Losung: Gott ist dennoch Israels Trost für alle,
die reinen Herzens sind. Psalm 73,1
Lehrtext: Ihr Lieben, wenn uns unser Herz nicht
verdammt, so reden wir freimütig zu Gott, und was wir bitten, empfangen wir von
ihm; denn wir halten seine Gebote und tun, was vor ihm wohlgefällig ist. 1.Johannes 3,21-22
Liebe
Leserin, lieber Leser,
das
ist schon seit jeher für Menschen, die an Gott glauben, ein Problem, dass es
anderen, denen er egal ist, gut geht. Immer wieder einmal kommt die Bibel
darauf zu sprechen (Hiob;
Prediger …),
so auch im (klick) Psalm
73,
aus dem die heutige Losung stammt. Und so fragen sich viele, denen es nicht so gut
geht, bis heute: ‚Habe ich denn nichts davon, dass ich an Gott glaube? Soll ich
mich mit dem Trost zufrieden geben, dass es mir im Jenseits einmal besser gehen
wird?‘ Oder wie der Verfasser von Psalm 73: „War es denn völlig umsonst, dass
ich mir ein reines Gewissen bewahrte und mir nie etwas zuschulden kommen ließ?“ (Psalm 73,13)
Religiöse DNA
Die Vorstellung, dass Gott mich irgendwie
belohnen müsse, wenn ich mich schon nach ihm richte, ist Teil der religiösen DNA
der Menschen, egal welcher Religion. Sich davon zu lösen, fällt schwer. Und
doch hat das Verhältnis zwischen Gott und Mensch nichts mit Belohnung oder Strafe
zu tun. Mir selbst ist diese Erkenntnis schwer gefallen. Dass dennoch in der Bibel
so viel davon die Rede ist, zeigt nur, wie stark die Verfasser der biblischen Schriften
jener religiösen Vorstellung verhaftet sind, auch der, der den ersten Johannesbrief
geschrieben hat (Lehrtext).
Die Vertröstung aufs Jenseits ist zynisch
Stattdessen gibt es auf die Frage, warum es
den Anschein hat, dass dieser belohnt und jener bestraft wird keine Antwort (siehe Buch Hiob). Auch die Vertröstung auf das Jenseits verfängt
nicht. Damit wurde und wird in der Geschichte zu viel Schindluder getrieben.
Die Leibeigenen, die Sklaven, die Schuldknechte, die Ausgebeuteten sollten
bleiben, was sie waren. Dafür würden sie einmal im Himmel belohnt. – Was für
ein widerlicher Zynismus!
Aber bietet denn dann die Religion keinen Trost?
Für Anhänger verschiedener Religionen vielleicht. Für mich nicht. Mich
beruhigen keine Wallfahrten und Votivgaben, keine Opfer und Spenden, keine Gebetsmühlen
und Ablässe, keine kirchlichen Rituale, keine Wahnvorstellungen, dass es Reine
und Unreine gäbe, Erwählte und Verworfene. Ich kann mit einem magischen Bibelverständnis
nichts anfangen. Ich sammle bei Gott keine Fleißpunkte, wenn ich alles, was in
ihr steht, wörtlich nehme und blind glaube und meine, was nicht in ihr steht,
sei nicht so wichtig. Und darum heißt dieses Blog „Nachdenken über die Bibel“ und nicht „Nachplappern der Bibel.“
Was mein Trost ist
Und dennoch ist Gott auch mein Trost (Losung), auch wenn ich von
mir nicht behaupten kann, dass ich ein reines Herz habe, seine Gebote halte und
tue, was vor ihm wohlgefällig ist (Lehrtext). So voll mag ich den Mund nicht nehmen.
So anmaßend will ich nicht sein. Mein Trost ist Jesus Christus. Bei Gott kommt
es nicht auf mein reines Herz an, sondern auf seines. Nicht darauf, dass ich
alle Gebote halte, sondern dass er sein eigenes Liebesgebot erfüllt und ich ihm
auf diesem Weg folge, so gut ich kann. Gott hat von Jesus gesagt, dass er an
ihm „Wohlgefallen habe“. Doch weil ich zu ihm gehöre wie eine Hand oder ein Fuß
zu seinem Leib, darum gilt das auch mir, obwohl ihm bestimmt nicht alles
gefällt, was ich tue.
Der Verfasser von Psalm 73 sagt,
entscheidend ist, wie das Leben endet. Die Frevler „wird Gott ins Verderben stürzen“,
aber die Frommen würden „ihm immer nahe sein“. Ja, ich glaube auch, dass
letztlich das Ende entscheidend ist. Doch weil ich auf Jesus vertraue, glaube
ich, dass alles, was Gott angefangen hat, schließlich und endlich ein gutes
Ende nehmen wird – ausnahmslos alles!
Gebet: Herr, das stimmt, ich
kann freimütig mit dir reden und so unter deine Augen treten, wie ich bin. Dazu
brauche ich keine Leistungsnachweise und teuren Erlaubnisscheine. Du wirst mir
mit meinen Grenzen und Schwächen durch dieses Leben hindurch helfen wie du das
auch bei anderen tust und mich und sie und deine ganze Schöpfung erlösen. Amen
Herzliche Grüße!
Ihr / dein Hans Löhr
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Hallo Herr Löhr,
AntwortenLöschenvielen Dank für Ihre stärkenden Gedanken, die Gott den Glauben an einen großen Gott verdeutlichen. Ja, es fällt wirklich oft schwer, sich diesen Gott zu vergegenwärtigen. Deshalb danke ich für Menschen, durch die Gott spricht. Ein schönes langes Wochenende für Sie, Marianne