Freitag, 12. April 2024

Beschenkte Bettler hl

Losung: Ich will meinen Bund mit dir aufrichten, sodass du erfahren sollst, dass ich der HERR bin. Hesekiel 16,62 

Lehrtext: So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen. Römer 9,16 

Liebe Leserin, lieber Leser,

von allen religiösen Erfahrungen der Menschheit ist diese für mich die erstaunlichste, dass wir keinen Einfluss auf Gott haben. Wir können noch so viele Gottesdienste feiern, noch sooft in der Bibel lesen, noch so viel beten und spenden, noch so sehr für andere da sein – das alles bewirkt bei ihm nichts, was nicht schon zuvor in seinem Sinne war. Anders gesagt, niemand kann bei ihm Pluspunkte sammeln, keine Pfarrerinn, kein Bischof, kein Mönch, keine Theologieprofessorin, kein Papst. Wir alle sind unterschiedslos auf Gottes Gnade und Liebe angewiesen.

Ernüchternd und entlastend

Einerseits ist das ernüchternd. Warum also soll ich mich in Glaubensdingen anstrengen, wenn es für mich selbst keinen Vorteil bringt? Andererseits ist das entlastend, weil ich nicht wissen kann, ob ich jemals genug und das Richtige geglaubt und getan habe.

Was auch immer wir als Glaubende tun, wir tun es für uns und unsere Mitmenschen, aber nicht für unser Ansehen bei Gott. Wir tun es für unseren Nächsten, dem wir damit einen Dienst erweisen. Wir tun es für uns selbst, weil unser Gewissen uns dazu drängt. Das beste Motiv aber, weshalb ich zu einem anderen freundlich, hilfsbereit und zuvorkommend bin, ist, dass er ein Mensch ist wie ich. Dazu hat Gott mich geschaffen. Weshalb sollte er mich dafür noch extra belohnen?

Und darum schreibt der Apostel Paulus im Zusammenhang mit unserem Lehrtext:
»Gott spricht: »Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich.« So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen
(Lehrtext) Die Heiden (=Nichtjuden), die nicht der Gerechtigkeit (aus dem Gesetz der Bibel) nachjagten, haben Gerechtigkeit erlangt, nämlich die Gerechtigkeit, die aus dem Glauben kommt. Israel (= die Juden) aber, das dem Gesetz der Gerechtigkeit nachjagte, hat das Gesetz nicht erreicht. Warum das? Weil es die Gerechtigkeit nicht aus Glauben suchte, sondern als komme sie aus Werken. (Römer 9,15-32 Auswahl). 


Gnade statt Werke

Und doch, so glaube ich, zeigt sich gerade darin seine Gnade, dass er sich auch der Juden erbarmt, weil er nicht auf ihre Werke achtet, sondern weil auch sie seine Kinder sind und bleiben und Jesus sie ohne Gegenleistung liebt.

Es bleibt dabei: Gott ist der Gebende, wir sind die Empfangenden. Er ist der Schenkende (= Gnädige), wir sind die Beschenkten. Er ist der Segnende, wir sind die Gesegneten. Er ist der Handelnde, wir sind die Glaubenden. Er weist uns den Weg, wir vertrauen ihm. Er ist in seinem Sohn Jesus Christus der Erlöser der Menschen, wir sind die Geretteten.
Das alles wird nicht so sein. Das alles ist bereits so, auf dass wir als die leben, die wir in seinen Augen jetzt schon sind. Wie soll nochmal Martin Luther auf dem Sterbebett gesagt haben?: „Wir sind Bettler; das ist wahr!“

Von allen religiösen Erfahrungen der Menschheit ist diese für mich die erstaunlichste, dass wir keinen Einfluss auf Gott haben. Wir können noch so viele Gottesdienste feiern, noch sooft in der Bibel lesen, noch so viel beten und spenden, noch so sehr für andere da sein – das alles bewirkt bei Gott nichts, was nicht zuvor schon in seinem Sinne war. Denn nicht unser Wollen oder Laufen, nicht unsere religiösen und spirituellen Taten machen uns ihm recht, sondern das Gottvertrauen. 

Gebet: Herr, vor dir stehe ich mit leerem Herzen und leeren Händen, dass du mir gibst, was ich brauche: Glauben und Segen. Und alles, was ich dir dafür geben kann, ist, dass ich dir vertraue, dich liebe und dir danke. Amen 

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit W Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.« J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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3 Kommentare:

  1. Wie wahr, danke!!!!

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  2. Ja, Gott besucht nicht unsere Schlachtopfer, Gottesdienste, Gebete usw. Aber er freut sich, wenn es seinen Geschöpfen gut geht. Also auch, wenn ich zu anderen gut bin, helfe, vergebe, spende usw.
    Jürgen

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  3. Ja so ist es....Amen

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