Donnerstag, 30. April 2020

Was habe ich davon, dass ich an Gott glaube? hl

Losung: Gott ist dennoch Israels Trost für alle, die reinen Herzens sind. Psalm 73,1

Lehrtext: Ihr Lieben, wenn uns unser Herz nicht verdammt, so reden wir freimütig zu Gott, und was wir bitten, empfangen wir von ihm; denn wir halten seine Gebote und tun, was vor ihm wohlgefällig ist. 1.Johannes 3,21-22

Liebe Leserin, lieber Leser,

das ist schon seit jeher für Menschen, die an Gott glauben, ein Problem, dass es anderen, denen er egal ist, gut geht. Immer wieder einmal kommt die Bibel darauf zu sprechen (Hiob; Prediger …), so auch im (klick) Psalm 73, aus dem die heutige Losung stammt. Und so fragen sich viele, denen es nicht so gut geht, bis heute: ‚Habe ich denn nichts davon, dass ich an Gott glaube? Soll ich mich mit dem Trost zufrieden geben, dass es mir im Jenseits einmal besser gehen wird?‘ Oder wie der Verfasser von Psalm 73: „War es denn völlig umsonst, dass ich mir ein reines Gewissen bewahrte und mir nie etwas zuschulden kommen ließ?“ (Psalm 73,13)

Religiöse DNA

     Die Vorstellung, dass Gott mich irgendwie belohnen müsse, wenn ich mich schon nach ihm richte, ist Teil der religiösen DNA der Menschen, egal welcher Religion. Sich davon zu lösen, fällt schwer. Und doch hat das Verhältnis zwischen Gott und Mensch nichts mit Belohnung oder Strafe zu tun. Mir selbst ist diese Erkenntnis schwer gefallen. Dass dennoch in der Bibel so viel davon die Rede ist, zeigt nur, wie stark die Verfasser der biblischen Schriften jener religiösen Vorstellung verhaftet sind, auch der, der den ersten Johannesbrief geschrieben hat (Lehrtext).

Die Vertröstung aufs Jenseits ist zynisch

     Stattdessen gibt es auf die Frage, warum es den Anschein hat, dass dieser belohnt und jener bestraft wird keine Antwort (siehe Buch Hiob). Auch die Vertröstung auf das Jenseits verfängt nicht. Damit wurde und wird in der Geschichte zu viel Schindluder getrieben. Die Leibeigenen, die Sklaven, die Schuldknechte, die Ausgebeuteten sollten bleiben, was sie waren. Dafür würden sie einmal im Himmel belohnt. – Was für ein widerlicher Zynismus!
     Aber bietet denn dann die Religion keinen Trost? Für Anhänger verschiedener Religionen vielleicht. Für mich nicht. Mich beruhigen keine Wallfahrten und Votivgaben, keine Opfer und Spenden, keine Gebetsmühlen und Ablässe, keine kirchlichen Rituale, keine Wahnvorstellungen, dass es Reine und Unreine gäbe, Erwählte und Verworfene. Ich kann mit einem magischen Bibelverständnis nichts anfangen. Ich sammle bei Gott keine Fleißpunkte, wenn ich alles, was in ihr steht, wörtlich nehme und blind glaube und meine, was nicht in ihr steht, sei nicht so wichtig. Und darum heißt dieses Blog „Nachdenken über die Bibel“ und nicht „Nachplappern der Bibel.“

Was mein Trost ist

     Und dennoch ist Gott auch mein Trost (Losung), auch wenn ich von mir nicht behaupten kann, dass ich ein reines Herz habe, seine Gebote halte und tue, was vor ihm wohlgefällig ist (Lehrtext). So voll mag ich den Mund nicht nehmen. So anmaßend will ich nicht sein. Mein Trost ist Jesus Christus. Bei Gott kommt es nicht auf mein reines Herz an, sondern auf seines. Nicht darauf, dass ich alle Gebote halte, sondern dass er sein eigenes Liebesgebot erfüllt und ich ihm auf diesem Weg folge, so gut ich kann. Gott hat von Jesus gesagt, dass er an ihm „Wohlgefallen habe“. Doch weil ich zu ihm gehöre wie eine Hand oder ein Fuß zu seinem Leib, darum gilt das auch mir, obwohl ihm bestimmt nicht alles gefällt, was ich tue.
     Der Verfasser von Psalm 73 sagt, entscheidend ist, wie das Leben endet. Die Frevler „wird Gott ins Verderben stürzen“, aber die Frommen würden „ihm immer nahe sein“. Ja, ich glaube auch, dass letztlich das Ende entscheidend ist. Doch weil ich auf Jesus vertraue, glaube ich, dass alles, was Gott angefangen hat, schließlich und endlich ein gutes Ende nehmen wird – ausnahmslos alles!

Gebet: Herr, das stimmt, ich kann freimütig mit dir reden und so unter deine Augen treten, wie ich bin. Dazu brauche ich keine Leistungsnachweise und teuren Erlaubnisscheine. Du wirst mir mit meinen Grenzen und Schwächen durch dieses Leben hindurch helfen wie du das auch bei anderen tust und mich und sie und deine ganze Schöpfung erlösen. Amen

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr


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1 Kommentar:

  1. Hallo Herr Löhr,
    vielen Dank für Ihre stärkenden Gedanken, die Gott den Glauben an einen großen Gott verdeutlichen. Ja, es fällt wirklich oft schwer, sich diesen Gott zu vergegenwärtigen. Deshalb danke ich für Menschen, durch die Gott spricht. Ein schönes langes Wochenende für Sie, Marianne

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