Lehrtext: Durch seine Wunden hat
Christus euch geheilt. Früher seid ihr herumgeirrt wie Schafe, die sich
verlaufen hatten. Aber jetzt seid ihr zu eurem Hirten zurückgekehrt, zu
Christus, der euch auf den rechten Weg führt und schützt. 1.Petrus
2,24-25
Liebe Leserin, lieber Leser,
letzten Montag kam im dritten bayerischen
Fernsehprogramm aus der Serie „Lebenslinien“ eine Reportage über die Bio-Bäuerin
Edeltraud Melzl-Butz. Eine faszinierende Frau mit starkem Willen, die oft gegen
harten Widerstand ihre Träume wahr gemacht hat. Aber warum ich hier davon
berichte, hat mit ihren beiden großen Söhnen zu tun. Der älteste, in den
Zwanzigern, hatte sich vor ein paar Jahren urplötzlich und ohne vorherige
Anzeichen selbst getötet. Wenige Monate später folgte ihm sein jüngerer Bruder
in den Tod. Er kam über den Verlust seines Vorbilds nicht hinweg.
Durch Leiden zum Glauben
Was das für
Edeltraud Melzl-Butz bedeutet hat, kann man nicht beschreiben. Vielleicht
trifft es die Redensart noch am ehesten, dass für sie eine Welt
zusammengebrochen ist. Ich frage mich, wie ein Mensch ein solches Leid
überstehen kann, ohne darunter zu zerbrechen. Und nun kommt noch etwas
Außergewöhnlicheres. Edeltraud Melzl-Butz fand über dieses unfassbare Leid zum
Glauben. So bekam sie die Kraft, das Leid zu tragen und sich wieder neu dem
Leben zuzuwenden. Sie, die so gern lacht, hat noch immer Tränen in den Augen,
wenn sie von dieser dunklen Zeit erzählt.
Aber
inzwischen ist sie wieder voller Tatkraft und Ideen. Eine davon wird demnächst
verwirklicht, wenn auf einem Grundstück ihres Hofs, mitten in der Natur, eine besondere Grundschule gebaut wird. Der Anstoß dazu war in ihrer Leidenszeit eine innere
Stimme, die sagte: „Wir brauchen dich noch hier. Du hast eine wichtige Aufgabe.
Du sollst eine Schule gründen.“ Und ihre Motivation, dieser Stimme zu folgen
war, dass nie wieder ein Kind so an sich zweifeln darf, dass es nicht mehr
leben kann.
Wie ist das
möglich, dass ein Mensch nach so großem Leid zum Glauben findet, statt sich von
Gott abzuwenden? Ich kann das nicht erklären. Das sind innere Vorgänge, zu
denen ein Außenstehender keinen Zugang hat. Doch das weiß ich, Edeltraud
Melzl-Butz ist bei Weitem nicht die einzige, die das erlebt hat. Viele Menschen
können davon berichten, dass nach ihrem persönlichen Karfreitag und einem
vielleicht monate- oder jahrelangen Karsamstag die Sonne wieder aufgegangen ist
und das Licht über die Dunkelheit, das Leben über den Tod, Christus über die Verzweiflung
gesiegt hat.
Den Leidenden nahe
Der
Kreuzestod Jesu wird in der Bibel verschieden gedeutet. Mir ist dabei wichtig, dass Menschen wie Edeltraud
Melzl-Butz sich in ihrem Leid vom Leid Jesu verstanden fühlen. Niemand
sonst kommt ihnen so nahe wie der Gekreuzigte. Niemand sonst kann zu ihnen sagen: „Und wenn du auch
im finsteren Tal der Leiden und des Todes wandern musst, ich bin bei dir. Du
musst dich nicht fürchten. Ich kenne diesen Weg. Auch wenn er lang dauert, er
wird zu Ende gehen. Vertraue mir, dieses Tal hat einen Ausgang. Ich bin dein Hirte
und ich bringe dich wieder ins Licht.“
Gebet: Herr, was haben die Menschen damals dir nur angetan, dass sie dich
getötet haben, der du ihnen doch Gottes Liebe gebracht hast? Wie verblendet
sind sie gewesen, dass sie dich nicht erkannt haben! Wie gemein, dass sie dich
verspottet haben! Wie grausam, dass sie dich gefoltert und ans Kreuz geschlagen
haben!
Doch du hast nicht Böses mit Bösem vergolten. Hast noch im Sterben gezeigt,
dass du auch unter Qualen nicht davon ablässt, deine Feinde zu lieben. So hat
deine Liebe den Hass und den Tod überwunden. So hast du sie aus der Feindschaft
erlöst und ihnen die Freiheit der Kinder Gottes geschenkt.
Herr, ich bin ein Mensch wie sie. Wie kann ich meinen,
dass ich anders gewesen wäre? Du hast den Menschen damals vergeben, darum wirst
du mir heute vergeben. Du hast sie damals geliebt, darum wirst du mich heute
lieben. Du hast sie damals gerettet, darum wirst du mich heute retten. Ich
verlasse mich nicht auf meine Frömmigkeit, meine Moral, mein Wissen, sondern auf
dein göttliches Erbarmen mit uns allen. Amen
Einen gesegneten Karfreitag!
Hans Löhr
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Lieber Herr Löhr,
AntwortenLöschensie betonen die Aspekte von Ostern, die mir, in einem teils schwierigen Glaubensleben am wichtigsten geworden sind : ein "mitfühlender Gott im Leid"(Kreuz), "verzweiflung und Hoffnungslosigkeit" ( Karsamstag) und dann, manchmal wider Erwarten und auch anders als erwartet ( sie erkannten Ihn zunächst nicht), " neues Leben" die Auferstehung.
Sicher ist Vergebung der Zielverfehlung auch sehr wichtig, wurde aber mit einer fürchterlichen Strafmentalität, bis hin zum Höllenglauben oft bis zur Unkenntlichkeit verzerrt und missbraucht.
ich danke hier nochmals herlich für Ihre Auslegungen.
LG
aus Köln
Martina E.
Eine Geschichte, die mich tief trifft. Ich habe selbst zwei Kinder in den Zwanzigern, und ich habe einen guten Freund einen Sohn im Kleinkindalter verlieren sehen. Das war die traurigste Beerdigung, auf der ich je war.
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