Freitag, 17. April 2020

Wie betest du? hl

Losung: Sei mir ein starker Hort, dahin ich immer fliehen kann, der du zugesagt hast, mir zu helfen. Psalm 71,3

Lehrtext: Der Herr wird mich erlösen von allem Übel und mich retten in sein himmlisches Reich. 2.Timotheus 4,18

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie betest du? Sprichst du neben deinen Dankgebeten vorwiegend Bittgebete oder Vertrauensgebete?
     Ich habe von klein auf gelernt, dass man beim Beten Gott um etwas bittet, zum Beispiel:
„Breit aus die Flügel beide, o Jesu, meine Freude und nimm dein Kücklein ein …..“ Oder: „Müde bin ich, geh zur Ruh‘, schließe meine Augen zu. Vater lass die Augen dein über meinem Bette sein …“ Auch in jedem Gottesdienst ist das große Gebet am Ende ein sogenanntes Fürbittgebet.
     Aber so beten die Menschen anderer Religionen auch. Dietrich Bonhoeffer sagt dazu in seinem Gedicht „Christen und Heiden“:
»Menschen gehen zu Gott in ihrer Not,
flehen um Hilfe, bitten um Glück und Brot
um Errettung aus Krankheit, Schuld und Tod.
So tun sie alle, alle, Christen und Heiden
…..
«
     Dafür findet man auch in der Bibel viele Beispiel, so die heutige Losung. Doch in ihr findet man auch eine andere Art zu beten, von der ich meine, dass sie unserem christlichen Glauben mehr entspricht: das Vertrauensgebet, zum Beispiel den heutigen Lehrtext. Da bitte ich Gott nicht (mehr) um dies und das, sondern bringe mein Vertrauen zum Ausdruck, dass er mir geben wird, was ich jeweils brauche. Das bekannteste Beispiel für so ein Gebet ist der Psalm 23:
     »Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich ….«
     In diesem Psalm heißt es mit gutem Grund nicht: „Bitte, bitte lieber Gott, sei doch mein Hirte, gib mir alles was ich brauche, weide mich, führe mich, erquicke mich, sei bei mir und tröste mich.“ Vielmehr geht David, dem dieser Psalm zugeschrieben wird, davon aus, dass Gott das alles getan hat, tut und tun wird, ohne dass er darum erst gebeten werden muss. Das, so meine ich, gilt heute noch genauso.

Bittgebete sind nicht unproblematisch

     Ein Bittgebet ist eben nicht ganz unproblematisch. Es unterstellt, dass man Gott erst bitten muss, bevor er handelt. Es enthält den leisen Zweifel und die Spur von Angst, dass Gott auch Nein sagen könnte, dass er mich also doch nicht vorbehaltlos, bedingungslos und uneingeschränkt liebt. Bittgebete haben auch etwas Unterwürfiges an sich, was meines Erachtens für ein Kind Gottes unwürdig ist. Im Gegensatz dazu sind Vertrauensgebete frei von Unterwürfigkeit, Zweifel und Angst. Aber so kannst du nur beten, wenn du ein inniges Verhältnis zu Gott hast, wie er dir in Jesus begegnet.
     Nun kannst du mit Recht einwenden, ist das Vaterunser nicht ein klassisches Bittgebet und stammt es nicht sogar von Jesus selbst? Ja, das stimmt, allerdings mit einer wesentlichen Einschränkung: Alle Bitten im Vaterunser stehen unter dem Vorbehalt der dritten Bitte: »Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden«. Das besagt, dass ich mit meinen Bitten auf Gott keinen Einfluss nehmen kann, sondern dass nur geschieht, was er will. Die Bitten aber machen mir bewusst, was ich brauche und worauf es ankommt: Dass Gott diese Welt und mein Leben regiert (dein Reich komme). Dass letztlich er das tägliche Brot gibt und ich es mir nicht selbst geben kann. Dass er die Schuld vergibt. Dass er auf rechter Straße führt (und nicht in Versuchung). Dass er von dem Bösen erlöst, weil er die Macht (Reich) dazu hat, die Kraft und die Herrlichkeit. Das ist es, was ich mir mit jedem Vaterunser bewusst mache. So wächst mein Glaube. Gott braucht mein Vaterunser nicht. Er gibt mir auch so, was ich brauche, genauso wie denen, die anders oder nicht glauben.
     Aber nun muss ich noch ein Geständnis machen: Ja, ich bitte Gott auch immer wieder mal zwischendurch, zum Beispiel dafür, dass die bevorstehende Geburt meines Enkels gut verlaufen und meine Tochter und das Kind gesund bleiben mögen. Doch dann sage ich wieder:

Gebet eins: Herr, wir sind alle in deiner Hand, auch meine Tochter und das Kind. Auch die, die jetzt krank sind und medizinische Hilfe brauchen. Auch ich, wenn ich mich ins Auto setze und zum Einkaufen fahre. Ich vertraue darauf, dass du es gut machen wirst. Denn wir alle sind von dir umgeben, wir leben in dir und du in uns. Untrennbar sind wir mit dir verbunden. Amen

Doch, auch ich bitte Gott vor allem, wenn ich in großer Angst und Not bin, zum Beispiel in einer gefährlichen Situation im Straßenverkehr. Dann bleibt mir sowieso nur noch ein Stoßgebet. Dann sage ich: „Hilfe, lieber Gott!“ oder einfach nur noch „O Gott!“. Und danach, wenn alles gut gegangen ist? Dann sage ich:

Gebet zwei: „Ja, es stimmt, du bist mein Hirte. Du segnest und behütest mich. Du weißt, was ich brauche, auch ohne dass ich es dir sage. Auf dich verlasse ich mich.“ Amen

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr


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3 Kommentare:

  1. Guten Morgen
    2 meiner Gebete jeden Morgen
    Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen

    Wer nur den lieben Gott lässt walten
    und hoffet auf ihn allezeit,
    den wird er wunderbar erhalten
    in aller Not und Traurigkeit.
    Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut,
    der hat auf keinen Sand gebaut.
    Was helfen uns die schweren Sorgen,
    was hilft uns unser Weh und Ach?
    Was hilft es, dass wir alle Morgen
    beseufzen unser Ungemach?
    Wir machen unser Kreuz und Leid
    nur größer durch die Traurigkeit.

    Durch diese Gebete starte ich mit fröhlichen, dankbaren Gedanken in den Tag
    Gott segne und behüte uns alle
    Elisabeth

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    1. Danke , Elisabeth , für die Erinnerung an: wer nur....
      Vor 54 Jahren im Konfirmandenunterricht gelernt, aber manchmal ganz verschwunden im Denken, wenn ich auch die Worte nich auswendig weiß.

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  2. Es ist interessant die Verschiedenheiten von Gebeten zu betrachten.

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