Losung: Wir haben
gesündigt samt unsern Vätern, wir haben unrecht getan und sind gottlos gewesen. Psalm
106,6
Lehrtext: Erlöse
uns von dem Bösen. Matthäus 6,13
Liebe
Leserin, lieber Leser,
manche
meinen, Christen seien Menschen, die immerzu schuldbewusst und mit gesenktem
Haupt durch ein freudloses Leben schleichen, sich ständig an die Brust klopfen
und selbst anklagen. Ob es solche Leute jemals gegeben hat? Ob das nicht
alles nur eine Karikatur ist? Ich jedenfalls kenne aus meiner näheren
Umgebung niemand, der so lebt. Nur in Büchern und Filmen begegnen mir
manchmal solche Gestalten. Aber heißt das dann, dass sich Christen keiner
Schuld bewusst wären und keinen Grund hätten sie zu bekennen?
Nein, das heißt es nicht. Deshalb sprechen wir ja zu Beginn
der Sonntagsgottesdienste das Sündenbekenntnis und darin heißt es: »Vor dem
heiligen Gott erkennen wir, dass wir nicht so gelebt haben wie er es erwartet
und wie es uns gut tut. Wir sind ihm, unseren Mitmenschen und auch uns selbst
manches schuldig geblieben. Das tut uns leid und so bitten wir Gott um
Vergebung.« Ein solches Bekenntnis ist das Heilmittel gegen das Gift der
Selbstgerechtigkeit. Aber dann heißt es weiter: »Der allmächtige Gott erbarme
sich unser, er vergebe uns unsere Sünde und führe uns zum ewigen Leben.« Darauf
folgt die Gnadenzusage: »Gott sich hat sich unser erbarmt. Um seines Sohnes
und unseres Herrn Jesus Christus willen sieht er unser Versagen nicht an. Auf
seine Liebe ist Verlass.«
Warum sagen wir das? Um uns selbst zu erniedrigen? Für mich sind
es zwei Gründe: Einmal die Einsicht, dass ich ein fehlbarer, unvollkommener
Mensch bin mit problematischen Gefühlen und Gedanken, die schnell zu Wort und
Tat werden können. Zum anderen aber, dass ich genau deswegen von Gott
geliebt werde, weil mir nur seine Liebe hilft und mich heilt. Er überlässt
mich nicht mir selbst mit meinen Problemen, sondern kommt in Jesus zu mir. In
der Bibel heißt es dazu: »Gott zeigt seine Liebe zu uns gerade
dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.« (Römer
5,8) Zugespitzt heißt das: Wäre ich fehlerlos, sündlos und
gerecht, würde er mich nicht lieben. Darum sind Selbstgerechtigkeit, die
Unfähigkeit zur Selbstkritik und Kritikempfindlichkeit ein so großes Problem
für das Zusammenleben mit Gott wie den Menschen.
Mir sind solche, die Fehler machen und dazu stehen
können, lieber als solche, die meinen, sie würden schon alles richtig machen,
die alles vertuschen müssen und eigene Schuld auf andere schieben. Ich
mache ja auch Fehler. Ich sündige ja auch und bin auf Verständnis und Vergebung
angewiesen wie sie.
Nein, Christen sind nicht immerzu schuldbewusst und schleichen mit
gesenktem Haupt durch ein freudloses Leben. Ich jedenfalls lebe in dem
Glauben, dass Gott mich von dem Bösen außer mir und in mir (Lehrtext) erlöst. Darauf
vertraue ich, sonst würde es keinen Sinn machen, im Vaterunser darum zu
bitten. Vor allem aber lebe ich in dem Glauben, dass er mich
liebt, weil ich so bin wie ich bin: eben nicht liebens-wert, sondern
liebes-bedürftig. Ich bedarf seiner Liebe, ich brauche sie, und er
schenkt sie mir. Das macht mich immer wieder frei und unbeschwert, dass
ich mich meines Lebens freuen, ihn loben und ihm danken kann.
Viel zu lange mussten sich viel zu viele Christen schlecht fühlen,
weil ihnen hauptsächlich ihr Versagen und Gottes angeblicher Zorn vor Augen
geführt wurde. Das war noch nie in seinem Sinn auch wenn kirchliche
Würdenträger das behauptet haben. Höchste Zeit, dass damit Schluss gemacht
wird.
Auf einer Facebook Seite habe ich den Spruch gelesen »Ein Freund
ist ein Mensch, der dich kennt und trotzdem liebt.« Das mag bei manchen
Menschen so sein. Bei Gott ist das anders. Da heißt es: Gott wird ein Mensch,
weil er mich kennt und darum liebt.« Kein gönnerhaftes
Trotzdem, sondern ein barmherziges Darum! Es kommt so
viel darauf an, diesen Unterschied zu verstehen, so viel.
Gebet:
Wo ich
auch stehe, du warst schon da.
Wenn ich
auch fliehe, du bist mir nah.
Was ich
auch denke, du weißt es schon.
Was ich
auch fühle, du wirst verstehn.
Und ich
danke dir, dass du mich kennst und darum liebst.
Und dass
du mich beim Namen nennst und mir vergibst.
Herr, du
richtest mich wieder auf,
und du
hebst mich zu dir hinauf.
Ja, ich
danke dir, dass du mich kennst und darum liebst.
Herzliche
Grüße
Hans Löhr
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Hans
Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach
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