen und gütigen“, sondern auch ihren „wunderlichen Herren“ unterzuordnen und deren Misshandlungen zu ertragen. Und dann schreibt er den Satz, in dem auch unser Lehrtext steht: „Wenn ihr leidet und duldet, weil ihr das Gute tut, ist dies Gnade bei Gott. Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen“ (1. Petrus 2,20b-21). - NEIN! Um Schikanen und Misshandlungen anderer zu ertragen, dazu bin ich nicht berufen und du auch nicht, es sei denn, dass ich jemanden damit rette. Und auch dann bleibt es meine Entscheidung und ist kein göttlicher Befehl.
Ich möchte gar nicht die furchtbare Wirkungsgeschichte dieser Sätze im Detail wissen. So viel aber ist mir schon klar: solche Bibelworte wurden (und werden?) bis in unsere Zeit auch dazu missbraucht, um die Ehefrauen und Töchter herrschsüchtiger und jähzorniger Männer unter die Knute zu zwingen. In der Antike vor rund 2000 Jahren, als der erste Petrusbrief geschrieben wurde, waren Sklaven Eigentum ihres Herrn. Er konnte mit ihnen machen, was er wollte. Lange, sehr lange hat es gedauert, bis die Sklaverei am 18. Dezember 1865 auch in den „frommen“ USA offiziell abgeschafft wurde. Aber in manchen Familien wurden (und werden) Frauen und Töchter weiterhin unterdrückt, auch bei uns. Von Wertschätzung oft keine Spur.
Besser mitgehen als nachfolgen
Immerhin ist mir beim Nachdenken über den Lehrtext klar geworden, dass auf Christus nicht zutrifft, was Udo Lindenberg über die exotischen, religiösen Führer unserer Zeit gesungen hat: „Durch die Wüste zieht der Treck (der Anhänger); der Guru fliegt schon mal vorweg.“ Nein, Jesus ist mir nicht in die Zukunft entschwunden. Ich muss ihm nicht in seinen zu großen Schuhen und Fußstapfen hinterherhecheln. Er ist bei mir (Psalm 23,4) und geht an meiner Seite. So bleiben wir in Kontakt. Und wenn ich nicht mehr kann, wird er mich tragen. Das glaube ich.
Gebet: Herr, durch dich habe ich erfahren, dass der Glaube kein Kasernenhof ist, auf dem es nach Befehl und Gehorsam geht. Dass ich dir vertrauen kann, erlebe ich als Geschenk. Und dass du mit mir durch Höhen und Tiefen gehst, dafür danke ich dir. Amen
Herzliche
Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch
Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit
W Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.«
J.W. von Goethe
aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut
die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag
des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus
dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“
in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das
Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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Danke, dass Sie auch immer wieder religiösen Missbrauch offen legen und ins rechte Licht rücken! Und so die Botschaft, die gute Nachricht vom Müll befreien!
AntwortenLöschenIch kann mich den Worten meines Vorgängers/Vorgängerin nur anschliessen. Danke für Ihren Mut ,Kritik und Offenheit.
AntwortenLöschenUte
Lieber Hans Löhr,
AntwortenLöschenIhre Auslegungen geben mir Hoffnung und Mut weiter zu machen und stärken meinen Glauben.
Danke!🙏!
Vielen lieben Dank
AntwortenLöschenLieber Herr Löhr, danke für diese entlastende Auslegung.
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